Fall Laudenbach: Provision lief über Zypern nach Österreich

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Eine verdächtig hohe Vermittlungsprovision beim Verkauf des "Fürstenhofes" weckte den Verdacht des Finanzamts. Foto: Edgar Bartl
Eine verdächtig hohe Vermittlungsprovision beim Verkauf des "Fürstenhofes" weckte den Verdacht des Finanzamts.  Foto: Edgar Bartl

Im Verfahren gegen Bad Kissingens Ex-OB Karl Heinz Laudenbach wegen Vorteilsannahme und Steuerhinterziehung schildert ein Kripo-Beamter, wie der Stein ins Rollen gekommen ist.

Am Anfang stand nur ein vager Verdacht: Dem Finanzamt Würzburg waren Transaktionen im Zusammenhang mit dem Verkauf von "Fürstenhof" und Schweizerhaus durch die Arbeiterwohlfahrt (AWO) an russische Investoren aufgefallen. Insgesamt 800 000 Euro machten sich als Provision dafür auf den Weg von Würzburg über ein Konto auf Zypern, das einem Unternehmen im Karibikstaat Belize gehörte, nach Deutschland beziehungsweise Österreich. Inhaber der dortigen Konten waren der frühere Bad Kissinger Oberbürgermeister Karl Heinz Laudenbach oder dessen Bruder. Dort liefen insgesamt 434 000 Euro auf.

Der Kripo-Beamte Wolfgang H. (58) schilderte vor der 6. Strafkammer des Landgerichts, was wann passiert ist. Das Finanzamt habe 2011 eine Verdachtsmitteilung hinsichtlich Geldwäsche an die Polizei gerichtet. Die Vermittlungsprovision für den 4,5 Millionen teuren Deal sei "unüblich hoch" gewesen. Darauf hin hätten Steuerfahnder beim damaligen AWO-Geschäftsführer Bernhard P. vorgesprochen. Der habe erzählt, wie die Transaktion 2007/ 2008 abgelaufen sei. Die AWO hatte sich verpflichtet, 800 000 Euro Provision an die Firma BQS in Mittelamerika zu zahlen; davon hat laut Anklage Laudenbach 434 000 Euro bekommen. Der habe 2008 die BQS als Makler in den Kaufvertrag aufnehmen lassen. Bei seiner Befragung habe P. gesagt, laut Laudenbach seien solche Vermittlungsvergütungen üblich.

26 Objekte durchsucht

Anfang 2012 begannen weitere Recherchen. Die Fahnder nahmen - im Rahmen eines Rechtshilfeverfahrens - auch das BQS-Konto in Zypern unter die Lupe. Damals, so H., sei bereits gegen Laudenbach ermittelt worden. Die vier Zahlungen aus Zypern auf sein und des Bruders Konten fielen dabei auf. Von dort sei das Geld "relativ unmittelbar" abgehoben worden.

Im Juni 2013 wurden 26 (!) Objekte in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchsucht. Er selbst und einige Kollegen klingelten an einem Morgen im August 2013 um 9 Uhr an Laudenbachs Doppelhaushälfte in Bad Kissingen. Der Ex-OB habe zunächst angegeben, er habe 95 000 Euro Provision erhalten. Später habe er drei weitere Zahlungen - 339 000 Euro - zugestanden.

Seit August in U-Haft

Der frühere Kriminaldirektor wurde vorläufig festgenommen, erkennungsdienstlich behandelt und dem Haftrichter vorgeführt. Seither, seit mehr als zehn Monaten, sitzt er in Schweinfurt in U-Haft; wegen Fluchtgefahr. Der zunächst erhobene Vorwurf Geldwäsche wurde fallen gelassen.

Bei einer Vernehmung habe Laudenbach unter anderem ausgesagt, ein Teil des Geldes sei quasi eine Vorauszahlung für seine dreijährige Geschäftsführertätigkeit im Hotel "Kaiserhof Victoria". Aber: Laut "Victoria"-Direktor Christian Weghofer habe Laudenbach dafür "keinen einzigen Euro gesehen". Das gehe aus einem Schriftverkehr hervor, so der Kripo-Beamte H. am Freitag.

Nach seiner Darstellung haben sich andere Beschuldigte, auch sie von Anwälten beraten, nicht sehr kooperativ gezeigt. Drei, darunter Laudenbachs Bruder, seien zu Vernehmungen nicht erschienen. Lediglich einer habe eine kurze schriftliche Stellungnahme vorgelegt. Befragt wurden nicht nur Hotel-Chef Weghofer, sondern auch hohe Mitarbeiter aus dem Bad Kissinger Rathaus, die den damaligen OB auf Dienstreisen begleitet hatten.

Das Verfahren zieht sich hin

Das Interesse an dem Verfahren hat merklich nachgelassen. Zum dritten Verhandlungstag waren keine Kamerateams mehr gekommen, die Zuschauerreihen haben sich stark gelichtet.

Laudenbachs Verteidiger Michael Schulze und Norman Jacob haben die Ladung weiterer Personen beantragt.Die Kammer hat aber über die drei Beweisanträge noch nicht entschieden. Vorsitzender Hans Brückner hat aber bereits sechs weitere Verhandlungstage - bis 1. August - terminiert.