Es gab zwar einige Irritationen, aber es ist vollbracht: Bei einem zweiten Treffen wurde der Verein mit dem Namen "Zukunft Bad Kissingen" gegründet. Vorsitzender ist der Heiligenfeld-Geschäftsführer Michael Lang.
Der landläufig schwierigste Teil der Geburt ist gelungen: Das Kind hat jetzt einen Namen: "Zukunft Bad Kissingen" heißt ab sofort die Initiative, die sich aus der nicht immer glücklich verlaufenen Auseinandersetzung der Heiligenfeld Kliniken GmbH und der Stadt Bad Kissingen beziehungsweise des Stadtrates gebildet hat.
Standen am Anfang noch die Probleme des Gesundheitsunternehmens im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen, hat sich spätestens seit der ersten öffentlichen Versammlung am 18. Juni im Alten Rathaus die Zielrichtung verschoben.
Potenzial vorhanden
Das wurde deutlich in der zweiten Versammlung an gleicher Stelle, zu der die Geschäftsführung der Kliniken geladen hatte. In der Einladung hieß es: "Unter dem Motto ,Hab' Mut, mach mit' wollen wir nun in die nächste Phase übergehen. Unserer Meinung nach muss sich die politische Kultur in Bad Kissingen ändern. Wir wollen dazu beitragen, dass unsere Stadt zukunftsfähig wird. Bad Kissingen soll jünger, moderner, offener und bürgerfreundlicher werden, nur so wird Bad Kissingen im 21. Jahrhundert ankommen. Wir sind davon überzeugt, dass unsere Stadt das Potenzial dazu hat, nämlich: Kultur, Natur, Gesundheit und Seele." Der Geschäftsführer der Heiligenfeld GmbH, Stephan Greb, begrüßte die rund 40 Besucher, und gab einen kurzen Rückblick und Ausblick: "Wir waren beim letzten Mal beeindruckt, dass 70 Menschen gekommen waren. Viele wollen offenbar Veränderung, wollen, dass die Stadtentwicklung nicht an den Interessen der Bürger vorbeigeht."
Lösungen anbieten
Es gebe natürlich auch Stimmen, die zufrieden sind, aber man müsse zu einem gepflegteren Umgang miteinander finden: "Man kommt sich im Rathaus oft als Bittsteller vor, egal, ob als Privatperson oder Firma." Greb machte aber auch deutlich: "Wer nur Kritik äußert, der bewegt nichts. Dafür stehen wir nicht ein." Wichtig sei es, Lösungen anzubieten und denen ermutigende Bestätigung zu geben, "die sich nicht trauen, ihre Anliegen offen in Richtung Stadt auszusprechen." Es gehe darum, "auf Augenhöhe gemeinsame Lösungen zu finden." Natürlich wurden auch wieder ein paar Themen genannt, die auf die Agenda genommen werden sollen, wie etwa die Erstellung eines Gemeinwohlatlanten durch die Stadt, die Einrichtung eines städtischen Zukunftsbüros oder ein stärkeres Augenmerk auf den Klimawandel. Und es wurden drei Stufen der Mitarbeit genannt: themenbezogene Mitarbeit in der Initiative, Mitgliedschaft in der Initiative oder Kandidatur für die Initiative bei der nächsten Stadtratswahl.
Möglichst schnell handeln
Damit war plötzlich eine Frage geklärt, die bisher immer im Hintergrund mitgeschwungen hatte und die von den Wortführern der Initiative als eher zweitrangig bezeichnet worden war: Angestrebt wird eine Vertretung im Stadtrat. Und deshalb müsse auch so schnell wie möglich ein Verein als rechtliche Basis gegründet werden, der das Zulassungsverfahren natürlich erheblich vereinfacht.
"Heute wollen wir mit der Vereinsgründung den Startschuss für die künftige Arbeit geben", erklärte Stephan Greb. Aber er löste damit keine Aufbruchsstimmung, sondern Irritationen aus. Denn die meisten Besucher waren gekommen, um über Themen oder ihre Anliegen zu sprechen. So endete dieser Teil der Versammlung nach einer Dreiviertelstunde ziemlich abrupt, weil sich die Teilnehmer, die den Verein gründen wollten, ins oberste Stockwerk zurückzogen, um diese Gründung abzuwickeln. "Wir brauchen etwa eine Stunde", meinte Greb, "dann kommen wir wieder runter und können über Themen und Probleme reden", und erntete damit nicht nur begeisterte Blicke.
Auswahl getroffen
So bleiben einige Fragen unbeantwortet, unter anderem, wie denn der neue Verein heißen solle, oder wen denn die Versammlungsleitung meine, wenn sie von "wir" sprach. Und es kam auch zu einem kurzen Moment der Unruhe, als Stephan Greb nicht nur erläuterte, wen der Verein als Mitglied haben wolle, sondern auch, wen er nicht als Mitglied und Kandidaten haben wolle: zum einen "Vertreter, die uns bekehren wollen, dass alles gut ist, wie es ist. Das passt nicht." Und zum anderen: "Wer schon in einer Stadtratsfraktion aktiv ist, sollte dort auch bleiben und weitermachen." Da fühlten sich Martina Greubel und Steffen Hörtler von der CSU-Fraktion direkt angesprochen, die diese Einschränkung bedauerten. Hörtler: "Man hätte durchaus Ideen einbringen können. Diesen Austausch wird es wohl nicht geben." Aber die CSU stehe trotzdem zur Verfügung. Und beide gingen.