Ebenhäuser Grenzgang: Geschichten auf 23 Kilometern

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Am Grenzstein Ebenhausen, Oerlenbach und Arnshausen stauchen einige Siebener den Ebenhäuser Feldgeschworenen Günter Kuhn. Foto: Stefan Geiger
Am Grenzstein Ebenhausen, Oerlenbach und Arnshausen stauchen einige Siebener den Ebenhäuser Feldgeschworenen Günter Kuhn. Foto: Stefan Geiger
Unterwegs rund um die Gemarkung Ebenhausen. Foto: Stefan Geiger
Unterwegs rund um die Gemarkung Ebenhausen. Foto: Stefan Geiger
 
Unterwegs rund um die Gemarkung Ebenhausen. Foto: Stefan Geiger
Unterwegs rund um die Gemarkung Ebenhausen. Foto: Stefan Geiger
 
Die jüngsten Teilnehmer Elias, Anna und Tobias Keßler mit ihren Eltern Katrin und Benedikt sowie dessen Mutter Ulrike (Mitte). Foto: Stefan Geiger
Die jüngsten Teilnehmer Elias, Anna und Tobias Keßler mit ihren Eltern Katrin und Benedikt sowie dessen Mutter Ulrike (Mitte). Foto: Stefan Geiger
 
Bürgermeister Franz Kuhn (links) begrüßte die 55 Teilnehmer. Foto: Stefan Geiger
Bürgermeister Franz Kuhn (links) begrüßte die 55 Teilnehmer. Foto: Stefan Geiger
 

55 Teilnehmer waren beim Grenzgang dabei. Von den Siebernen gab es viele Anekdoten zur Heimat, wie von einer hochmütigen Bauernfamilie, die der Blitz traf.

Grenzen kennen und achten. Was das heißt, verdeutlichte ein Rundgang um die Gemarkung Ebenhausen. 55 Teilnehmern nahmen bei idealem Wetter die 23 Kilometer lange Strecke auf sich. Hauptstationen waren die sogenannten Dreimärker, also Grenzsteine an denen drei Gemarkungsgrenzen aufeinandertreffen.

Startpunkt war die Übungshalle des Faschingsclubs, wo Bürgermeister und Feldgeschworener Franz Kuhn daran erinnerte, dass einst Grenzgänge von der Gemeinde angeordnet wurden. In Oerlenbach habe sich seit Jahren eingespielt, den Rundgang im Wechsel der vier Ortsteile durchzuführen. Früher vollzogen die Feldgeschworenen diese Aufgabe jährlich nach den Himmelsrichtungen, um die Grenzmarkierungen zu den Nachbarorten zu überprüfen. Heute dient der Rundgang vor allem dem Kennenlernen der Heimat und seiner Geschichte.

Manfred Greubel, Obmann der Ebenhäuser Siebener und Vorsitzender des übergeordneten Bruderbunds Schweinfurt Nord ergänzte, dass im Dorf die Grenzgänge eine lange Tradition hätten. "Nur 1988, als das Dorf sein 1200-jähriges Bestehen feierte, musste wegen der vielen Festivitäten der Rundgang ganz ausfallen", sagte er. Er freute sich, dass sich unter den Teilnehmern einige Kinder und Jugendliche waren.


Splitterholz aus dem Krieg

Den Grenzgang hatte er mit seinen Siebenern Ludwig Hilpert, Johannes Kessler, Günter Kuhn, Alfred Schubert, Fridolin Schubert und Steffen Wilhelmy vorbereitet. Die Gruppe umrundete Ebenhausen entgegen des Uhrzeigersinns. Das erste Stück ging entlang der Grenze zu Poppenhausen, dann weiter zu Pfersdorf, wo der östlichste Punkt Ebenhausens in der Gemarkung Hornlohe erreicht wurde.

Dann schwenkte der Weg nach Westen entlang der Grenze zu Oerlenbach mit Unterquerung der Bahnlinie und weiter am Rande der Wohnbebauung von Ebenhausen vorbei. Dort befinden sich sowohl die Baywa als auch einige Wohnhäuser auf Oerlenbacher Grund. Weiter ging es an der Erlichsquelle vorbei, wo der Flächennutzungsplan ein Gelände für Einsatzfahrtrainings der Bundespolizei ausweist. Im angrenzenden Waldgebiet findet sich bis heute noch sogenanntes Splitterholz, das auf die Bombardierung des einstigen Lufttanklagers Oerlenbach im Zweiten Weltkrieg zurückgeht.


Kilian fällt Eiche am Donnerloch

Erster Halt wurde am Holzkreuz im Donnerloch eingelegt. Dieser Name bezieht sich auf die Legende, die erzählt, dass der heilige Kilian auf seinem Weg nach Würzburg hier vorbeigekommen sei und eine Eiche fällte. Eine andere Geschichte erzählt von einer reichen Bauernfamilie, die sich weigerte, für das sechste Kind einer Schäferfamilie die Patenschaft zu übernehmen. Für diesen Ehrendienst fanden sich aber andere Bewohner. Als das Kind getauft wurde, sei plötzlich am "Donnerloch" ein Gewitter aufgezogen. Die reiche Bauernfamilie flüchtete unter einen Nussbaum. Als in der Kirche der Pfarrer das Neugeborene taufte, sei ein Blitz in den Nussbaum eingeschlagen und habe die Bauersleute wegen ihres Hochmuts getötet.

Nach einer Stärkung ging es weiter zum Dreimärker Ebenhausen, Oerlenbach und Arnshausen, wo Günter Kuhn gestaucht wurde. Dieser Brauch verdeutlicht die Redensart "Zusammenstauchen", die bis heute zu hören ist, wenn jemand sich etwas nicht merkt oder falsch macht.

Die Teilnehmer erreichten den nördlichsten Ebenhäuser Punkt, ehe sie nach Süden entlang der sechs Kilometer langen Grenze zu Ramsthal abbogen. Vorbei ging es an der Wüstung Wittighausen, die urkundlich bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann. Funde von Grundmauern, Ziegeln und Eisen belegen die einstige Bebauung. In den 1960er Jahren bestand dort ein Steinbruchunternehmen, das zum Bau der A 7 Material lieferte, bald aber in Konkurs ging. Die Zone wurde von der Waldkörperschaft Wittighausen angepflanzt.


Brandschatzende Kroaten

Mittagsrast war an der Krummen Birke nahe des Dreimärkers Ebenhausen, Ramsthal und Poppenhausen. Früher hatten sich hier die drei Landkreise Bad Kissingen, Schweinfurt und Hammelburg berührt. Es folgte der acht Kilometer lange Abschnitt zu Poppenhausen. Nahe des Altenfelder Hofs griff der Bürgermeister den ortsüblichen Namen Krawattenhof auf. Diese Bezeichnung leite sich von Kroatenhof ab, denn im Dreißigjährigen Krieg hätten hier Kroaten mit ihrem General Isolani gelagert und die Umgebung mit heimgesucht.

Eine ganz extreme Grenze folgte im Breitloh, wo die Linie fingerförmig wie eine Hand in Poppenhäuser Gebiet ragt. Mit dem Küferbrunnen als zweite Quelle in der Gemeinde wurde der südlichste und mit 269 Metern tiefste Punkt der Gemeinde erreicht. Nahe des Leuselbachs ging es wieder nach Norden, am Hainer Hügel, einem Biotop entlang und zurück zum Ausgangspunkt.