Die Oerlenbacher Kirche wird 50 Jahre alt

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Die katholische Kirche in Oerlenbach mit ihrem Gemeindezentrum und markantem Glockenturm wurde am 12. Oktober 1968 eingeweiht.Heike Beudert
Die katholische Kirche in Oerlenbach mit ihrem Gemeindezentrum und markantem Glockenturm wurde am 12. Oktober 1968 eingeweiht.Heike Beudert
Bischof Stangl bei der Einweihung der Oerlenbacher Kirche vor 50 Jahren. Repro Heike Beudert
Bischof Stangl bei der Einweihung der Oerlenbacher Kirche vor 50 Jahren. Repro Heike Beudert
 

Vor 50 Jahren bekam Oerlenbach eine große, moderne Kirche. Auch heute noch ist die Architektur außergewöhnlich.

Ob die Oerlenbacher Kirche so aussehen würde, wenn die Katholiken des Ortes vor mehr als 50 Jahren selbst über die Gestaltung ihres Gotteshauses entschieden hätten? Das ist schwer zu sagen. Damals , in den 1960er Jahren, bestimmte im bischöflichen Bauamt in Würzburg ein moderner Zeitgeist die Architektur. Da die Diözese auch den Löwenanteil der Baukosten trug, folgte die Pfarrgemeinde der Empfehlung aus Würzburg. Vielleicht habe man am Biertisch geschimpft, aber letztendlich die Vorgaben aus Würzburg akzeptiert, so Oerlenbachs Bürgermeister Franz Kuhn.

Und so bekam die dritte Kirche, die Oerlenbach im Laufe seiner Geschichte erhielt, eine sechseckige Form mit einem Faltdach und einer pyramidenähnlichen, gläsernen Laterne als Lichtquelle in der Mitte. "Zitronenpresse" wurde das Bauwerk wegen seines Aussehens irgendwann genannt.

Nach nur einjähriger Bauzeit wurde das moderne Gotteshaus am 12. Oktober 1968 durch Bischof Stangl eingeweiht. Neben der Kirche war im Zuge der Bauarbeiten ein Pfarrzentrum für die in der Nachkriegszeit stark gewachsene Zahl der Katholiken errichtet worden. Der Bevölkerungsanstieg war auch der Grund für den Neubau des Gotteshauses. "Heute ist die Kirche viel zu groß", sagt Kirchenverwaltungsmitglied Dietmar Schmitt. Die 500 Plätze in der Kirche sind kaum mehr gefüllt, vielleicht noch an Weihnachten oder bei einer großen Beerdigung.

In den 1960er Jahren aber war die 100 Jahre zuvor erbaute Dorfkirche zu klein geworden und zudem in einem schlechten baulichen Zustand. Nach dem Kirchenneubau wurde die alte Dorfkirche Anfang der 1970er Jahre abgerissen.

Die Gestaltung des Kircheninneren folgte 1968 ebenfalls den Regeln eines modernen Liturgieverständnisses. Eigentlich sollten, so erinnert sich Dietmar Schmitt, damals nicht einmal die alten Figuren aus der Vorgängerkirche in das Gotteshaus integriert werden. Doch in diesem Fall setzten sich die Oerlenbacher durch. Bis heute stehen diese in der Kirche. Und nach Meinung Schmitts passen sie auch gut dorthin.

Für den Kirchenneubau wurden 1968 neue Glocken gefertigt. Xaver Hofmann erinnert sich, dass damals sein Vater, der Landrat Engelbert Hofmann, beschlossen hatte, dass seine Familie die Glocken spendet. Xaver Hofmann erzählt, er habe daraufhin die Kosten für die zweitgrößte Glocke übernommen.

Der avantgardistische Neubau hatte von Anfang an seine Tücken. Das Dach der Kirche war bereits vor der Einweihung undicht. Dietmar Schmitt, zur damaligen Zeit Ministrant in Oerlenbach, weiß, dass er Eimer aufstellen musste, weil es überall tropfte. Auch Stefan Geiger kann sich gut an die Probleme erinnern. Als er als junger Lehrer 1969 nach Oerlenbach kam, standen in der Kirche die Wannen. Die jahrelangen Versuche, die Kirche trocken zu bekommen, sind heute im Protokollbuch der Kirchenverwaltung nachzulesen, das Stefan Geiger über viele Jahre handschriftlich geführt hat. Der Ärger um die dauerhaft undichte Kirche ging sogar soweit, dass die Kirchenverwaltung damals mit Rücktritt drohte und 1978 beschloss, Zins und Tilgung einzustellen, bis das Problem erledigt ist. Fast 20 Jahre lang wurden immer neue Versuche unternommen, das Dach dicht zu bekommen. Erst 1987 gelang dies einer Karlstädter Firma. "Es ist für mich wie ein Wunder, dass die Kirche bis heute dicht ist", sagt Dietmar Schmitt. Auch die Flachdächer von Pfarrheim und Pfarrbüro bekamen in diesem Zuge ein neues Kupferdach, was sich bewährt hat. Noch keine perfekte Lösung hat die Pfarrgemeinde dagegen für die Beschallung des Kirchenraumes gefunden. Mittlerweile gibt es die dritte Tonanlage in der Kirche, doch immer noch hört man nicht von allen Plätzen aus gleich gut.

Die Dächer von Gotteshaus und Pfarrgebäuden sind zwar seit 30 Jahren dicht, doch heute gibt es andere Sorgen. "Die Heizkosten für die Kirche laufen uns davon", erklärt Dietmar Schmitt. 1968 war Öl billig. Jetzt aber schlagen die Gaskosten hoch zu Buche, während andererseits die Einnahmen aus dem Klingelbeutel weniger werden. Mittlerweile werden die Werktagsgottesdienste im früheren Wohnzimmer der Pfarrerwohnung gehalten, um Heizkosten zu sparen.

Ungelöst ist auch die Frage, wie es mit dem in die Jahre gekommenen Pfarrheim weitergeht. 2014 wurde ein Versuch unternommen, eine Sanierung von Pfarrerwohnung, Pfarrbüro und Pfarrsaal auf den Weg zu bringen. Die Pläne liegen jedoch auf Eis, weil der Umbau einen Millionenbetrag verschlingen würde - Geld, das die Pfarrgemeinde nicht aufbringen kann. Der Pfarrsaal bräuchte dringend neue Fenster. Die Mitarbeiterinnen im Pfarrbüro frieren im Winter, weil die Räume einfach nicht warm zu bringen sind. Wie es weitergeht, ist offen.

An die Weihe der Kirche vor 50 Jahren will die Pfarrgemeinde im Rahmen eines Festgottesdienstes am Sonntag, 21. Oktober (10 Uhr) erinnern. Es ist gleichzeitig der Patroziniumstag des Gotteshauses. Im Anschluss daran gibt es einen Stehempfang im Pfarrheim.