Die Veranschiedung von Bürgermeister Günter Kiesel bringt in Nüdlingen den sonst üblichen Zeitplan zum 1. Mai etwas durcheinander. Das Maibaum-Aufstellen wurde deshalb schon vorgezogen, die Vorbereitungen zum Maifest mussten neu organisiert werden.
Hier wird auf Tradition geachtet. Nur in diesem Jahr ist es etwas schwieriger: Der scheidende Bürgermeister Günter Kiesel wird in Nüdlingen am Mittwoch, 30. April, mit einem offiziellen Ehrenabend um 19 Uhr in der Schlossberghalle verabschiedet. Das ist so. Deshalb mussten bei der Organisation der Maifeiern ausnahmsweise mit Traditionen gebrochen werden.
Zum Glück konnten sich aber die Organisatoren schon seit Dezember darauf einstellen.
Seit über 50 Jahren stellt der Heimatverein Nüdlingen, der heuer sein 60-jähriges Bestehen feiert, traditionsgemäß am Vorabend des 1. Mai einen mit weiß-blauen Bändern geschmückten Maibaum in der Ortsmitte auf. "Nur ein einziges Mal war es bisher anders", erinnert sich Vorsitzender Werner Herterich: "Vor zwölf Jahren bei der Verabschiedung von
Bürgermeister Adalbert Kiesel." Damals zog man die Baumaufstellung um einen Tag vor. Zwölf Jahre später ist die Situation ähnlich, wieder wird ein Bürgermeister verabschiedet, diesmal heißt er Günter Kiesel.
Der Baum ist 17 Meter hoch Deshalb entschied der Heimatverein: "Wenn wir's schon verschieben müssen, dann machen wir's am Wochenende, dann kommen mehr Gäste." Also brachten diesmal
schon am Freitagnachmittag junge Männer aus der Gemeinde, angeführt von der Jugendblaskapelle, den 17 Meter hohen Birkenstamm im Festzug mit Trecker und Wagen zum Dorfplatz. "Höher darf er aus Sicherheitsgründen nicht sein", erklärte Herterich. Mit langen Stangenpaaren stemmten 15 Männer den Baum nach und nach in die Senkrechte und versenkten ihn 1,50 Meter tief in die Eisenhalterung im Boden.
Währenddessen hielten die Mitglieder der Jugendfeuerwehr alle Schaulustigen in sicherem Abstand. Nach einer halben Stunde stand der Maibaum prächtig wie in jedem Jahr in der Dorfmitte.
Dorfrocker-Hit für die Kinder Jetzt kam der von den 20 Zöglingen des Kindergartens lang ersehnte Moment.
Diesmal hatten sich die Drei- bis Sechsjährigen aus der "Bären-" und der "Hasengruppe" für ihren Tanz um den Baum den Dorfrocker-Hit "Ich bin ein Dorfkind" ausgesucht. Kräftig schmetterten sie den Refrain "Ich bin a Dorfkind und darauf bin i stolz, denn wir Dorfkinder sind aus gutem Holz". Zwei Wochen lang hatten sie mit ihren Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen Elfriede Katzenberger und Cornelia Schläger sowie Cathleen Mende und Petra Naujoks den Tanz für diesen
großen Moment eingeübt und den Text auswendig gelernt.
Ein größeres Problem bereitete die Bürgermeister-Verabschiedung am Mittwochabend den Nüdlinger Musikanten beim Aufbau für das Maifest. Es beginnt jedes Jahr am 1. Mai "gleich nach der Kirch‘" um 10.30 Uhr. Hatte sonst das Team um Organisatorin Karen Kistler am 30.
April ausreichend Zeit zur Vorbereitung, können die 15 Helfer diesmal am Vorabend nur den Kleinkram wie Besteck einrollen, oder den Geschirrspüler im Proberaum neben der Halle vorbereiten. "Alles, was keinen Lärm macht." Sonst werde immer frühzeitig im Vorraum der Schlossberghalle die Kaffeebar aufgebaut, erzählt Kistler. "Das geht ja diesmal nicht."
Alle müssen früher aufstehen Auch alles andere
wie die Hüpfburg, die Zelte sowie die Tische und Bänke können noch nicht auf dem Vorplatz aufgebaut werden. "Wir fangen diesmal am 1. Mai schon früh um 7 Uhr an." Kistler sieht die gut drei Stunden Aufbauzeit bis zum Festbeginn gelassen. Natürlich werde alles etwas hektischer, gibt sie zu, aber letztlich sei alles eine Frage ordentlicher Planung und Logistik. Jeder Helfer weiß schon, was er zu tun hat.
Kistler: "Kopfmäßig ist alles fertig."
Bürgermeister Günter Kiesel kann also seinen Ehrenabend genießen, zu dem natürlich alle Honoratioren aus Politik und Wirtschaft geladen sind - auch die Vorstände der örtlichen Vereine. Werner Herterich wird am Mittwochabend ganz gelassen auf seinem Platz sitzen, er hat die Maibaum-Aufstellung schon hinter sich.
Alles fängt pünktlich an
/> Unruhig dürfte demhingegen Michael Grom als Vorsitzender der Nüdlinger Musikanten den Festreden lauschen, während seine Vereinsmitglieder und Musikanten nebenan im Probenraum die Gläser spülen. Aber Karen Kistler beruhigt: "Am 1. Mai fängt unser Fest pünktlich wie immer mit Spießbraten von der Bärenburg an." Die Nüdlinger halten eben viel auf Traditionen. Daran ändert auch die Verabschiedung des Bürgermeisters nichts.