Die evangelischen Christen in Hammelburg erinnerten an die Weihe ihrer Kirche St. Michael vor 50 Jahren.
Die Bänke waren bis auf den letzten Platz besetzt, und auch am Altar fand sich eine ganze Reihe von Geistlichen ein. Pfarrer Robert Augustin konnte Regionalbischof Christian Schmidt, Dekan Michael Wehrwein und seinen Vorgänger, Pfarrer Robert Rüster, begrüßen. Hochkarätig war auch die musikalische Begleitung durch Dekanatskantor Mark Genzel.
Er zog nicht nur alle Register an der Orgel, sondern schwang auch den Taktstock für den Hammelburger Kirchenchor und den Kantatenchor der Auferstehungskirche Lohr. Instrumental wurde Buxtehudes Kantate "Alles war Ihr tut - mit Worten und mit Werken" vom Streicherensemble der Lohrer Auferstehungskirche unterstützt. Bischof Schmidt zeigte sich begeistert vom "Schatz dieser Kirchenmusik" in dem festlich geschmückten Gotteshaus.
Seit 18 Jahren dabei "Ich bin seit 18 Jahren Mitglied in der Hammelburger Kirchengemeinde", erzählt Alma Schröder. Sie kam mit ihrer Familie aus Kasachstan nach Deutschland. "Hier ist es sehr gut - Gott sei Dank", bestätigt Ehemann Lonhard Schröder. "Wie es in einer evangelischen Kirchengemeinde zugeht, davon haben mir meine Eltern erzählt, als ich Kind war", erinnert sich Alma Schröder. Im kommunistischen Russland sei das Kirchenleben mit Glockenläuten und Orgelspiel verboten gewesen. "Aber in den Familien wurden Andachten gehalten", weiß sie.
Regionalbischof Schmidt erinnerte an die Weihe des Gotteshauses, "auf den Tag genau vor 50 Jahren". Seinerzeit habe es viele Befürworter, aber auch Gegner des modernen Baustils gegeben. "Ich finde, es ist ein sehr gelungenes Bauwerk Gottes - ähnlich einer modernen Skulptur mit einer großzügig geschwungenen Decke", betonte Schmidt. Die Architekten Olaf Gulbransson und Karl Schwabenbauer entwarfen die Pläne schon 1961. "Jede Epoche muss dem Glauben ihren zeitgemäßen Ausdruck verleihen", ist Schmidt überzeugt.
Vorher im Bethaus Vor dem Bau des Kirchengebäudes nutzten die Protestanten das 1928 geweihte Bethaus in Hammelburg, das heutige evangelische Gemeindehaus. "Doch hat sich das Bethaus als zu klein erwiesen", so Schmidt. Hannelore Kaltenmeier, eine gebürtige Bonnländerin, verrät: "Ich bin unter den Letzten, die vor 50 Jahren im alten Gebetshaus konfirmiert wurden." Die St. Michaels-Kirche war damals im Bau. "Da waren wir Konfirmanden recht traurig, dass wir das verpassten", erinnert sie sich. Sie war damals 15 und fand die moderne Architektur ganz toll.
"Eine schöne und große Kirche war das für mich. In dem jugendlichen Alter macht man sich keine weiteren Gedanken", sagt sie. Die Älteren hätten den modernen Kirchenbau damals als etwas kahl empfunden. Ihr Ehemann Friedrich Altmeier erinnert sich: "Wir sind in dieser Kirche vor 42 Jahren von Pfarrer Baumgart getraut worden. Unsere Kinder wurden hier von Pfarrer Rüster getraut und die Enkel von ihm getauft." Die Familie habe eine ständige Verbindung zu St. Michael.
"Gemessen an der Menschheitsgeschichte sind 50 Jahre eine geringe Zeitspanne", stellte Dekan Wehrwein fest. Das halbe Jahrhundert sei sowohl für die Hammelburger Kirchengemeinde als auch für das Dekanat ein wichtiger Teil der lokalen Kirchengeschichte. "Ein Ort der Sammlung und der Sendung ist dieses Gotteshaus", so Wehrwein. Die Lebensgeschichte vieler Menschen sei hiermit verwoben.
Nach dem Jubiläumsgottesdienst wurde rund um den Kirchenbau bei Speis und Trank fröhlich gefeiert. Saftbar, Weltladen, Büchertische und Flohmarkt luden zur Kurzweil ein. Die Kinder nutzten den Spielplatz der KiTa. Wissen über die heilige Schrift war beim Bibelquiz mit Hans-Jürgen Burdack gefragt. Michael Hügel und David Reß lasen aus Thomas Manns "Herr und Hund" vor.