Ein Winkelser Urgestein

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Albin Reuß
Albin Reuß

Albin Reuß aus dem Bad Kissinger Stadtteil Winkels blickt mit 90 Jahren auf ein bewegtes Leben zurück.

Ein Winkelser Urgestein wird am Donnerstag, 18. Dezember, 90 Jahre alt. Albin Reuß kann in geistiger Frische auf ein bewegtes Leben zurückblicken. Seine Familie und sein Dorf bedeuten ihm alles. Er wohnt noch allein und ist doch liebevoll umsorgt. Ganz so wie früher kümmert sich die Großfamilie wie selbstverständlich um ihr Familienoberhaupt. Die Enkelinnen Lea, Anja und Sandra schauen oft nach der Schule erst mal beim Opa vorbei, bevor sie nach Hause, ins Nachbarhaus gehen.

Geboren wurde Albin Reuß am 18. Dezember1924 in Winkels, wo er auch die Volksschule besuchte. Der Vater arbeitete als Schlosser und so musste der Jubilar schon als Kind in der elterlichen Landwirtschaft mithelfen und bewirtschaftete als Jugendlicher mit seiner Mutter alleine den Bauernhof. Noch nicht einmal 18, wurde er 1942 zum Militär eingezogen, in Jugoslawien ausgebildet und in die Eifel in den Krieg geschickt, wo er 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet und in ein Lager in der Nähe von Paris verbracht wurde. Zwei Jahre nach seiner Entlassung lernte er 1948 beim Cäcilienball in Reiterswiesen seine Frau Mathilde kennen. 1950 schlossen sie den Bund fürs Leben. Drei Töchter wurden ihnen geschenkt, sie arbeiteten über 50 Jahre zusammen in der Landwirtschaft, und konnten sogar diamantene Hochzeit feiern. Im vorigen Jahr war ihre gemeinsame Zeit zu Ende, eines Morgens atmete Mathilde nicht mehr an seiner Seite. Seinen Lebensmut hat Albin Reuß inzwischen wieder gefunden.


Noch nie in Urlaub

"Ich hab noch nie Urlaub gemacht", erzählt der Senior. "Nur einmal war er drei Tage mit der Feuerwehr an der Ostsee", bestätigt Tochter Monika, "die große Welt interessiert ihn weniger als das, was in Winkels vor sich geht". Er ist 72 Jahre Mitglied bei der Feuerwehr, war 26 Jahre deren 2. Kommandant. Für seine Verdienste zeichneten ihn die Kameraden als Ehrenkommandant aus.

Fast so lange ist er auch Mitglied beim TV Jahn Winkels. Als langjähriger Kassier verantwortete er die Finanzen auch beim Großprojekt des Vereins, dem Bau der Turnhalle und erinnert sich gerne an die 60-er Jahre als mit wenig Geld aber großem Idealismus die Jahnhalle gebaut wurde. Für seine Verdienste wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. Auch den Gesangverein unterstützt er als passives Mitglied seit vielen Jahren. Über 40 Jahre war er Feldgeschworener und lange Jahre deren Obmann.

Albin Reuß war stets dem Leben in Winkels zugewandt. Wenn es eine Feier im Ort gab, dann waren der "Reusse Albin" wie er im Dorf heißt, mit seiner Mathilde dabei. Auch jetzt besucht er noch manche Veranstaltung. Jemand aus der Familie, der den Rollstuhl schiebt, findet sich immer.

Die Landwirtschaft hat man zwar 2000 aufgegeben, aber der Scholle ist er treu geblieben. Bis vor einigen Jahren hat er noch mitgeholfen um für den eigenen Bedarf Kartoffeln anzubauen, hat Hühner und Hasen gefüttert und im Krautgarten gewerkelt. Den Traktor hat er noch mit 88 gefahren.


Mit dem Rollstuhl eine Runde durchs Dorf

Den Gottesdienst versäumt er so gut wie nie. "Das haben wir immer so gehalten" bestätigt er. Auch jetzt, wo er mit dem Rollstuhl in die Kirche gefahren wird, hat er seinen Stammplatz.

Er fühlt sich geborgen im Schoß der Familie und freut sich auf seinen Ehrentag, wo man viele Gratulanten erwartet. "Was Besonderes zum Essen braucht"s auch da gar nicht zu geben. Die einfachen Sachen schmecken am besten". Ob"s aber sein Leibgericht "Kartoffeln mit Blutwurst" gibt, glaubt er dann doch nicht, aber auf "e Schnäpsle" nach dem Essen wird er nicht verzichten. Vielleicht gönnt er sich: "wenn ich scho mal 90 wer, e Schöpple mehr als sonst". Enkelkind Sandra hat mit ihm schon Plätzchen für die Feier gebacken und Anja hat ihm versprochen eine Runde mit dem Rollstuhl durchs Dorf zu fahren.