Bei den Kappenabenden in Steinach ging es hoch hinaus. Die Bühne war zwar klein, der Spaß dafür aber umso größer.
Absolut bodenständig und keinesfalls abgehoben waren die zwei Kappenabende des Steinacher Rauchclubs Blaue Wolke, obwohl das diesjährige Motto "Steinach über den Wolken" hieß. Dicht besetzt waren die Stuhlreihen im Gasthof Adler & Post, dessen Festsaal heuer zum zweiten Mal die wegen Sanierung gesperrte Henneberghalle ersetzen musste.
So leitete statt des Siebenerrates ein Dreierrat die Sitzung und Walter Heitel ersetzte am Akkordeon das Orchester.
Freundlich begrüßt wurden alle Gäste beim Betreten des "Fasching-Flugzeugs" von den beiden kess uniformierten Flugbegleiterinnen Jacqueline Dünisch (24) und Liane Benkert (23), die später vor dem Start die notwendigen Sicherheitshinweise gaben und im Laufe des Abends noch mit ihrem Wägelchen durch die Reihen gingen und je nach
Stimmungshöhe an die Gäste Alkohol oder Tomatensaft ausschenkten.
Schon seit 2000 ist Liane Benkert im Steinacher Fasching aktiv. Damals war die Zahnmedizinische Fachangestellte gerade mal neun Jahre alt. Die Mutter und ihre ältere Schwester Laura (26), beide in der Tanzgarde aktiv, hätten auch sie damals zum Tanzen gebracht. Zwei Jahre später kam ihre Kindergarten-Freundin Jacqueline ebenfalls in die Garde.
Seitdem sind die zwei beim Steinacher Fasching unzertrennlich. Liane: "Ich würde nie etwas ohne Jacqueline machen."
Jacqueline Dünisch studiert Molekularwissenschaft in Erlangen und kommt nur noch am Wochenende oder in den Semesterferien in ihr Heimatdorf. Aber an den Steinacher Fasching denkt sie das ganze Jahr und sammelt Ideen für ihre Auftritte.
Auch sie wurde von ihrer Mutter, die früher in der Garde mit Lianes Mutter zusammen tanzte, für den Fasching begeistert. Nach ersten Auftritten als Tänzerin bereichert sie nun schon zum fünften Mal mit Freundin Liane das Sitzungsprogramm mit eigenen Nummern.
Angefangen hatte es mit einer gemeinsamen Moderation als Vertretung des Sitzungspräsidenten, dann kam der erste gemeinsame Sketch.
In den Weihnachtsferien setzen sich beide zusammen und arbeiten am Konzept, danach wird bis zum Auftritt an jedem Wochenende am Text gefeilt.
Noch als Oma auf der Bühne Überhaupt können sich beide ein Leben ohne Fasching gar nicht mehr vorstellen und gastieren deshalb zusätzlich in Aschach und Grißenbrach. "Fasching muss sein." In der fünften Jahreszeit seien die Menschen immer fröhlich.
Scheu, sich auf die Bühne zu stellen, kennen sie nicht. "Der Applaus und das Lachen der Gäste motivieren", sind sie sich einig. "Wir treten auf, bis es nicht mehr geht, auch als Oma, bis zum Umfallen", lachen sie über sich selbst.
Im Cockpit des Steinacher Faschingsflugzeugs stand inzwischen Flugkapitän Fridolin von Freienboten alias Andreas Freibott, nachdem der Dreierrat aus Sitzungspräsident Michael Balling, Sandra Kirchner und Matthias Bühner die
Sitzung mit einem dreifachen "Stänich Helau" eröffnet hatte. Zünftig uniformiert und mit dunkler Pilotenbrille erklärte der Flugkapitän seinen Gästen erst einmal mit deutlichen Worten, wo es lang geht. Nichts wurde ausgespart, was sich 2014 in Steinach abgespielt hatte, alles und jeder wurde beim Namen genannt. Natürlich schimpfte er über die geschlossene Henneberghalle, denn nur deren Bühnengröße könne ihm das angemessene Podium
bieten. Deshalb mahnte er auch Bürgermeister Wolfgang Back: "Drum treibe voran die Restauration, dann sei dir gegönnt auch die Pension."
Spagat und Rad auf kleiner Bühne Nach dem begeisternden Auftritt des erst elfjährigen Tanzmariechens Maria Burger, die auf der viel zu kleinen, nur provisorisch hergerichteten Bühne herumwirbelte brachten die fünf Kellersbachspatzen den Saal zum Toben.
Vom Stammtisch aus mokierten sie sich über Allerlei. Besonders die Frauen bereiteten den fünf gestandenen Mannsleuten einige Sorgen: "Drum Danke sage Gott, wer dahem noch keene hat." Ein weiterer Höhepunkt der Sitzung war traditionell die lästerliche Zusammenfassung des Dorfgeschehens in der "Bierzeitung", aus der Frank Schmitt und Michael Balling die wichtigsten Meldungen vorlasen.
Vom Faschingsverband Franken mit dem diesjährigen Sessionsorden geehrt wurden als
langjährig verdiente Akteure Peter Schmitt und Janina Dünisch, die gerade vorher mit Pauline Roßwirt in einem Sketch auf der kleinen Bühne gestanden hatte. Dünisch wurde vor allem für ihre Arbeit als Trainerin der Tanzgarde und des Tanzmariechens ausgezeichnet. Schmitt wurde für seine Mitwirkung beim früheren Männerballett, als Akteur bei den Kellersbachspatzen und seine Arbeit als Beleuchter und Techniker mit dem Sessionsorden geehrt.