Ruth Roth wirkt seit über 60 Jahren in mehreren Orten als Organistin. Dafür wurde sie vom Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann geehrt.
Die Kirchenorgel wird auch als die Königin der Instrumente bezeichnet, und das zu Recht. Ihr Klangvolumen reicht vom sanften, kaum noch wahrnehmbaren Pianissimo bis hin zum alles erschütternden, donnernden Fortissimo und hat an Tiefe und Höhe einen größeren Umfang als alle anderen Instrumente.
Für Ruth Roth ist die Kirchenorgel das Instrument der Wahl. Wenn sie diese in der Dreifaltigkeits-Kirche in Aschach spielt, ist sie ganz in ihrem Element. Doch als Organistin ist es nicht damit getan, nur ein Lied herunterzuspielen. Ihr gelingt es, dem Instrument Leben einzuhauchen. Gleichzeitig jedoch auch, auf den Gesang der Kirchenbesucher einzugehen. Passend zum Fest der Heiligen Cäcilia konnte Ruth Roth vom Würzburger Bischof eine ganz besondere Auszeichnung entgegennehmen, die Pfarrer Michael Kubatko im Rahmen des Sonntagsgottesdienstes überreichte: eine Urkunde über ihre 60-jährige Tätigkeit als Organisitin.
Vielfalt der Klangfarben
Natürlich spielt Ruth Roth nicht nur in Aschach: auch in Stralsbach, Steinach, Kleinbrach, Windheim und in anderemn Orten hilft sie aus, denn Organisten sind recht rar gesät. Was auch kein Wunder ist: Bei den Gottesdiensten heißt es immer vor Ort sein, die Ausbildung ist schwierig, und die "Königin der Instrumente" bietet ein so reiches Repertoire an Klangfarben, dass dies erst einmal beherrscht werden muss. Dennoch und vielleicht gerade deshalb ist Ruth Roth Organistin geworden. Ausdauer hat sie und sie sagt rundweg heraus, was sie denkt.
Ähnlich klar und schnörkelfrei ist auch ihr Orgelspiel, das sich aufs Wesentliche konzentriert. Dass sie einmal Organistin werden würde, war anfangs noch gar nicht abzusehen, wie die 79-jährige betont. "Schon mein Vater war Organist, und er wollte, dass ich Orgel spiele. Das hat mir aber zuerst überhaupt keinen Spaß gemacht", so Roth. Warum das so war, weiß sie heute selbst nicht mehr so genau.
Dass aus der anfänglichen Ablehnung einmal eine große Leidenschaft werden würde, sollte sich erst später zeigen. Letztendlich entschloss sie sich, dem Wunsch ihres Vaters zu folgen und ging dafür auf die Kirchenmusikschule nach Münnerstadt. Dort wohnte sie dann auch, "ich ging nur nach Münnerstadt unter der Voraussetzung, dass ich unter der Woche dort bleiben darf", erinnert sich Roth.
Fleißig geübt
Das war natürlich auch deshalb von Vorteil, weil ihr so viel Zeit zum Orgelspiel blieb. Und sie war beim Üben sehr fleißig und ehrgeizig. Schließlich schloss sie die Musikschule schließlich mit der C-Prüfung ab. "Das war mit die schönste Zeit im Leben", erinnert sich die Organistin heute noch zurück. Ihr Abschlussjahrgang trifft sich immer noch regelmäßig, Freundschaften haben sich damals gebildet, die heute noch bestehen.
Gelernt hat Ruth Roth dort nicht nur das Orgelspielen, sondern auch interessante theoretische Inhalte. "Musikgeschichte, Latein, Kontrapunkt und Harmonielehre waren einige der Fächer, die mir sehr viel Spaß gemacht haben", so die Aschacherin. "Heute bin ich sehr froh, dass ich in Münnerstadt die Kirchenmusikschule absolviert habe".
