"Die rote Linie ist überschritten"

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Martin Eisenmann übergibt als Vorsitzender des Bad Bockleter Kurvereins das Konzept an Umweltministerin Ulrike Scharf. Foto: Kathrin Kupka-Hahn
Martin Eisenmann übergibt als Vorsitzender des Bad Bockleter Kurvereins das Konzept an Umweltministerin Ulrike Scharf.  Foto: Kathrin Kupka-Hahn

Der Kurverein Bad Bocklet hat ein Konzept für einen Kurwald an die Ministerin übergeben. Nun zieht sich der Vorsitzende aus der Diskussion zurück.

Martin Eisenmann reicht es. Noch bis vergangenen Freitag hat er sich ganz offen für einen möglichen Nationalpark Rhön eingesetzt, sogar ein Konzept mit dem Kur- und Fremdenverkehrsverein Bad Bocklet entwickelt. Doch nun zieht er sich aus der Öffentlichkeit zurück. "Eine faire und sachliche Diskussion sieht in meinen Augen anders aus", teilt der 38-Jährige dieser Zeitung in einer Email mit.

Ursprünglich wollte der Bad Bockleter Geschäftsmann am Montagvormittag das "Konzept für einen nachhaltigen Kurwald mit Waldtherapiezentrum" der Presse vorstellen. Doch daraus wurde nichts. Eisenmann, der den "Bücherpavillon" Bad Bocklet betreibt, möchte nicht länger öffentlich angreifbar sein. "Da ich verpflichtet bin, meine Geschäfte und natürlich meine Familie zu schützen", schreibt er weiter. In der Nacht zu Samstag haben Unbekannte einen Aufsteller vor seinem Anwesen in der Straße "An der Promenade" in Bad Bocklet aufgerissen und ein Plakat "Pro Nationalpark Rhön" entwendet. Zwar sei dabei kein großer finanzieller Sachschaden entstanden, dennoch fragt sich der Geschäftsmann: "Warum werden wir dafür bestraft, dass wir für eine andere Meinung sind?"

Für ihn sei nun die rote Linie überschritten - es ist etwas auf seinem Grundstück passiert. Die Zerstörung des Aufstellers habe er bei der Polizeiinspektion Bad Kissingen angezeigt. Die sucht nun Zeugen, die etwas beobachtet haben. Sie können sich unter Tel.: 0971 /71 490 melden. "Die Aktion vermittelt mir nicht mehr das Gefühl, dass sachlich diskutiert wird", sagt der Geschäftsmann. Diesen Eindruck habe er bereits am Freitag bei der Demonstration in Stangenroth gewonnen. "Da wurde fast schon wie bei der Pegida-Diskussion ganz viel Frust entladen - gegen den Staat", schildert Eisenmann seine Beobachtungen. "So viel Hass habe ich noch nie erlebt", fügt er hinzu.

Auch er sei nicht mit allen Entscheidungen des Staates einverstanden. Doch das gebe einem doch noch lange nicht das Recht, sich respektlos über Politiker zu äußern. Außerdem habe er angenommen, am Freitag hätten alle Nationalparkgegner ihre Luft 'rausgelassen. Doch das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Deshalb zieht er sich nun aus der öffentlichen Diskussion zurück. "Wenn jemand privat mit mir diskutieren möchte, dann kann er das gerne tun, muss sich aber an Regeln halten", sagt Martin Eisenmann.

Seit fünf Jahren ist der Kaufmann Vorsitzender des Bad Bockleter Kur- und Fremdenverkehrsvereins, seit zehn Jahren lebt und arbeitet er in dem Kurort. Seither macht er sich Gedanken um dessen Entwicklung. "Uns fehlt der Tagestourismus. Das beobachte ich mit Sorgen", sagt er. Parallel dazu überlegt er, mit welchen neuen Angeboten Gäste nach Bad Bocklet gelockt werden können. So entstand Stück für Stück die Idee vom Kur- und Erholungswald mit Waldtherapiezentrum. Nun hat er mit seinen Mitstreitern vom Kurverein ein Konzept erarbeitet, dieses in einem Nationalpark Rhön umzusetzen. "Es ist noch nicht ausgereift."

Im Vordergrund steht der therapeutischen Aspekt des "Waldbadens", das bereits in den USA, Japan und Südkorea regelrecht boomt. Regelmäßig angewendet und von Fachleuten begleitet, böte es enorme Erholung und Heilung. "In unserem Wald lassen der Wechsel von Licht und Schatten, die Kraft der Bäume und die friedliche Atmosphäre den gestressten Menschen der Neuzeit zur Ruhe kommen", schreibt der Verein in seinem Konzept, das Eisenmann der Ministerin am vergangenen Freitag überreichte.

Die Aufgaben eines Waldtherapiezentrums lägen außerdem in der Erforschung verschiedener Prozesse im Wald und deren Anwendungen. Fachbiologen könnten die Kommunikation, die Stoffwechselprodukte der Bäume und die dabei freigesetzten Stoffe erkunden. Mediziner sollten die so erlangten Kenntnisse für die Menschen umsetzen, während Agrar-Ingenieure versuchen, diese für Forst- und Landwirtschaft zu nutzen - soweit die Vision. "So entsteht ein großes gemeinsames Forschungsfeld, welches von drei Ministerien (Agrar, Umwelt und Gesundheit) getragen wird", schreibt der Kurverein. Ein Nationalpark wäre für die Umsetzung ideal, ist Martin Eisenmann überzeugt. Zumal dann auch Fördergelder zur Finanzierung fließen würden. "Theoretisch wäre das Konzept auch ohne einen Nationalpark umsetzbar. Man bräuchte jedoch ein großes Stück Wald", sagt er.