Ein Aufschrei der Trash-Queen in Münnerstadt

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Stepanie Krumbholz, Trash-Queen Adler A.F., Mia Hochrein, Peter Braun und Sigismund Räder wollen, dass Kupsch bleibt. Foto: Heke Beudert
Stepanie Krumbholz, Trash-Queen Adler A.F., Mia Hochrein, Peter Braun und Sigismund Räder wollen, dass Kupsch bleibt. Foto: Heke Beudert
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Das Projekt "else!" in der Marienanstalt ist gestartet. Bis August gibt es Trash Art deluxe der ganz besonderen Art.

Die Trash-Queen ist eine wahrlich schrille Erscheinung. Selbst bezeichnet sich die Künstlerin Adler A.F. als "coole Sau". In Münnerstadt ließ sie bei ihrer Performance tatsächlich die Sau raus. "Der Kupsch muss bleiben", skandierte sie und schrie diese Botschaft in die Marienanstalt hinein. Denn die Müllkönigin solidarisierte sich am Mittwoch kurzerhand mit den Münnerstädtern, die weiter einen Lebensmittelmarkt in der Altstadt wollen und machte das Gesprächsthema des Städtchens zu ihrem Performance-Höhepunkt. Die Ausstellung "else!", initiiert von Mia Hochrein, war eröffnet.
Schrill wie die Trash-Queen, anders und ungewöhnlich ist auch die Ausstellung, die in der 400 Jahre alten Marienanstalt zu sehen ist. Hier dabei zu sein, "ist eine große Ehre für uns", betont Adler A.F., die mit diesem geschlechtslosen Künstlernamen in München, Berlin, New York ihre Kunst präsentiert. Wenn sie von der Marienanstalt spricht, dann wird Adler A.F. fast schon andächtig ob des Alters und des Gebäudes überhaupt.
Seit 2008 ist die Trash-Queen ein Markenzeichen von ihr. Da lief sie bei der Berliner Fashionweek als lebende Skulptur in Designerkleid aus weißen Mülltüten über den Laufsteg vorbei an Lagerfeld und Co und fühlte sich plötzlich in dieser Rolle pudelwohl. Doch Adler A.F. ist in der Ausstellung tatsächlich die Trash-Queen; Der Müll ist es, der Adler A.F. inspiriert. In der Marienanstalt hat sie mehrere Räume gestaltet. Während die Künstlerin mit dem sympathischen bayerischen Akzent gewissermaßen die Vertreterin der puristischen Abfallkunst ist, sehen sich die Berliner Künstlerinnen Stephanie Krumbholz und Sabine Rollnik mehr in der Trash-Art de luxe angesiedelt. Stephanie Krumbholz spricht von einem Veredeln alter Dinge oder vom recyclen. Sie selbst hat in Münnerstadt eine Installation mit altem Industriepapier, und ein Lampenschirm wurde zum Minikleid "umgeschneidert".
Die Künstlerinnen aus der Großstadt sind gerne nach Münnerstadt gekommen. Sie kennen die Ideengeberin des Kunstprojektes, die Münnerstädter Künstlerin Mia Hochrein. "Mia birgt für Qualität", meint Adler A.F. und deshalb habe sie spontan zugesagt. Mia Hochrein schwärmt von den Kunstfreundschaften, auf die sie zählen konnte. Denn finanziell abgesichert ist das Projekt nur teilweise. Doch Mia Hochrein weiß, dass sie mit dem Thema Trash-Art de luxe in der Szene etwas in Bewegung gesetzt hat. Alleine am Mittwoch hatte sie 40 Anfragen von Künstlern in ihrem Mailpostfach, ob ein Mitmachen noch möglich sei.
Trash-Art sei gefragt, weiß auch Adler A.F. Die Künstlerin glaubt, dass es eine Übersättigung an gefälliger Kunst gibt und gerade diese Art der unkonventionellen Kreativität eine Antwort darauf ist. "Mit Müll zu arbeiten ist inspirierend, weil da gelebtes Leben drinnen steckt", findet Stephanie Krumbholz. Das Projekt "else!" sei ihre soziale Skulptur, findet Mia Hochrein. Toll sei, dass Stadtkünstler aufs Land gehen und gemeinsam mit hiesigen Kunstschaffenden arbeiten und genauso toll sei, dass sie mit der Ausstellung alle Freaks der Stadt erreicht habe. "Das passt total gut". Außerdem sei das Kunstprojekt eine Leerstandsbelebung - etwas, was der überzeugten Altstadtbewohnerin total am Herzen liegt.

Öffnungszeiten: Ab heute bis einschließlich Sonntag ist die aktuelle Ausstellung auf drei Stockwerken der Marienanstalt immer zwischen 14 und 20 Uhr zu sehen.

Künstler: Adler A.F. (Berlin/München), Maneis Arbab (Teheran/Würzburg), Volker Bauer (Berlin), Dierk Berthel (Rannungen), Michael Bloeck (Frankfurt/Main), Mia Hochrein (Münnerstadt), Institut Heinz (Münnerstadt), Hans Klar (Rothemann), Stepanie Krumbholz (Berlin), Kerstin Lichtblau (Frankfurt/Main), Charlotte Mumm (Amsterdam), Susanne Nickel (Halle), Jan Polacek (Oberwaldbehrungen), Stephan Winkler (Fladungen).

Weitere Programme
Ab Juni verwandelt sich die Marienanstalt in ein Künstlerhaus, in dem Künstler arbeiten und ausstellen. Außerdem gibt es ab sofort Lesungen, Aktionen, Begegnungen, Workshops oder wechselnde Ausstellungen.

Infos: www.projekt-else.com