Rund 100 Besucher waren in die alte Aula am Stenayer Platz gekommen, um sich über die Möglichkeiten zu informieren, die eine Energiegenossenschaft bietet. Von den Einnahmen aus neuen Energien sollen alle Bürger profitieren können, ist das Anliegen der Initiatoren.
Franz Wüst und seine Mitstreiter Eberhard Meyer (Großwenkheim), Günter Köth, Dieter Petsch und Bernd Eckert glauben daran, dass Münnerstadt Potential in Sachen Energiegewinnung besitzt; das müsse man so nutzen, damit möglichst viele davon profitieren. Die Idee der Energiegenossenschaft erscheint Franz Wüst deshalb für sinnvoll, weil sie Transparenz und Bürgernähe biete und gleichzeitig jeder daran teilhaben könne. Die Gewerbesteuer verbleibe am Ort, denn nicht mehr auswärtige Investoren nehmen das Zepter in die Hand, sondern die Bürger selbst. "Jetzt wird gehandelt", stellte Franz Wüst fest.
Bürgermeister Helmut Blank (CSU) befürwortete diese Initiative, denn die Gründung der Energiegenossenschaft sei nicht Sache der Stadt, sondern der Bürger selbst. "Solange Belange der Stadt nicht beeinträchtigt werden, stehen wir hinter dem Projekt", stellte Blank fest.
Gute Erfahrungen im Nachbarlandkreis Als "Geburtshelfer" bezeichnete Franz Wüst die "Agrokraft" Rhön-Grabfeld, eine gemeinsame Tochter von Bauernverband und Maschinenring, die bereits vielerorts Unterstützung geleistet hat, solche Energiegenossenschaften zu gründen. Sie berät die Münnerstädter Gruppe und kann das nötige Grundpaket für die Genossenschaften beisteuern. Gleichzeitig entwickelt man Ideen mit den örtlichen Genossenschaften, erläuterte der Geschäftsführer, Michael Diestel. "Wenn die Stadt dabei ist, ist das schon die halbe Miete", fand Diestel. Er berichtete von den guten Erfahrungen, die man mit Energiegenossenschaften im Nachbarlandkreis gemacht hat. Vorzeigeort ist Großbardorf. Dort kann man mittlerweile weit über 400 Prozent des eigenen Strombedarfs selbst herstellen.
Bei der Wärme sind es 90 Prozent. 15 Millionen Euro wurden in Großbardorf seit 2005 in Energieprojekte investiert. Der große Vorteil sei, dass von den Anlagen zur Stromerzeugung dann nicht mehr einzelne profitieren, sondern eine große örtliche Gemeinschaft. Diestel hat die Erfahrung gemacht, dass durch das Gemeinschaftsprinzip kein Neid in der Bevölkerung entsteht und sich deshalb Projekte leichter und schneller verwirklichen lassen.
Die Münnerstädter Energiegenossenschaft soll ein Dach bilden, unter dem verschiedenste Energieprojekte verwirklicht werden können. "Strom ist das Gold des 21. Jahrhunderts", betonte Diestel. Momentan sei man in jede Richtung hin offen, ergänzte Franz Wüst.
Boni und Dividenden für die Mitglieder Mitglied werden kann jeder Bürger der Stadt. Auf Anfrage von Walter Köth soll in der Satzung ergänzt werden, dass auch gebürtige Münnerstädter Anteile zeichnen können. Grundsätzlich haben örtliche Bewerber Priorität.
Um Mitglied in der Genossenschaft zu werden, ist ein einmaliger Beitrag von 100 Euro fällig. Mit diesem Betrag lassen sich natürlich keine Millionen schweren Projekte verwirklichen. Geht es an die Realisierung von Anlagen, sucht man unter den Mitgliedern Geldgeber, die nachrangige Kredite an ihre Genossenschaft geben. Für diese Kredite zahlt die Genossenschaft Zinsen - Michel Diestel sprach von rund fünf Prozent bei einer Laufzeit von rund 15 Jahren.
Dazu kommt, dass Boni und Dividenden an die Mitglieder ausgezahlt werden. Bei einer Ertragsmehrung sollen 20 Prozent davon an die Genossenschaftsmitglieder gehen, 80 Prozent in die Entwicklung der Region. Darunter versteht Diestel den weiteren Ausbau der lokalen Energieressourcen, aber auch die Unterstützung von gemeinnützigen Projekten. Finanziert werden die Projekte der Energiegenossenschaft zu 30 Prozent über Eigenkapital, also die Kredite der Mitglieder, und zu 70 Prozent über Fremdkapital (Banken).
Die Genossenschaft produziert Strom und verkauft diesen weiter. Grundlage der momentanen Kalkulationen ist die Einspeisevergütung. Für die Zukunft sieht Michael Diestel voraus, dass der Stromverkauf eher mehr, denn weniger Geld bringen wird, da er mit steigenden Preisen rechnet.
Keine konkreten Pläne "Ich bin begeistert von den Chancen, die in der Energiegenossenschaft stecken", betonte Franz Wüst. Zustimmung erhielt er auch aus dem Publikum. "Ich finde es klasse, wir sind dabei", betonte Martin Kuchler.
Keine Zahlen wurden Wolfgang Blümlein auf seine Frage genannt, wie die Firma Agrograft honoriert wird. Man wolle derzeit noch nicht mit Zahlen agieren, so Franz Wüst. Michael Diestel versicherte, dass Agrokraft moderate Preise für ihr Paket verlange, das sie bietet, um damit Genossenschaften auf die Beine zu helfen.
Über konkrete Projekte wurde ebenfalls nicht gesprochen. Erst wenn die Genossenschaft gegründet worden ist, werde man sich intensiv an die schnelle Realisierung von Stromgewinnungsanlagen machen, meinte Franz Wüst.