Einblick in die fränkische Seele

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Die "Kaufmannsware - Wilde Schlehen aus der Rhön" ist eine musikalische Familienbande, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Edith Hüttner, Angelika Enders, Theresa Seiffert und Ilona Zirkelbach bieten Mundartgesang mit frechen Texten (von links). Fotos: Peter Klopf
Die "Kaufmannsware - Wilde Schlehen aus der Rhön" ist eine musikalische Familienbande, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Edith Hüttner, Angelika Enders, Theresa Seiffert und Ilona Zirkelbach bieten Mundartgesang mit frechen Texten (von links).  Fotos: Peter Klopf
Auch wenn sie zu viert sind, heißen sie noch immer "Grettschter Dreigesang."
Auch wenn sie zu viert sind, heißen sie noch immer "Grettschter Dreigesang."
 
Fränkische Blasmusik kennzeichnet die Grettschter Dorflindenmusik.
Fränkische Blasmusik kennzeichnet die Grettschter Dorflindenmusik.
 
Typische fränkische Figuren- und Rundtänze in der Tracht des beginnenden 20. Jahrhunderts zeigte die Trachtenvolkstanzgruppe Rhönklub Bad Kissingen.
Typische fränkische Figuren- und Rundtänze in der Tracht des beginnenden 20. Jahrhunderts zeigte die Trachtenvolkstanzgruppe Rhönklub Bad Kissingen.
 
Gabi Kanz
Gabi Kanz
 

Gabi Kanz moderierte einen musikalischen Spaziergang durch das Rhöner Land. Vor allem die Gruppe "Kaufmannsware" alias "Wilde Schlehen aus der Rhön" begeisterte die Zuschauer.

Bad Kissingen — "Wenn man die fränkische Seele kennenlernen will, muss man die fränkische Sprache verstehen. Denn Mundart ist eine Sprache, bei der die Seele Atem schöpft". Wenn Gabi Kanz, die Organisatorin des Fränkischen Heimatabends, dieses Loblied anstimmt, dann trifft sie damit des Pudels Kern.
Denn die fränkische Sprache offenbart eine facettenreiche Kultur und gewährt einen verschmitzten Blick tief in die Seele der vermeintlich allzu
verschlossenen Franken. Mit Liedern, Mundartgedichten, Musik und Tanz wird die langsam in Vergessenheit geratene Kultur zwischen Saale und Rhön wachgehalten.
So auch beim jetzigen Fränkischen Heimatabend im Bad Kissinger Rossini-Saal. Dabei warfen die mitwirkenden Gruppen, wie die Grettschter Lindenmussig, der Grettschter Dreigesang oder die Trachten-Volkstanzgruppe Rhönklub Bad Kissingen ein buntes Schlaglicht auf das heimatliche Brauchtum.
Besondere Aufmerksamkeit fanden dabei die "Kaufmannsware", die sich auch "Wilde Schlehen aus der Rhön" nennen. Hinter diesem Namen versteckt sich ein Frauen-Quartett aus der Region um den Kreuzberg. Alle sind sie miteinander verwandt. Mit Musik und leicht frivolem Gesang im Rhöner Dialekt begeisterten Edith Hüttner (Tuba), Angelika Enders (Flügelhorn), Theresa Seiffert (Klarinette) und Ilona Zirkelbach (Akkordeon) die Zuhörer. "Ich will'n Moo mit nem großen Bulldog, wo mer drauf steigt und ob'n roo guckt", war eines der lustigen Lieder, die auch Nichtfranken nach genauem Zuhören gut verstanden. Mit viel Witz und subtiler Selbstironie begeisterten die vier Frauen das Publikum im voll besetzten Rossini-Saal.
Kaufmannsware heißen sie, weil sie alle von der Familie Kaufmann abstammen. Dass sie aus dem Ort Weisbach im Landkreis Rhön-Grabfeld stammen und die Weißbacher volkstümlich die Schlehenhecken heißen, haben sie den Namen "Wilde Schlehen" übernommen. "Wir wollten immer etwas mit Mundart machen", sagt Ilona Zirkelbach, welche die Gruppe managt. Als vor fünf Jahren Tante Angelika Enders mit ihrer Bäckerei ein Backofenfest veranstaltete, fehlte eine Gruppe mit Musik und Gesang. Als ein Lückenbüßer habe sie sich mit ihrer Schwester Theresa und ihrer Mutter Edith sowie ihrer Tante Angelika zusammengetan und für die nötige Unterhaltung gesorgt. "Wir haben alte Lieder und Gedichte unserer Oma hervorgekramt und zum Besten gegeben. Das kam bei den Leuten sehr gut an. Da haben wir eben weiter gemacht."
"Alles hat gut zusammengepasst. Es ist auch praktisch, wenn man miteinander verwandt ist. Für uns hat es viele Vorteile. Wir machen viel gemeinsam. Schreiben Lieder oder Musik selbst oder erfinden einen Text auf bestehende Melodien. Wir sind da ganz flexibel und erreichen ein großes Publikum", ergänzt Schwester Theresa Seiffert.
Längst sind sie kein Geheimtipp mehr. Im Nachbarlandkreis seien sie ständig unterwegs. "Man muss mittlerweile aufpassen, dass die Auftritte nicht zu viel werden. Am schönsten ist es, wenn wir Auftritte in der Nähe haben. Da kennen die Leute einen und wissen, was auf sie zukommt. Dadurch entsteht schnell eine Bombenstimmung. Das macht uns riesigen Spaß und man wird inspiriert für neue Lieder", ergänzt Ilona Zirkelbach. Bereits zum dritten Mal waren die "Wilden Schlehen" beim Fränkischen Heimatabend und erwiesen sich wieder als Glanznummer.