Die Euerdorfer Fossiliensammlung hat über die Region hinaus Bedeutung. Das neu eingerichtete Museum "Terra Triassica" macht die Zeit vor 250 Millionen Jahren auch für die Öffentlichkeit verständlich.
Aus kindlicher Neugier und Abenteuerlust ging vor mehr als 40 Jahren eine bedeutende Fossiliensammlung hervor. "Als Kinder haben wir verbotenerweise im Steinbruch gespielt. Dabei hat ein Kumpel eine Muschel entdeckt", erklärt Michael Henz. Von da an war das Interesse geweckt. "Als wir dann mit 16 mobil waren, haben wir uns in der Universität in Würzburg über Fossilien informiert", berichtet Jürgen Sell.
Michael Henz, Jürgen Sell, Bernd Neubig und Horst
Mahler haben über die Jahre Tausende von Versteinerungen zusammengetragen. Sie schenkten die Funde dem Markt Euerdorf. Die Gemeinde hat dafür das Museum "Terra Triassica" im alten Forsthaus neu eingerichtet.
Die Sammlung sei "einmalig und wichtig für die Region", sagt Projektleiterin Patricia Schießer. Und Bürgermeister Reinhard Hallhuber (CSU) spricht in Verbindung mit dem "Weg durch die Zeit" und dem "Panoramaweg Wein und Stein" von einem
Alleinstellungsmerkmal. Jochen Ramming kann dies nur bestätigen. Denn in der ganzen Region gebe es kein naturwissenschaftliches Museum mit Fossilien. Die Sammlung der Universität Würzburg sei ja zum Beispiel öffentlich nicht zugänglich.
Ramming vom Büro FranKonzept hat das Design für die Ausstellung im alten Forsthaus entwickelt. Das Expertenwissen, die Beschreibungen und Texte haben die Hobby-Paläontologen geliefert.
Ihre Sammlung ist nun auf zweifache Weise für die Öffentlichkeit zugänglicher: Erstens ist das Museum nicht mehr nur einmal im Monat geöffnet. Henz erwartet daher auch eine viel höhere Besucherzahl. In der Vergangenheit seien es nur rund 200 Personen im Jahr gewesen. Zweitens ist die Ausstellung anschaulich gestaltet und klar gegliedert.
Dioramen zeigen "lebende" Tiere Sie umfasst die
mainfränkische Trias. Diese erdgeschichtliche Epoche begann vor 250 Millionen Jahren und erstreckte sich über 50 Millionen Jahre. In der Zeitspanne bildeten sich die Gesteinsformationen Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper. Nach diesen drei geologischen Abschnitten sind die Fossilien sortiert. Zur besseren Orientierung sind die drei Ausstellungsbereiche farblich voneinander getrennt.
Dioramen zeigen, wie einige der Fossilien als lebende Tiere ausgesehen haben.
Unter den Exponaten sind auch einige Fossilien zu sehen, anhand derer eine Art zum ersten Mal beschrieben wurde. Diese Erstfunde werden in der Fachsprache Holotypen genannt. Bernd Neubig stieß bei Karlstadt auf einen Fischsaurier. Dieser trägt seitdem seinen Namen: Phantomosaurus neubigi. Es ist ein Vorfahre des Ichthyosaurus, erläutert Neubig.
Auch die Hammephemera pulchra gehört zu den Holotypen. Die schöne Eintagsfliege ist nach ihrem Fundort Hammelburg benannt. Die meisten Fossilien, berichtet Henz, wurden in den vergangenen zehn Jahren entdeckt. Die Baustelle der Autobahn 71 war eine Quelle für Exponate. Wenn die Kreisstraße bei Ramsthal ausgebaut wird, wird Henz das Gelände ebenfalls absuchen.
Die Besucher können aber nicht nur Versteinerungen besichtigen.
Teil des Museums ist der Trias-Garten. Dort wachsen Pflanzen, deren Vorformen in der Trias entstanden waren. Jürgen Sell erklärt: Farne, Koniferen und Schachtelhalme sind zum Beispiel für die Keuperschicht typisch. Das Museum lässt einen eigenen Museumswein abfüllen, und ein kleiner Weinberg ist im Trias-Garten angelegt. Denn die Vorläufer des Weins sind ebenfalls in der erdgeschichtlichen Epoche des Trias entstanden.
Das Museum ist für das Publikum
zum ersten Mal am Samstag, 4. Mai, ab 13 Uhr und am Sonntag, 5. Mai, ab 11 Uhr geöffnet. An beiden Tagen sind verschiedene Aktionen wie Präparieren oder Bernsteinschleifen geplant. Danach kann die Sammlung an Samstagen sowie an Sonn- und Feiertagen jeweils von 14 bis 17 Uhr besichtigt werden (vom 1. April bis 31. Oktober). Das Museum bildet mit den Wegen "Weg durch die Zeit" und dem "Panoramaweg Wein und Stein" den Abschluss des Projekts "Terra Triassica Euerdorf".