Als Symbol ist der Vogel beliebt, sowohl im Tattoo-Studio als auch bei den Traumdeutern. Selbst Wissenschaftler sind mit ihm vertraut.
Es regnet. Nicht kräftig, dafür aber andauernd. Für Landwirt Norbert Götz ist das keine Überraschung. Die Schwalben auf seinem Hof haben das Regenwetter bereits am Vortag angekündigt. "Sie sind nur etwa haushoch geflogen und nicht so weit oben wie sonst", schildert der 53-Jährige seine Beobachtungen. Haushoch sind die Vögel auch jetzt unterwegs. "Das Wetter wird wohl noch eine Weile so wechselhaft bleiben", vermutet der Landwirt.
Etwa 25 Paare Rauchschwalben leben auf seinem Anwesen in Aschach. Ihre Nester haben sie in der Scheune gebaut. Einige davon sind schon leer, da der Nachwuchs bereits ausgeflogen ist. In einem jedoch tummeln sich schätzungsweise fünf relativ ausgewachsene Jungvögel. Eng sitzen sie beieinander, zwitschern aufgeregt. "Ich denke, in ein, zwei Tagen sind auch sie weg", sagt Götz.
Die Schwalbenmutter fliegt derweil ganz aufgeregt herum. Sie spürt, dass jemand Fremdes da ist. Zwischen fünf und sieben Junge zieht ein Schwalbenpaar pro Jahr auf. Somit leben zwischenzeitlich etwa 200 Schwalben auf dem Milchviehhof in Aschach. Entsprechend gibt es kaum Fliegen oder Mücken. "Das ist gut für uns, da müssen wir keine Chemie zur Bekämpfung einsetzen", sagt Götz. Der Aschacher mag die Schwalben, sie gehören schon immer zu seinem Bauernhof. Besonders schön sei für ihn die Zeit im Frühjahr, wenn die Schwalben aus dem warmen Süden zurückkehren. "Dann verscheuchen sie erst einmal die Spatzen, die sich über den Winter in ihren Nestern breit gemacht haben", erzählt er. Das sei dann fast so wie beim Krieg der Sterne. Sobald die Spatzen vertrieben sind, beginnen die Schwalben damit, die Nester zu putzen, zu reparieren und auszubauen. Sie holen sich dafür in Pfützen aufgeweichten Lehm, sammeln auch Stroh und Heu auf. "Die Baustoffe vermischen sie mit ihrem Speichel", weiß Götz.
So entstehen zwar keine beeindruckenden Bauwerke, dafür aber haltbare und stabile. Wie sonst sollte das Nest fünf bis sieben Junge und das Elternpaar aushalten. Ende September, Anfang Oktober brechen die Vögel dann in den Süden auf, wo sie die Wintermonate verbringen. Manche ziehen dafür sogar bis nach Nordafrika. "Wenn sie recht bald wegziehen, gibt's strenge Winter, sagte man früher", erzählt Götz.
Doch inzwischen kann er diese Bauernregel nicht mehr bestätigen. "In den vergangenen Jahren sind die Schwalben immer bald weggezogen und wir hatten recht milde Winter", fügt er hinzu. Weshalb das so ist, darüber kann der Landwirt nur spekulieren: "Vielleicht liegt es am Klimawandel." Umso erfreuter ist er, dass die Schwalben jedes Jahr aufs neue zu ihm auf den Hof kommen. "Es hat so etwas Beständiges."
Doch laut Landesbund für Vogelschutz (LBV) geht die Zahl der in Unterfranken lebenden Schwalben seit Jahren zurück. Bei der jüngsten Zählung der Gartenvögel, die vom 12. bis 14. Mai stattfand, wurde das Vorkommen der Mehlschwalbe mit 1,4 Vögel pro Garten bewertet. 2016 lag dieser Wert bei 2,5.
Neue Schwalben eingezogen
Mehl- und Rauchschwalben stehen wegen des enormen Rückgangs auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Im Landkreis Bad Kissingen ist Dieter Fünfstück, Experte des LBV, im Großen und Ganzen zufrieden mit der Schwalbenpopulation. "Sie sind bei uns noch da", sagt er. Ihre Entwicklung könne er nur schlecht einschätzen. Diese hinge davon ab, wie viel Nahrung und Brutplätze die Vögel finden. Deshalb appelliert Fünfstück an Hausbesitzer: "Entfernen sie die Nester nicht, sondern bringen sie Kotbretter an."
Auf den Bauernhof in Aschach treffen diese Aussagen des LBV jedoch nicht zu. Im Gegenteil. "Ich habe vereinzelt ein paar neue Schwalben beobachtet, die sich hier irgendwo niedergelassen haben", erzählt Norbert Götz. Diese hätten eine ganz weiße Unterseite. Offenbar handelt es sich bei diesen Neuzugängen um Mehlschwalben. Sie jagen ebenso wie die Rauchschwalben über den Hof, pfeilschnell und haushoch.
Mehr als nur Flugkünstler
Weltweit gibt es laut Landesbund für Vogelschutz (LBV) zwischen 80 und 89 Arten. Die Rauch- und die Mehlschwalbe kommen in unserer Region am häufigsten vor. Rauchschwalben sind schlanke Vögel mit gegabeltem Schwanz, blauschwarzem Rücken, weißem Bauch sowie brauner Kehle. Sie gelten als sehr wendige und schnelle Flieger, können bis zu 80 Stundenkilometer Geschwindigkeit erreichen. Pro Tag legen sie bis zu 300 Kilometer zurück. Ihre Zugstrecke, die bis in den Norden Afrikas reicht, beträgt rund 12 000 Kilometer. Die Rauchschwalbe, die in Ställen und Scheunen nistet, wird auch als Küchen-, Schornstein-, Schlot-, Feuer- und Bauernschwalbe bezeichnet. Sie frisst ausschließlich Insekten, vor allem fliegende Mücken und Fliegen. Bei den Mehlschwalben sind Unterseite und Bürzel schneeweiß, auch ihr Schwanz ist gegabelt. Sie baut ihre Nester außerhalb von Gebäuden.
Sage
Tereus war König von Thrakien, Gatte der Prokne und Vater des Itys. Als er nach Athen reiste, bat ihn Prokne, ihre Schwester Philomele von dort mitzubringen. Auf dem Weg entehrte er sie und schnitt ihr, damit es geheim bliebe, die Zunge ab. Philomele aber tat es der Schwester durch ein Gewebe kund, worauf beide aus Rache Itys, den Sohn des Tereus, schlachteten und dem Vater auftischten. Dieser, die Reste seines Sohnes erkennend, verfolgte die Schwestern, die von den Göttern verwandelt wurden. Prokne wurde zur Nachtigall, Philomele zur Schwalbe. Tereus wurde zum Wiedehopf oder nach späterer Sage zum Specht oder Habicht.
Gedicht
Frau Schwalbe ist 'ne Schwätzerin, Sie schwatzt den ganzen Tag, Sie plaudert mit der Nachbarin, So viel sie plaudern mag. Das zwitschert, - das zwatschert Den lieben langen Tag!
Sie schwatzt von ihren Eiern viel, Von ihren Kindern klein, Und wenn sie Niemand hören will, Schwatzt sie für sich allein, Das zwitschert, - das zwatschert Und kann nicht stille sein.
Hält sie im Herbst Gesellschaft gar Auf jedem Dache dort, - So schwatzen die Frau Schwalben all Erst recht in einem fort; Das zwitschert, - das zwatschert Und keiner versteht ein Wort!