Der Schmuckhof ist ein architektonisches Juwel. Selbst viele Einheimische kennen diesen Ort der Ruhe nicht. Für Gästeführer Albin Markert ist der Innenhof eine der schönsten Stellen der Kurstadt.
"Mein Gott, das darf man Niemandem sagen, dass ich als alter Mensch noch nie da war!" Stoßseufzer eines Kissingers, der erst in späten Jahren den Schmuckhof kennenlernte. Eine Reaktion, die Gästeführer Albin Markert kennt. Er weiß: Die wenigsten Kissinger sind schon mal in ihrem Leben im Schmuckhof gewesen. Und das sei ein großer Fehler.
Für den Gästeführer ist es jedes Mal ein Erlebnis, wenn er mit einer Gruppe den atrium-artigen
Innenhof des Regentenbaues besucht. Schon beim Reingehen kommen die "Ahs" und Ohs", - und Sätze wie: "Das hätten wir nicht erwartet." "Schon manche Tagesgäste haben sich nach einem Schmuckhof-Besuch entschlossen, wieder nach Bad Kissingen zu kommen", sagt Markert.
1913 fertiggestellt Natürlich gibt Albin Markert während seiner Führungen durch die Kuranlagen auf die Entstehungsgeschichte des Regentenbaus
ein, erzählt, dass das repräsentative Bauwerk in den Jahren 1911 bis 1913 errichtet wurde. In Auftrag gegeben von Bayerns Prinzregent Luitpold, eröffnet von Prinzregent Ludwig, dem späteren König Ludwig III. Damit erklärt er auch gleich, wie der Regentenbau zu seinem Namen kam.
Markert weist darauf hin, dass der Innenhof so gestaltet wurde, dass die umgebenden Räume immer mit Tageslicht versorgt werden, er preist das italienische Flair des
Schmuckhofs. "Hier kann man sich echt entspannen, hier können die Gäste Energie tanken", weiß er. Und neben den begeisterten Reaktionen des Publikums bemerkt Albin Markert auch immer wieder Erstaunen darüber, dass der Regentenbau in so kurzer Zeit entstanden ist.
Und warum kennen so wenige Kissinger ihren Schmuckhof, der doch die Gäste so begeistert? "Schon früher war der Regentenbau für Einwohner Bad Kissingens und der Umgebung etwas Heiliges", vermutet
Albin Markert. Er hat schon oft erlebt, dass Kissinger zwar mal durch die Türe kucken, sich aber nicht hinein trauen. Außerdem hat man früher eine Kurkarte gebraucht, oder man musste 50 Pfennige für die Besichtigung bezahlen.
Ansehen erlaubt "Heute sehen wir das locker", sagt der Gästeführer, "wer mal schauen will, der darf das." Nur ein längerer Aufenthalt ist nicht gestattet, da braucht man eine
Gastkarte. Auch Kurdirektor Frank Oette sieht das so. Gerade dann, wenn Einheimische ihrem Besuch die besonderen Schönheiten Bad Kissingens zeigen, ist das ja eine Werbung für die Kurstadt. Für Albin Markert persönlich ist der Schmuckhof ein Juwel, das ihn immer wieder auf's Neue begeistert. Obwohl er schon seit fast 30 Jahren Gästeführungen leitet.
"Der Schmuckhof ist einer meiner Lieblingsplätze", sagt er, und es wurmt ihn etwas, dass der Schmuckhof im vergangenen Jahr, als der Regentenbau seinen 100. Geburtstag feierte, zu kurz gekommen ist.
Littmann Der rapide Anstieg der Gästezahlen machte zu Beginn des 20. Jahrhundert eine großzügige Neufassung der Kuranlagen notwendig. 1910 wurde der Münchner Architekt Max Littmann mit der Ausführung beauftragt.
Unter seiner Leitung wurden die Wandelhalle, der Pavillon für den Maxbrunnen, der Regentenbau und das Kurhausbad errichtet.
Römisch Der Schmuckhof ist als Innenhof des Regentenbaus nach römischem Vorbild entstanden. Pfeilerarkaden mit Fenstern umgeben den gesamten Hof, Säulen tragen Holzpergolen.
Das Mittelfeld ist mit Rasen bepflanzt, während rundum Statuetten, Zierbrunnen und ein größerer Brunnen auf der Westseite den Besucher in eine andere Welt versetzen. Ein auffälliges Dekorationselement sind die Fresken auf den Wänden. Dort tummeln sich Fabel- und Meereswesen, auf denen Putten reiten. Medaillons mit Portraits und Girlanden ergänzen die Vielfalt.
Die gesamte Fresko-Dekoration stammt von Professor Richard Troll aus Offenbach.
Skizzen Das Staatliche Bauamt in Schweinfurt bewahrt etwa 1300 Pläne und Skizzen Littmanns zu seinen Bad Kissinger Kurbauten auf. Darunter sind auch Motive des Schmuckhofes.