In der Großgemeinde Oerlenbach sieht man dem Umbau der zu flachen Unterführung mit großer Skepsis entgegen.
Denn bisher passiert es ständig, dass Lkw-Fahrer glauben, zu den 3,90 Metern komme noch eine Höhenreserve von 20 cm. Da haben sie üblicherweise nicht Unrecht. Aber dass das an der Oerlenbacher Unterführung dummerweise nicht gilt, merken sie spätestens an den knirschen Geräuschen, wenn sich ihr Lastzug unter der Brücke festfrisst - was verhältnismäßig oft vorkommt.
Fahrer, die sich im letzten Moment noch besinnen, müssen aufwändig drehen, entweder im Ort oder in einem Feldweg an der Bundesstraße - umständliche Manöver, vor allem mit Anhänger, die auch noch den Verkehr aufhalten.
Durchfahrt wird erleichtert Jetzt stellte Bürgermeister Franz Kuhn (CSU) die Pläne des Straßenbauamtes dem Gemeinderat vor, aber der Jubel blieb aus.
Im Gegenteil: Es stellte sich eine gewisse Verstörung ein. Damit hatte niemand gerechnet. "Das ist für uns keine Lösung", meinten Gerhard Fischer und Walter Vierheilig. Denn während der Bauphase - nach Auskunft von Baurat Matthias Wacker vom Straßenbauamt ist mit mindestens vier Monaten zu rechnen - wird der gesamte Verkehr durch Ebenhausen und Eltingshausen umgeleitet, die dadurch zusätzlich belastet werden.
Und die beiden gingen noch einen Schritt weiter: "Stirbt damit die bereits angedachte Umgehungsstraße von Eltingshausen?"
"Ich bin ziemlich ratlos. Ich weiß noch nicht, was die Schweinfurter im Schilde führen", meinte Gerhard Fischer auf Nachfrage. Dass während der Bauzeit die beiden Gemeindeteile durch die Umleitung stark belastet werden, sieht er ja noch als vorübergehendes Pro blem.
Aber die Konsequenzen machen ihm Kopfschmerzen: "Wenn die Ortsdurchfahrt Oerlenbach für den Schwerverkehr erleichtert wird, dann kommt er auch verstärkt." Abgesehen, dass dabei die Fahrbahn schmaler wurde und sich vielleicht Probleme im Begegnungsverkehr ergeben, hat Fischer kein Verständnis für die Logik der Maßnahme: "Wir haben erst die Ortsdurchfahrt von Oerlenbach neu gemacht.
Wenn jetzt der Schwerverkehr zunimmt, geht die Fahrbahn umso schneller wieder kaputt." Überhaupt werde hier Geld in eine Maßnahme investiert, die überflüssig wäre, wenn die B 286 neu endlich gebaut wäre: "Und dann wird ja nicht mal der Hügel vor der Unterführung abgetragen."
"Nicht unbedingt erforderlich" Bürgermeister Franz Kuhn teilt die Bedenken von Gerhard Fischer, aber er geht noch
einen Schritt weiter: "Überall versucht man, den Verkehr aus den Gemeinden rauszubringen. Und jetzt ist auch der Kreis bereit, bei der Ortsumgehung Eltingshausen in Vorleistung zu gehen für ein Teilstück der irgendwann zu bauenden B 286 neu, und dann wird die Oerlenbacher Ortsdurchfahrt für den Schwerverkehr erleichtert. Die Vertiefung der Durchfahrt sei "nicht unbedingt erforderlich ." Vor allem sei sie keine Problemlösung für die Gemeinde.
Das sei nur die Eltingshäuser Ortsumgehung: "Ich hoffe, dass sie nicht letztlich an der Vertiefung der Unterführung scheitert." Aus dem Projekt B 286 neu habe sich der wohl erst einmal verabschiedet.
"Politischen Willen umsetzen" Im Schweinfurter Straßenbauamt versteht man die ganze Aufregung nicht.
"Die Vertiefung ist ja keine Schnapsidee von uns, sondern die Umsetzung des allgemeinen politischen Willens", entgegnet Baurat Matthias Wacker. Auch die Gemeinde Oerlenbach habe immer wieder gefordert, die Gefahrenstelle an der Unterführung zu beseitigen. Und das werde man nächstes Jahr tun. Dem Umstand, dass künftig mehr Schwerverkehr durch Oerlenbach rollen wird, gewinnt Wacker eine positive Seite ab: "Dann fahren weniger Lkw durch die anderen Gemeinden.
Bisher haben wir ja den Schwerverkehr über Ebenhausen und Eltingshausen umgeleitet. Gelten lassen will Wacker auch nicht den Vorwurf, dass die neue Ortsdurchfahrt schneller wieder kaputt geht: "Wir haben den alten Fahrbahnaufbau beseitigt und den neuen so aufgebaut, dass er höheren Belastungen stand halten kann. "Dazu seien auch die Kurvenradien angepasst worden.
Die Kuppe kommt danach dran Dazu weist Wacker darauf
hin, dass die Kuppe vor der Oerlenbacher Ortseinfahrt durchaus ein Thema in der Schweinfurter Planung ist: "Wir wollen Ende 2015 nicht nur diese Kuppe aus Verkehrssicherheitsgründen abflachen, sondern auch von der Brücke bis hinauf zur Einmündung die Fahrbahn verbreitern und erneuern." Einen strategischen Zusammenhang von Brücke und Ortsumgehung sieht Wacker jedenfalls nicht.
Da ist er sich allerdings nicht ganz einig mit Jürgen Dobler, im Landratsamt
zuständig für den Straßenbau. Zwar sieht der auch den Sinn der Maßnahme in der Entschärfung eines notorischen Gefahrenpunktes. "Aber es wäre für uns eine zusätzliche Argumentationshilfe gewesen, wenn wir darauf verweisen können, dass die Unterführung für den anfallenden Verkehr nicht leistungsfähig genug ist."
Ortsumgehung ist auf dem Weg Dabei meint Dobler nicht die
Eltingshäuser Orstumgehung. Die wird kommen. Die Planungsunterlagen sind zurzeit bei der Regierung von Unterfranken zur rechtlichen Beurteilung. Dann folgt im September die vierwöchentliche öffentliche Auslegung. Probleme bereitet im Moment nur die gutachterliche Feststellung, dass alle angrenzenden Gebäude für Lärmschutzmaßnahmen zu weit entfernt sind.
Dobler: "Damit haben wir nicht die rechtliche Möglichkeit zu Enteignungen, sondern müssen alle Flächen erwerben." Und einige Grundstückseigner spielen da noch nicht so recht mit. Aber Ende 2016 sollen nach der Planung die ersten Fahrzeuge rollen.
Was wird aus der B 286 neu? Worauf Doblers Bedenken zielen, ist die B 286 neu: "Die steht zwar im Bundesverkehrswegeplan noch unter ,Vordringlicher Bedarf'. Aber der
Plan wird 2015 neu geschrieben. Und dann könnte es passieren, dass die Straße weiter nach hinten wandert." Man hätte vielleicht überlegen können, die Unterführungsvertiefung noch ein bisschen zu verschieben.
Was die Verkehrswegeplanung betrifft, sind die beiden Straßenbauer einer Meinung: "Noch ist die B 286 neu als vordringlich eingestuft.
Aber", so Wacker, " was nächstes Jahr sein wird, wissen wir nicht."
Zur Erinnerung: Der "Verkehrswegeplan Deutsche Einheit", dessen Kind die B 286 neu ist, stammt aus dem Jahr 1990.