Euerdorfer voller Eindrücke zurück vom Zuckerhut

3 Min
Peter Kaiser mit der Christusstatue oberhalb von Rio im Hintergrund.Fotos: privat
Peter Kaiser mit der Christusstatue oberhalb von Rio im Hintergrund.Fotos: privat
Peter Kaiser und seine Mitbringsel: ein Boot aus Óbidos sowie die Weltjugendtagskreuze aus dem Partnerbistum und aus Rio. Foto: Ralf Ruppert
Peter Kaiser und seine Mitbringsel: ein Boot aus Óbidos sowie die Weltjugendtagskreuze aus dem Partnerbistum und aus Rio. Foto: Ralf Ruppert
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Peter Kaiser aus Euerdorf war einer von vier Jugendlichen aus dem Landkreis, die den langen Weg nach Brasilien auf sich nahmen. Ob und wie es eine Zusammenarbeit mit Jugendlichen aus dem Würzburger Partnerbistum Óbidos geben wird, ist noch nicht entschieden.

Nicht nur die vielen Bilder auf der Foto-Speicherkarte, sondern auch seine ganzen Eindrücke muss Peter Kaiser erst einmal sortieren. Der 23-jährige Maschinenbau-Techniker hat knapp drei Wochen Brasilien hinter sich. "Da nimmt man auch ein bisschen die Lebensweisheit mit", hat ihn die Zeit vor allem im Würzburger Partnerbistum Óbidos geprägt. "Ich musste immer viel mit dem Kalender arbeiten und dachte, die Zeit immer voll nutzen zu müssen, jetzt habe ich mir vorgenommen, auch einfach mal nichts zu machen", sagt der Euerdorfer.
Das mit dem Zeitnehmen ist nicht ganz einfach: Peter Kaiser ist im Kreis-Vorstand der Katholischen Land-Jugend-Bewegung (KLJB), singt im Sulzthaler Heart-Chor mit und ist noch 2. Vorsitzender im Hammelburger Wasserhaus. Von Beruf und Freundin ganz zu schweigen. Für die Reise nach Brasilien nahm er einen großen Teil seines Jahresurlaubs. "Der Rest geht fürs Jugend-Zeltlager drauf", nimmt es Kaiser locker.
Trotzdem möchte er die Zeit in Brasilien nicht missen: "Ich habe mich auf die Heimat gefreut, aber der Abschied war schwer", berichtet der 23-Jährige. Dabei kann er sich gar nicht festlegen, was beeindruckender war: die Vigil-Feier mit Papst Franziskus an der Copacabana oder der Besuch der kleinen Landgemeinde Juruti Velho. "Das waren zwei völlig unterschiedliche Welten", verweist Peter Kaiser darauf, dass es keine Gemeinsamkeiten zwischen dem ländlichen Óbidos im tropischen Norden und der Metropole Rio de Janeiro gebe.
Als Euerdorfer Ministrant war Peter Kaiser bereits 2005 beim Weltjugendtag in Köln. Der Papst-Besuch und die gemeinsame Glaubenserfahrung mit Jugendlichen aus aller Welt hat ihn beeindruckt. Seit drei Jahren ist er nun bei der KLJB aktiv. Weil aus der Region sonst niemand den weiten Weg nach Brasilien auf sich nahm, bewarb er sich über die KLJB um einen der 74 Plätze in der Delegation. "Erst stand ich auf der Warteliste", berichtet der Euerdorfer, zu Jahresbeginn war dann klar, dass er mit dabei ist. Bereits am 13. Juli begann das Abenteuer. Pünktlich zum großen Anna-Fest kamen die Würzburger in Óbidos an. "Da gab's hunderte Kerzen auf dem Wasser, ein Riesen-Feuerwerk und ein erleuchtetes Schiff mit einer Taube darauf", berichtet der 23-Jährige. In einer riesigen Prozession sei die deutsche Delegation zum Domplatz geleitet worden.

