Die Nüdlinger Prioritätenliste ist schon lang

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Unter dem Nüdlinger Kirchturm tut sich einiges. Vieles ist in der Gemeinde angegangenen worden, neue Maßnahmen sind geplant, wie Bürgermeister Harald Hofmann im Gespräch mit uns bestätigte. Fotos: privat, Gemeinde, Paul Ziegler
Unter dem Nüdlinger Kirchturm tut sich einiges. Vieles ist in der Gemeinde angegangenen worden, neue Maßnahmen sind geplant, wie Bürgermeister Harald Hofmann im Gespräch mit uns bestätigte. Fotos: privat, Gemeinde, Paul Ziegler
Bürgermeister Harald Hofmann (CSU)
Bürgermeister Harald Hofmann (CSU)
 
Nüdlingen hat einiges vorzuweisen - unter anderem ein Heimatmuseum.
Nüdlingen hat einiges vorzuweisen - unter anderem ein Heimatmuseum.
 
Das Wappen der Gemeinde Nüdlingen
Das Wappen der Gemeinde Nüdlingen
 

Bürgermeister Harald Hofmann hat in Nüdlingen nach seinem Amtsantritt kräftig Gas gegeben. Er hätte gleich "in die Vollen" gehen können, sagte er in einem Interview, da er als stellvertretender Bürgermeister Erfahrungen für sein neues Amt sammeln konnte. Das habe den Einstieg leichter gemacht.

Nüdlingen — Die Kommunalwahlen dieses Jahres sind schon ein gutes halbes Jahr Geschichte. Vor gut drei Monaten, vor etwas mehr als 100 Tagen, haben die neugewählten Bürgermeister ihre Arbeit aufgenommen. Die 100-Tage-Frist nimmt die Redaktion zum Anlass, bei neugewählten Bürgermeistern nachzufragen, wie sich die Dinge in der Gemeinde nach ihrem Amtsantritt entwickelt haben.
Der Nüdlinger Bürgermeister Harald Hofmann hat zum 1. Mai die Nachfolge von Günter Kiesel angetreten. Auch ihm haben wir einige Fragen gestellt.

Nach 100 Tagen im Amt, Herr Hofmann, haben Sie Vorstellungen und Erwartungen, die Sie an das Amt und die Aufgabe des 1. Bürgermeisters in Nüdlingen hatten, revidieren und/oder über Bord werfen müssen? Was hat sich als völlig anders, als erwartet, für Sie herausgestellt?
Harald Hofmann: Nein, die Vorstellungen und Erwartungen an das Amt des 1. Bürgermeister waren mir bekannt, da ich als 2. Bürgermeister bei Vertretungen Erfahrungen sammeln konnte. Das Amt des 1. Bürgermeisters ist eine große Herausforderung, und ich freue mich auf die anstehenden Aufgaben. Völlig anders ist der Kontakt zur Bevölkerung und die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Die Entwicklung der Gemeinde mitzugestalten ist eine wunderbare Aufgabe. Der Bürgermeister ist Ansprechpartner, Vermittler, manchmal Problemlöser. Probleme werden zeitnah angegangen und nach Möglichkeit erledigt. Die Unterstützung und Motivation durch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeinde ist eine sehr große Hilfe für mich.

Hat Sie mit dem Beginn des Amtes die Aufgabe des Sich-Einarbeiten-Müssen blockiert, bereits erste Themen anzugehen und wenn nicht, welche Themen sind das gewesen?
Das "Sich-Einarbeiten-Müssen" ist bis auf das Standesamt Seminar ausgefallen. Die erledigten Themen sind Erdaushubdeponie "Wurmerich" abgeschlossen; Altdeponie "Gänsrasen" abgedeckt; Fahrzeug im Bauhof angeschafft; Feuerwehr Fahrzeug bestellt; Standesamt, Meldeamt und Ordnungsamt im Rathaus umorganisiert; Jugendsozialarbeit Stelle in der Schlossberg Mittelschule für das Jahr 2015 geschaffen. Die angegangen Themen: Studie für das ehemalige Gasthaus "Stern" in Nüdlingen im Auftrag; Umbau der Toilettenanlagen und Fenstererneuerung in der Schlossberg Mittelschule; Dachsanierung Kindergarten Nüdlingen; im Bauhof Umstrukturierungen eingeleitet; Mähroboter mit den Allianzgemeinden "Kissingerbogen" in Haard getestet, um die Effizienz zu steigern. Außerdem sind Mustergräber im Friedhof Nüdlingen angelegt, um die Unkrautentwicklung zu beobachten und Lösungen zu erarbeiten.

