Der Pianist und Musikkomödiant Felix Reuter zeigt beim Faschingskonzert der Staatsbadphilharmonie Bad Kissingen, wie frisch Mozart und Co. klingen.
Zu Beginn der Ausbildung fragte der Musiklehrer: "Wie lange spielen sie schon? Wollen sie Klavier oder Blockflöte?" Für Felix Reuter war die Antwort klar: "Klavier! Da sieht man, was man macht." Felix Reuter ist Pianist, Improvisationskünstler, Musikkomödiant, und Entertainer in einem. Beim Faschingskonzert der Staatsbad Philharmonie Kissingen präsentierte er sein Programm "Die verflixte Klassik". Mit seiner einzigartigen Mimik und Gestik sowie seinem fantastischen Klavierspiel begeisterte er die Zuhörer im großen Saal des Regentenbaues.
Brillant improvisierend unternahm er einen komödiantischen Ausflug in die Welt des Barocks, der Klassik und der Romantik. Dabei verriet er, wie er zum Klavierspielen kam. Wie er an der ernsten, großen klassischen Musik verzweifelte. Und wie er schließlich den Weg fand, jene Musik neu zu interpretieren. "Mozart war ein Rock'n Roller, Beethoven eher ein Pop-Musiker, und Bach zeigte schon damals seine musikalische Verwandtschaft zum Jazz", erklärte Felix Reuter. So intonierte er Mozarts "Kleine Nachtmusik", nur um Takte von der "Ballade pour Adeline" des Pianisten Richard Clayderman oder um das Kinderlied "Alle meine Entchen" einzufügen.
Reuter erklärte mit fantasievollen, wie so mancher Komponist auf seine Komposition gekommen ist: Da saß der Russe Peter Tschaikowsky an einem See und sah einen großen weißen Vogel und dachte: Den könnte ich beschreiben. Heraus kam das Ballett "Schwanensee". Der Camille Saint-Saëns saß neben ihm und dachte, was der kann, kann ich auch. Heraus kam "Der Schwan" aus dem Karneval der Tiere. Beethovens "Elise" und Gershwins berühmter Jazzstandard "Summertime" haben dieselben Noten. Nebenbei erfuhr der Zuhörer, dass man als Pianist lieber die weißen Tasten nehmen soll, als die schwarzen, denn die seien von der Anzahl viel mehr. So reizte Felix Reuter mit seiner charmanten und lockeren Moderation, aber auch mit seinen Improvisationen ständig die Lachmuskeln der Zuhörer.
Den größten Teil des Abends trat er allein auf. Die Staatsbad Philharmonie war hintergründig bei einigen Stücken mit ihm gemeinsam unterwegs und verband seine Klaviermelodien mit ihrem volumigen Orchesterklang. "Der gemeinsame Auftritt mit einem Orchester ist immer ein Schmankerl für mich. Meine Arrangements sind für große Orchester ausgelegt. Die Staatsbad Philharmonie ist für einiges, was ich mache, zu klein. Daher bin ich mehr auf der solistischen Schiene unterwegs", sagte er.
Sein großes Vorbild war der dänisch-amerikanische Pianist und Komödiant Victor Borge. Borge gefiel die Ernsthaftigkeit des klassischen Konzertbetriebs nicht. Er begann deshalb, seine Auftritte um humoristische Elemente und Parodien zu erweitern und wurde so zum Vater aller Klavierkomödianten, so Reuter. "Meine Musik zielt darauf ab, Erwachsene und Kinder mit Musik zu begeistern, dass sie sich später erinnern, wie schön Klassik sein kann. Ich versuche, Musik auf die Bühne zu bringen, die man kennt." Wenn ein Künstler das erste Mal in einer Stadt auftrete, müsse er ein breitgefächertes Programm anbieten. Beim zweiten Mal könne man dann spezieller werden und sich auf einen Komponisten, so zum Beispiel "Beethoven", konzentrieren, erklärte er.
Bei Felix Reuter klingt Klassik kein bisschen verstaubt. Er belehrt nicht, er amüsiert. Evergreens, die jeder mitpfeifen kann, entdeckt er plötzlich in völlig anderen Werken wieder. Von der Werbung zur Symphonie, oder vom Musical zu Bach. Riesiger Applaus für seine einzigartige Bühnenshow war selbstverständlich. Nach drei Zugaben setzte er mit dem neuen Geiger der Philharmonie, Daniel Kim, noch eines oben drauf auf und interpretierte den berühmten Csárdás von Vittorio Monti. Unterhaltender kann Musik nicht sein.
Der Leiter der Staatsbad Philharmonie Burghard Toelke sagte: "Es war mal etwas ganz anderes, mit ihm Musik zu machen. Er weiß genau was er will. Es war eine nette Zusammenarbeit." Insgesamt entstand ein wunderbares Faschingskonzert.