Der Nüdlinger Weihnachtsmarkt auf dem St.-Marcel-Platz ist längst kein Geheimtipp mehr unter der Nüdlinger Bevölkerung. Für die Familie Glistak ist es mehr als ein Markt. Sie feiert dort eine Art Familienzusammenführung.
Stephan Glistak ist 15 Jahre alt und mag die Atmosphäre beim Weihnachtsmarkt in Nüdlingen. Dass er eigentlich zum Arbeiten kommt, ist ihm gar nicht bewusst. "Hier ist immer was los und man trifft viele Bekannte", sagt der Sohn der Wirtsleute Glistak. Tatsächlich sind am frühen Abend fast alle Stehtische am St.-Marcel-Platz besetzt.
Der Weihnachtsmarkt in Nüdlingen kommt gut an.
Da stehen ein paar Kumpels von ihm bei Cola und Pommes zusammen, die Mädchenclique daneben hat sich per Handy verabredet. An einem anderen Tisch stoßen drei Freundinnen mit weißem Glühwein an, die Männerrunde weiter hinten gönnt sich ein Feierabendbier und eine Familie lässt heute mal das Abendessen ausfallen und hat eine Runde Pizza bestellt.
Man trifft sich zwanglos in dem lauschigen, teilweise überdachten Viereck an der Dorfstraße. Nüsse auf den Tischen, Weihnachtsmänner in Rot und bunte Lichter zaubern ein wenig Adventstimmung, der Rindenmulch am Boden lässt die Füße nicht kalt werden. "Das ist angenehmer als auf Teer oder Pflaster zu stehen und das Essen ist auch prima, meint Stefan Bartsch aus Nüdlingen.
Einfache Bude setzte sich durch Er kennt die Glistaks seit Jahren und kommt gerne zum Plaudern und auf eine Currywurst auf den Weihnachtsmarkt. "Für Nüdlingen ist das eine kleine Attraktion", sagt er und Stephan Glistak, der Wirt und Vater von Sohn Stephan, ergänzt: "Schön, dass wir den Platz nutzen können und die Gemeinde den kleinen Markt mitträgt." "Mit einer einfachen Bude hat es
angefangen", erzählt Ehefrau Birgit, "da wurden wir noch ein wenig belächelt und nun sind wir schon seit zehn Jahren mit 'Glistak´s Winterzauber' hier. Letzte Woche haben wir eine kleine Jubiläumsfeier mit 'happy-hour' veranstaltet. Das hat viele Nüdlinger angelockt und dass doch etliche Fremde gekommen sind, hat uns gefreut."
Fußstapfen der Wirtsleute Derweil hat Stephan seinen
"Arbeitsplatz" bezogen. Er hilft seinen Eltern da, wo er gerade gebraucht wird. Schenkt mal in der einen Bude Glühwein aus, um kurze Zeit später im Stand gegenüber eine Crêpe auf der Platte zu rollen. "Meine Eltern sind Schausteller", sagt der aufgeweckte Nüdlinger. "Sie haben eine rollende Brezelbäckerei. Mit der ist Papa in ganz Bayern auf Märkten unterwegs und Mama betreibt den Imbissstand in Nüdlingen. Nur am Weihnachtsmarkt sind sie zusammen.
Das ist prima und da bin ich dann gerne dabei."
Im nächsten Jahr macht Stephan seinen "Quali" und will eine Lehre beginnen. Ob die ihn in die Gastronomie führen wird, weiß er noch nicht und dass er mal in die Fußstapfen seiner Eltern tritt, ist noch lange nicht ausgemacht, denn er kennt auch die Schattenseiten des Berufes. Er weiß, dass es ein unstetes Leben sein kann und die Familie häufig getrennt voneinander unterwegs ist.
Die vier Wochen Weihnachtmarkt zuhause genießt er und will im nächsten Jahr wieder dabei sein: "Das wird sich sicher einrichten lassen", meint er und eilt hinter den Stand - "sonst verbrennen mir noch die Bratwürste".