Bad Kissingen
Jubiläum

Die Königin hatte ein Herz für die Schwachen

Zum 175 jährigen Jubiläum gedachte die Theresienspitalstiftung ihrer Gründerin, der bayerischen Königin Therese mit einem Festakt im ehemaligen Theresienkrankenhaus.
Geschäftsführerin Michaela Atzler zeigt historische Urkunden und Geräte, von links Dr. med. Germut Schneeberger, OB Kay Blankenburg, Dekan Thomas Keßler, Rechtsbeistand Eberhard Gräf  Foto: Werner Vogel
Geschäftsführerin Michaela Atzler zeigt historische Urkunden und Geräte, von links Dr. med. Germut Schneeberger, OB Kay Blankenburg, Dekan Thomas Keßler, Rechtsbeistand Eberhard Gräf Foto: Werner Vogel
Bad Kissingen — Die Stiftung wirkt im Hintergrund, tritt nach außen bescheiden auf und tut doch so viel Gutes. Wenn sich auch der ursprüngliche Stiftungszweck, die Gründung eines Spitals für minderbemittelte Randgruppen der Gesellschaft gewandelt hat, die Finanzierung sozialer Projekte, die Beteiligung an caritativen Aufgaben der Gemeinschaft, die sonst die Stadt schultern müsste, sind auch heute noch ein Segen für Bad Kissingen.
Beim Festakt wurde die beeindruckende Bilanz der ganz im Sinne der Gründerin gelebten sozialen Verpflichtung aufgezeigt, aber auch an die Stifterin und Namensgeberin erinnert.

Der Festvortrag von Martha Schad, Historikerin und Buchautorin (unter anderem "Bayerns Königinnen") über die Stiftungsgeberin, zeigte eine sozial eingestellte, kluge Frau mit politischem Gespür, die verantwortungsbewusst dem Königreich Bayern gegenüber, feinfühlig die erotischen Eskapaden ihres Gemahls ertrug und ausglich. Kenntnisreich und mit feinem hintergründigem Humor führte Schad die Festgäste durch eine spannende Zeit bayrischer Geschichte und zeichnete das keinesfalls leichte Leben der Monarchin nach, die ihren sozialverpflichtenden evangelischen Glauben auch im erzkatholischen München nie aufgab und die es verdient hätte, nicht nur mit der "Theresienwiese" in Verbindung gebracht zu werden.

Dass die Kurstadt der Königin und ihrer Stiftung durchaus dankbar ist, zeigte sich auch darin, dass Therese in diesem Jubiläumsjahr beim Rakoczyfest als historische Darstellerin auftreten durfte. Aber auch hier, wie im richtigen Leben, steht sie im Schatten ihres schwierigen Gatten, König Ludwig I., der zwar mit seinen Bauten glänzte, aber sonst eher durch seine Affären mit Lola Montez in Bad Brückenau in Verbindung gebracht wird.
Stiftungsvorsitzender Dekan Thomas Kessler umriss die Aufgaben der Stiftung, ließ die Geschichte Revue passieren, sparte nicht mit pointierten Vergleichen königlichen Beamtentums von einst mit politischen Entscheidungsprozessen heutzutage und bekannte sein emotionales Verhältnis "zu diesem Haus, in dem ich als junger Kaplan wohnen durfte - über der Totenkammer des Krankenhauses, da wird man dann nicht übermütig".
Oberbürgermeister Blankenburg dankte den Mitstreitern im Aufsichtsrat der Stiftung und hob deren soziales Engagement heraus: "Die Stiftung hat ihren Charakter gewandelt und sich selbst neue Aufgaben gesucht. Zum Segen der sozial Schwachen und zum Wohl der Stadt". Er freue sich mit der Stiftung auf die Fertigstellung des Großprojekts Kinder- und Jugendhaus am Sinnberg in wenigen Tagen.

Querflöten von Antonie Kopp und Cornelia Kirchner und Klarinetten gespielt von Anne und Marlene Rustler sorgten mit Menuetten von Johann Sebastian Bach für heitere Intermezzi.

Geschäftsführerin Michaela Atzler lud die Gäste danach zum kleinen Buffet, empfahl aber auch einen Blick auf die Pinnwand mit Texten zur Historie des Hauses und die kleine Ausstellung von Patientenbüchern aus der Kriegszeit und altem medizinischen Gerät zu werfen. Bei der anschließenden Begegnung bei einem Glas Frankenwein wurde die Bedeutung der Stiftung von Gästen und der politischen Prominenz mit dem Landratsabgeordneten Sandro Kirchner, Bezirksrätin Karin Renner, dem stellvertretenden Landrat Emil Müller und den anwesenden Stadträten gewürdigt.


Die Theresienspitalstiftung


Geschichte Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen, durch ihre Heirat mit Ludwig I. im Jahr 1825 Königin von Bayern erkannte bei den wiederholten Besuchen in der Kurstadt die Notwendigkeit ... "für Arme und hilflose Dienstboten" ein Spital zu errichten. Das erste Spital entstand an der Kreuzung Maxstraße- Spitalgasse. 1895 wurde das neue Krankenhaus in der oberen Hälfte der Maxstraße errichtet. Von 1857 bis 1988 waren dort Erlöserschwestern in der Krankenpflege tätig. Seit 2005 ist das Theresienkrankenhaus an die Diakonie verpachtet, die es als Senioren- und Pflegeheim betreibt.

Aufgaben Im Sinne der Stiftungsgründerin widmet sich die Stiftung sozialen Aufgaben in der Stadt Bad Kissingen und arbeitet dabei eng mit anderen örtlichen Hilfsinstitutionen und Wohlfahrtsverbänden zusammen. Die größten Projekte der Stiftung: Der Kliegl-Kinderhort, der Caritas-Nacht-Dienst, das Schülercafe und "Kidro" mit seinen Einrichtungen Wärmestube, Sofa, Kissinger Integrationsprojekt und Drogenhilfe.

Organisation Laut Gründungsurkunde leiten der jeweilige katholische Stadtpfarrer, der Oberbürgermeister und der Leiter des Gesundheitsamtes als Aufsichtsgremium die Stiftung. Derzeit sind das: Dekan Thomas Keßler, (Vorsitzender), OB Kay Blankenburg und Dr. med. Germut Schneeberger. Die Geschäftsführung liegt seit 2012 bei Michaela Atzler, Rechtsbeistand ist Eberhard Gräf.