Ein Meter Kirmesspruch pro Minute in Schwärzelbach

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Sebastian Fella übernahm die tragende Papierrolle und Mauritius Vogler verlas die Kirmessprüche.
Sebastian Fella übernahm die tragende Papierrolle und Mauritius Vogler verlas die Kirmessprüche.
Mit dem geschmückten Kirmesbaum zogen die Burschen durch das Dorf. Fotos: Gerd Schaar
Mit dem geschmückten Kirmesbaum zogen die Burschen durch das Dorf. Fotos: Gerd Schaar
 

Die Schwärzelbacher Burschen halten der Tradition die Treue.

"Wam g´hört die Kirmes?" - Auch heuer wieder sind die Burschen von Schwärzelbach die kulturellen Erben dieses herbstlichen Ereignisses. Trotz "twitter" und "facebook" werden von der heutigen Jugend weiterhin die Kirmessprüche lauthals aus erhöhter Position wie zum Beispiel vom Vordach des Schützenhauses aus in Mundart verkündet.

"Diese Kirmes ist ein Stück Heimat und geliebte Tradition", beteuert Kirmesbursche Sebastian Fella. Damit ist er im Gleichklang mit den Alten, die durch die Kirmestradition an ihre eigene Jugend und die lebendige Dorfgeschichte erinnert werden. An der alten Schule neben dem Kindergarten St. Mauritius wurden die Burschen mit lautem Dschinderassa-Bumm von der Dorfkapelle abgeholt. Der gemeinsame Marsch durch das Altdorf endete am Sportheim, wo am frühen Samstagabend schon eine Menge Schaulustige warteten. Marcel Heim hielt den bunt geschmückten Kirmesbaum in seiner aufrechten Stellung.

Ein Jahr in 20 Minuten

Gespannt war man auch heuer wieder auf die neuesten Nachrichten aus Burschensicht. Mauritius Vogler brauchte rund 20 Minuten, um die Kirmessprüche zu verlesen. Diese Sprüche standen auf einer dicken Papierrolle, die Fella nach und nach abrollte. Etwa 20 Meter Papier, mühevoll zusammengeklebt aus vielen DIN A 4-Blättern, waren zu bewegen. Das macht rein rechnerisch einen Meter Papier pro Minute. Derweilen hatten die übrigen Burschen Gelegenheit, lauthals ihre Treue zur heimischen Kirmes zu bezeugen: "Und wenn die Stern´ vom Himmel falle, die Schwärzelbacher Kirmes wird gehalle!"

Was war also im abgelaufenen Schwärzelbach-Jahr so Sensationelles passiert? Freilich, dass der Alkohol auch dieses Mal vor dem Dorf nicht halt machte, war zu erwarten. So konnte es passieren, dass vermisste Feiernde nicht verschwunden, sondern lediglich auf den Stühlen oder im "Buswartehäusle" eingeschlafen sind. Dem Sportverein gingen auf einer Veranstaltung die Bratwürste aus. Mit einem defekten Campingbus endete die Oktoberfestreise in Richtung München vor einem Jahr vorzeitig.

Weitere Themen waren der Stromausfall zur vergangenen Faschingsfeier, die neue Waschanlage mit Überwachungskamera, eine Amerikareise mit verhängnisvollen Sprachfehlern, die missglückte Maibaumernte in Heiligkreuz, das Silikon-Klobürstenpatent aus Wartmannsroth, ein Bulldog-Schaden beim Garagenbau und die Feuerwehrübung auf dem Hof Vogler in Neuwirtshaus.

Kräftige Rundumschläge

Aber auch Fahrten mit dem Quad hinter dem Fuchs und der korrekte Umgang mit Mulchgeräten waren auf der Papierrolle der Kirmesburschen verewigt. Ins Feuer der lustigen Kritik gerieten der Spielplatz im Altdorf genau und der neue Brennerweg samt geplanter Aussichtsplattform. Im Fokus der Burschen stand ebenfalls der ihrer Meinung nach zu häufige Blitzereinsatz zur Geschwindigkeitsmessung.

Was das ganze Jahr über im Dorf passierte, das schrieben die Burschen fleißig auf und formulierten es mit viel Liebe zum Detail in die passende Mundart-Vortragsform um. "Das ist eine Gesamtleistung von uns allen", betont Vogler den Teamgeist. Gemeinsam klebten die Burschen die Papierblätter in den vergangenen zwei Monaten an den Wochenenden zusammen. So entstand die tolle Rolle für die Kirmessprüche.