Die Musiker von "Klingend b-lech" haben es geschafft. Im österreichischen Ried im Innkreis wurden sie zum Europameister der Böhmisch-Mährischen Blasmusik gekürt.
Die österreichische Stadt Ried im Innkreis, unweit von Passau ist in Blasmusikkreisen als Stadt der Musik bekannt. Die Confederation Internationale des Societes Musicalas (CISM) richtete dort die 15. Europameisterschaft der Böhmisch-Mährischen Blasmusik (EM) aus.
Der Internationale Musikbund CISM wurde 1949 ge-gründet, ist Mitglied der UNESCO und der freiwillige Zusammenschluss nationaler Musikverbände für Blasmusik.
Die 22 stimmberechtigten Mitgliedsverbände, darunter auch die Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände, umfassen derzeit rund 22 000 Musikvereine. Der CISM-Wettbewerb ist auf qualitativ hoher internationaler und künstlerischer Ebene angesiedelt und stellt entsprechend hohe Anforderungen an die Teilnehmer.
Höchste Punktzahl erzielt Mit der Blaskapelle "Klingend b-lech", bestehend aus Musikern der Landkreise Bad
Kis singen und Rhön-Grabfeld, wurde zum ersten Mal ein Orchester aus der Region "Europameister" in der Mittelstufe. Die Kapelle setzte sich mit 90,83 Punkten gegen weitere drei Orchester aus Deutschland, eine aus Belgien und drei aus Österreich durch, die ihnen mit fünf Punkten Abstand folgten. Dafür erhielten sie den CISM-Pokal und einen Pokal der Blaskapelle Ceska, die den Wettbewerb im Auftrag der CISM hatte.
Zusätzlich erzielte "Klingend b-lech" die höchste Punktzahl der 25 in drei Wertungsstufen (Mittel, Ober- und Höchststufe) teilneh-menden Kapellen, was einen zusätzlichen Pokal einbrachte.
Gründung im Jahr 2007 Die Formation wurde bereits im Jahr 2007 vom jetzigen Dirigenten Marco Stieglitz (Schmalwasser) und Michael Omert (Oberelsbach) gegründet, Ende 2009 folgte die Vereinsgründung sowie 2012 der
Beitritt zum Nordbayerischen Musikbund.
Heute besteht der Verein aus 24 Musikerinnen und Musikern. Mit Klarinettistin Laura Benkert (Steinach) und dem Posaunisten Michael Günter (Aschach) war der Landkreis Bad Kissingen vertreten. Beide haben beim Jugendmusikkorps der Stadt Bad Kissingen (JMK) ihr Instrument erlernt.
Für sie war die EM ein besonderes Erlebnis, das mit fünf Monaten Proben und viel Fleiß und Schweiß verbunden war.
"Da Österreich eine gehobenere Musikkultur als wir hat, macht man sich schon Gedanken, wie es werden wird", sagte der musikalische Leiter Marco Stieglitz. Nach den vielen Proben habe aber die ganze Kapelle ein gutes Gefühl gehabt. Man sei entspannt gewesen, da man sich gut vorbereitet habe. "Letztendlich entscheidet die Tagesform über Erfolg oder Misserfolg", so Stieglitz.
"Für uns war es bei der Siegerehrung ein unbeschreibliches Gefühl - wir hatten es geschafft und waren zu Tränen gerührt."
"Wir sind von der Bühne gegangen und hatten das Gefühl, eine gute Leistung abgerufen zu haben. Wir sind uns in die Arme gefallen", beschreibt Laura Benkert ihre Emotionen. Die Teilnahme und die Vorbereitungen hätten die 22 Musiker zusammengeschweißt.
"Die Aufregung vor dem Auftritt, das gegenseitige Aufrichten und das Motivieren seien ausgezeichnet gewesen.
Sieben Stunden warten "Auch das Wertungsspiel war wie eine Erlösung nach dem vielen Stress. Es hat richtig Spaß gemacht. Man hatte nicht das Gefühl, man sei bei einem Wettbewerb. Die Musik, das begeisterte Publikum - es war einfach geil", ergänzte Laura Benkert.
Unendlich lang empfand sie, dass sie sieben Stunden bis zur Siegerehrung warten musste. Warum sie sich für diese Art von Musik begeistern konnte, sagte sie: "Ich bin einfach reingewachsen. Mein Opa war Dirigent in Steinach. Da ist man mit böhmischer Musik à la Ernst Mosch und Konsorten groß geworden."
Michael Günter fügt hinzu: "Mich reizt die alte und lange Tradition dieser Musik und dass man mit ihr noch immer seine Zuhörer begeistern
kann." Er sei mit einem gesunden Selbstwertgefühl auf die Bühne gegangen, weil er sicher war, ausreichend geprobt zu haben. "Neben der beeindruckenden großen Halle in Ried waren es auch die immer anwesenden rund 500 Zuhörer, die die Wertungsspiele verfolgten."
Ein Highlight war für ihn die hochkarätige Jury mit den berühmten Musikern und Komponisten Klaus Rappl (Österreich), Franz Watz (Deutschland), Freek Mestrini (Niederlande) und Antonin
Konicek (Tschechien). "Als Antonin Konicek nach der von ihm komponierten ,Libezna-Polka' aufstand und klatschte, die Daumen hochhielt, da dachte ich mir, wenn es ihm gefallen hat, dann waren wir gar nicht so schlecht."
Die Kriterien Die Beurteilung der Vorträge erfolgt nach verschiedenen Kriterien: Stimmung und Intonation, Ton- und Klangqualität, Phrasierung und Artikulation, spieltechnische Ausführung, Rhythmik und
Metrik, dynamische Differenzierungen, Tempo und Agogik, Klangausgleich und Re-gisterbalance, musikalischer Ausdruck, Interpretation und Stilistik. "Selbst habe ich vom Wertungsspiel keinen Eindruck bekommen. Ich war einfach auf das Stück und meinen Part und den Dirigenten fixiert. Es war der größte Sieg für mich, obwohl ich schon Landessieger im Posaunentrio des JMK beim Kammermusikwettbewerb des bayerischen Blasmusikverbandes wurde. Wir sind Europameister - das ist für mich unfassbar", sagt Michael Günter, der es immer noch nicht glauben kann.