Fundus der Heimatspielgemeinde in Bad Kissingen

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Fabio Pfennig spielt heuer den Melchior. Bei der Kostümausgabe suchte Brigitte Zecha für ihn ein passendes Kostüm. Fotos: Heike Beudert
Fabio Pfennig spielt heuer den Melchior. Bei der Kostümausgabe suchte Brigitte Zecha für ihn ein passendes Kostüm. Fotos: Heike Beudert
 
 
 
 
 
 

Fast 300 Kostüme befinden sich im Fundus der Heimatspielgemeinde. Manch ein Heimatspieler hat aber auch sein eigenes Kostüm zuhause.

Fabio Pfennig wird in diesem Jahr erstmals beim Heimatspiel in die Rolle des Scholaren Melchior schlüpfen. Seinen Text kann er schon auswendig. "Er spielt gut", lobt ihn der Vorsitzende der Heimatspielgemeinde, Bruno Eckert. Doch ehe Fabio auf die Bühne gehen kann, muss ein passendes Kostüm gefunden werden. Bruno Eckert und Brigitte Zecha tragen bei der ersten Kostümausgabe für die Heimatspielsaison mehrere Jacken herbei.
Fabio schwitzt schon, lässt die Prozedur aber klaglos über sich ergehen. Und irgendwann, nach der dritten oder vierten Anprobe ist endlich ein Kostüm gefunden. Fabio atmet auf. Bruno Eckert holt die Hose. "Die passt immer", sagt er. Sie hat einen Gummizug.

Anstrengende Suche

Bei den Kindern und Jugendlichen kann die Kostümsuche anstrengend sein, weiß Bruno Eckert. Denn die Kinder wachsen von Jahr zu Jahr aus ihren Kostümen heraus. Außerdem hat er beobachtet, dass sich in den vergangenen Jahrzehnten sich die Figuren verändert haben. Bei den Kindern und Jugendlichen seien die Schultern oftmals breiter als früher. Ältere Kostüme lassen sich deshalb manchmal gar nicht mehr ausleihen.

Die Heimatspielgemeinde hat darauf reagiert. Immer wieder werden Kostüme nachgeschneidert und verändert. Bruno Eckert holt zum Vergleich zwei Stadtknechtuniformen hervor. Früher war der Wams viel kürzer geschnitten als heute. Doch auch bei der Materialwahl hat sich einiges geändert. "Leinen hat zu sehr geknittert", erzählt Eckert. Das wäre zwar authentisch, ist aber unpraktisch. Kunstfasern hätten sich auch nicht bewährt. Heute achte man sehr darauf, dass die Stoffe angenehm zu tragen sind. Warm sind die dicken Stoffe aber trotzdem noch. Das schwarze Scholarenjäckchen von Fabio Pfennig macht da keine Ausnahme.

Reserviert für bestimmte Träger

Rund 220 Kostüme kann die Heimatspielgemeinde ausgeben. Im Fundus gibt es dazu nochmals 80 weitere, ältere Kostüme, schätzt Bruno Eckert. Außerdem haben einige Darsteller ihre Kleidung selbst genäht und diese sind deshalb gar nicht im Bestand der Heimatspielgemeinde aufgeführt. An anderen Kostümen hängt schon ein Namensschild. Sie sind reserviert für bestimmte Träger.

Seit rund sechs Jahren gibt es ein Karteikartensystem für die Kostümverwaltung, erläutert Claudia Skuppin, die mit Gabi Gopp die Verleihe organisiert. Jedes Kostüm hat eine eigene Karteikarte. Wird ein Kostüm ausgeliehen, wird dort das Datum und der Träger notiert. "Wir haben dadurch immer einen Überblick, wo ein Kostüm ist", erläutert Claudia Skuppin.

Im heimischen Schrank

Das hat durchaus seine Berechtigung, weiß Bruno Eckert. Es kommt vor, dass Kostüme im heimischen Kleiderschrank vergessen werden. "Die Waffen bekommen manchmal Füße", hat Eckert festgestellt. Da helfe das System enorm, zumal auch Fotos beigefügt sind.

Zwischenzeitlich hat Karl-Heinz Mangold seinen Pfarrer-Hut gefunden. Die Rolle spielt er seit rund sieben Jahren. Beim Heimatspiel selbst ist er schon seit 1983 dabei. Angefangen hat er als Bildhäuser. "Ich war der echte einzige Bildhäuser", lacht der Münnerstädter. Denn er ist als Bub auf dem Klostergut aufgewachsen.

Reger Andrang herrscht an der ersten Kostümausgabe, aber meistens werden nicht alle Uniformen und Kleider gleich beim ersten Mal in der Zehntscheune abgeholt. Für diese Woche plant Bruno Eckert einen weiteren Ausgabetermin. Doch auch wer es sich kurzfristig überlegt, hat in der Regel gute Karten, noch ein Kostüm zu bekommen - zumindest für die großen Fußgruppen gilt das. Wer in der Schnittergruppe mittanzen möchte, muss es sich schnell überlegen. Denn da beginnen jetzt die Tanzproben, ebenso bei den Tanzmädchen.

Mitspieler kann die Heimatspielgemeinde immer gebrauchen, betont Bruno Eckert. Er selbst spielt seit seiner Jugend im Heimatspiel mit. Damals habe seine Oma einfach bestimmt, dass er mitmachen muss. "Da bist du gar nicht gefragt worden", sagt er. Die Kostümausgabe ist gewissermaßen ein Startpunkt für die Heimatspielsaison, auch wenn die Akteure mit tragenden Rollen längst schon wieder ihre Texte üben.