Griff zum Taktstock
Und auch das Dirigieren lernte sie dort, eine weitere wichtige Leidenschaft im Leben von Ruth Roth. Denn sie singt nicht nur seit 65 Jahren im Aschacher Kirchenchor St. Cäcilia: Seit 60 Jahren ist sie auch Dirigentin. "Damals war es ein eher seltener Anblick, dass eine Frau Männer dirigiert", erinnert sich Roth mit einem Schmunzeln. Sie hatte aber nie Probleme, sie wurde von allen akzeptiert und hatte immer viel Spaß mit dem Kirchenchor. Wenn sie dort dirigiert, begleitet Kerstin Back den Chor auf der Orgel - denn Dirigieren und Orgel spielen gleichzeitig geht nicht.
Mit dem Chor hat man auch schon weite Reisen unternommen. So war man 1998 in Israel und 1982 und 1987 in Rom, wo man seine Gesangskünste unter Beweis stellen konnte. "Wir haben hier schon ganz schön was erlebt", freut sich die Jubilarin.
Nach der Ausbildung in Münnerstadt spielte sie dann in Aschach Orgel, ihr Vater Josef Katzenberger half dabei aus. "Ich spielte sonntags und mein Vater werktags, das hat immer wunderbar geklappt", so Roth.
Musikalische Familie
1958 heiratete sie. Ihr Mann Helmut stand dabei immer hinter ihr. Drei Kinder ging aus dieser Ehe hervor, die gesamte Familie ist sehr musikalisch. Ihr Sohn Reinhold Roth wurde ebenso Berufsmusiker, er spielt im Kurorchester in Bad Kissingen Trompete.
Auch wenn das Orgelspielen und das Dirigieren des Chors viel Zeit in Anspruch nehmen, zwei Dinge lässt sich Ruth Roth nicht nehmen: Das eine ist die Gymnastikgruppe im Sportverein, in der sie regelmäßig trainiert, das andere ist Rommy-Cup, das sie einmal in der Woche mit ihrer Cousine spielt. Hierfür nimmt sie sich immer Zeit.
Ihr gefällt auch, wenn sie mit ihrem Kirchenchor den Gottesdienst untermalen kann. "Besonders, wenn man als Chor ein Lob vom Pfarrer bekommt, freut einen das natürlich sehr", so Roth. Dabei pflegt der Chor nicht nur die traditionellen Lieder, sondern er übt auch rhythmische Weisen ein. "Besonders feierlich ist ein Gottesdienst auch, wenn der Pfarrer etwas vorsingt und der Chor dann gesanglich antwortet", meint Roth. Mit einem Schmunzeln fügt sie hinzu: "Ich glaube aber auch, dass Pfarrer Kubatko sehr froh ist, wen ich ihn frage: Herr Pfarrer, singen sie heute wieder mit". Denn Michael Kubatko ist auch dafür bekannt, dass er sehr gerne singt und musiziert.
Ruth Roth spielt weiter
Aus dem Leben der Ruth Roth ist die Musik nicht wegzudenken. Ob als Dirigentin oder an der Orgel - Musik ist einfach ihr Leben. Und was gibt es da schöneres, als am Gedenktag der Heiligen Cäcilia, der Patronin der Kirchenmusik, für die jahrzehntelange Tätigkeit ausgezeichnet zu werden. Da ist es natürlich Ehrensache, dass Ruth Roth auch in Zukunft als Organistin die Orgel mit Fug und Recht zu dem macht, was sie ist, nämlich die "Königin der Instrumente".
Weitere Ehrungen
Sie wurden für ihre jahrzehntelange Tätigkeit im Kirchenchor St. Cäcilia ausgezeichnet. Rita Buscham, Erna Rößer, Anneliese Markart, Ruth Roth, Edeltraud Scheit, Antonia Markart, Berthold Holzheimer, Kerstin Back, Monika Metz, Georg Neugebauer, Gabi Bocklet, Gerold Back und Gerd Schebler.