Übernachten in der Hängematte

Als Geschenk gab es gleich zu Beginn der Reise für jeden eine Hängematte, die für die kommenden Nächte als Bett diente. "Man legt sich da so diagonal rein und wickelt sich richtig ein, das geht eigentlich ganz gut", berichtet Kaiser. Vor allem sei es nicht so warm von unten. Jedenfalls habe er gut geschlafen, egal ob zu dutzenden in einem Raum oder auf einem Schiff - selbst wenn das bei der Fahrt in die Pfarrei Juruti Velho mitten im Fluss auf eine Sandbank lief: "Rechts ein Kilometer Amazonas und links ein Kilometer Amazonas, das war schon ein merkwürdiges Gefühl." Aber es ging trotzdem alles gut.
Die Würzburger KLJBler hatten sich eine der entlegendsten Pfarreien ausgesucht: "Dort gibt es nur drei Autos, einen Bulldog, und wir hatten nur acht Stunden Strom am Tag", sagt Kaiser, und: "Dort war alles ruhig und locker, und wir hatten direkten Kontakt zu den Menschen." Eine Herausforderung war die Sprache, weil in der Würzburger Delegation fast niemand portugisisch sprach. Und auch in Kontakt zu bleiben, dürfte schwierig werden: Internet haben nur die Schule und die Maria-Stern-Schwestern.Trotzdem sei eine Zusammenarbeit angedacht: "Da müssen wir aber beim Nachtreffen erst einmal drüber sprechen." Aber: "Eine Partnerschaft wäre schon cool."

Vom Land in die Metropole

Der Gegensatz zum Bistum Óbidos mit seinen knapp 170 000 Katholiken auf rund 183 000 Quadratkilometern Fläche war Rio: Von den Unruhen in Brasilien hat Peter Kaiser aber wenig bemerkt: "Wir haben nur eine friedliche Demonstration gesehen." Zudem sieht der 23-Jährige die Stadt auch gut gerüstet für die anstehenden Groß-Ereignisse, Fußball-Weltmeisterschaft und Olympische Spiele: "Die Logistik war sehr gut, wir sind überall gut zurecht gekommen."

Teilnehmer Insgesamt 74 junge Menschen aus der Diözese Würzburg sind zum Weltjugendtag nach Rio de Janeira und zum Vorbereitungstreffen ins Partnerbistum Óbidos gefahren. Bei der Delegation dabei waren aus dem Landkreis Bad Kissingen Peter Kaiser aus Euerdorf, Julia Wolf aus Rottershausen, Florian Holzleitner aus Garitz und Linda Koch aus Diebach.

Vorbereitung Die Anmeldung zur Reise begann bereits im Herbst 2012, im Dezember fand dann das erste von mehreren Vorbereitungstreffen statt. Dabei wurde unter anderem geplant, welche Gruppen welche Pfarrgemeinden im Partnerbistum Óbidos besuchen.

Programm Nach der Anreise und der Feier des Annafestes wurden die Jugendlichen aus Würzburg vom Bischof in Óbidos, Bernardo Johannes Bahlmann, zu "Tagen der Begegnung" in die Gemeinden des brasilianischen Partnerbistums ausgesandt. Vier Tage verbrachten die Jugendlichen in fünf Gruppen in unterschiedlichen Orten. Peter Kaiser und die KLJBler bekamen in Juruti Velho sogar Besuch vom Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann. Er traf dort die aus dem Bistum Würzburg stammenden Maria-Stern-Schwestern, darunter Johannita Sell aus Hammelburg. Beim Aussendungsgottesdienst für die unterfränkischen und brasilianischen Weltjugendtagspilger überreichte Bischof Hofmann dann eine Reliquie des seligen Märtyrerpriesters Georg Häfner. Mit dem Schiff ging es in einer 37-stündigen Fahrt nach Manaus. Nach einem Tag mit Führungen flog die Delegation zurück nach Rio de Janeiro, wo sie in einer zentral gelegenen Hafenschule untergebracht war.

Info Berichte speziell zur Reise der Würzburger Delegation gibt es auf der Seite www.wjt.bistum-wuerzburg.de.