Die ersten Gemeinderatssitzungen sind gelaufen, wie ist aus Ihrer Sicht das "neue" Miteinander der Gemeinderäte mit Bürgermeister gelaufen?
Das "neue" Miteinander zwischen Gemeinderat und Bürgermeister ist gut. Wir arbeiten die Themen sachlich ab und gehen danach zur "Nachbesprechung in den Beck".

Haben Sie sich Ihren "normalen" Arbeitstag so vorgestellt, wie er sich heute für Sie darstellt (Ablauf und zeitliche Beanspruchung)?
Ja, eigentlich schon. In der Kelterei Hofmann gab es auch keinen Acht-Stunden-Tag.

Haben Sie Ihre Prioritätenliste nach 100 Tagen überarbeitet und wie sieht diese Liste heute aus?
Ja. Zuerst die Aufgaben die konkret Anstehen, dann die Entwicklungen, die Nüdlingen und Haard in den nächsten Jahren weiterbringen. Der alte Gemeinderat hat viele Projekte angefangen, die nun zügig abgearbeitet werden: Die Projektstudie für das ehemalige "Gasthaus Stern" ist in der letzten Sitzung in Auftrag gegeben worden. Das Baugebiet am "Bödelein" mit der Schließung der 20Kv Ring-Stromleitung um Nüdlingen wird Anfang 2015 fertig erschlossen. Der Natur-Waldfriedhof am Wurmerich soll ebenfalls 2015 eröffnen. Am Friedhof in Nüdlingen wird ein neuer Parkplatz angelegt. Ebenfalls sind Pläne für eine Verbesserung am Kirchen- und Kindergartenvorplatz in der letzten Periode erarbeitet worden. Der Schulstandort muss erhalten bleiben, Konzepte die eventuell eine bessere Kinderbetreuung in Nüdlingen und Haard gewährleisten müssen mit berücksichtigt werden. Dazu ist der laufende Unterhalt Straßen, Kanal usw. zu verbessern. Ganz oben auf der Prioritäten-Liste steht die Schaffung einer Senioren Anlage, die es erlaubt, dass unsere ältere Bevölkerung so lange wie möglich in Nüdlingen leben kann. - Sie sehen wir haben viel vor und unser Ziel ist es auch die Projekte umzusetzen.

Das Gespräch mit Harald
Hofmann führte Paul Ziegler


Hintergrund: 100-Tage-Frist

Was? Die 100-Tage-Frist bemisst die Zeitdauer, die nach einer Faustregel des Journalismus einem neuen (politischen) Amtsinhaber oder einer neuen Regierung zugestanden wird, um sich einzuarbeiten und erste Erfolge vorzuweisen. Danach kommt es zu einer ersten Bewertung der Regierungsleistung (100-Tage-Bilanz).

Warum? Ursprünglich ging diese Form von Stillhalteabkommen zwischen Presse und Politik auf den amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt zurück, der während der Weltwirtschaftskrise zum Präsidenten gewählt worden war. Er bat um eine Schonfrist von 100 Tagen, nach denen die Wirkung seines Reformprogramms, dem New Deal, erkennbar werden sollte.

Wie? Die 100 Tage soll der neue Entscheider nutzen, um sich mit den Abläufen seines Amtes vertraut zu machen, erste Personalentscheidungen zu treffen und erste Maßnahmen auf den Weg zu bringen.

Woher? Die 100-Tage-Frist war ursprünglich eine Faustregel aus dem Redaktionsleben. Inzwischen ist sie zum Allgemeingut geworden und im politischen Tagesgeschehen verankert. Die allgemeine Anwendbarkeit dieser willkürlichen Frist ist umstritten und verliert in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung. Wikipedia