Flüchtlinge sind in Reiterswiesen willkommen. Die Stadt Bad Kissingen informierte über die neue Unterkunft im Stadtteil. Spontan trug sich ein gutes Dutzend Bürger in die Helferliste ein.
Bad Kissingen — Fast hundert Besucher wollten Informationen rund um die Situation der Flüchtlinge, die ab Februar nach Reiterswiesen kommen. Die Veranstaltung im Feuerwehrhaus vermittelte den Eindruck, dass die Fremden in Reiterswiesen willkommen sind. Ein gutes Dutzend Bewohnerinnen und Bewohner trugen sich spontan in eine Helferliste ein.
Keine einzige kritische Bemerkung war zu hören und der Tenor der Fragen in der Diskussionsrunde lautete: Wie können wir helfen? Die vielfältigen Informationen aus den Veranstaltungen der letzten Wochen und erste Erfahrungen aus Garitz haben offensichtlich das beabsichtigte Willkommensklima erzeugt, so dass Oberbürgermeister Kay Blankenburg nur wenige Worte brauchte um auch die Reiterswiesener auf Bürgerengagement einzuschwören: "Wir wollen so helfen, dass die Flüchtlinge zurechtkommen und selbstständig bei uns leben können. Hilfe ja, Vollkasko nein", beschrieb er die Aufgabenstellung für die Menschen die helfen wollen.
Auch David Rybak, hatte nicht viel Überzeugungsarbeit zu leisten: "Wir brauchen Leute aus Reiterswiesen, die Stadt und Sozialhelfer der Caritas unterstützen. Das kann nur dezentral vor Ort organisiert werden" rief der Leiter des Sozialreferats der Stadt den Besuchern zu. Es gehe darum, den Asylbewerbern die ersten Schritte im fremden Land zu erleichtern.
Stefan Seufert, Leiter der Koordinierungsstelle für die dezentrale Unterbringung der Asylbewerber beim Landratsamt beschreibt die Aufgabenstellung im Landkreis. Derzeit seien rund 400 Flüchtlinge in Volkers, Hammelburg, Ebenhausen, Haard, Ebenhausen und Münnerstadt untergebracht. Das Hotel Am Ballinghain in Reiterswiesen sei die zweite dezentrale Unterkunft, die das Landratsamt in der Stadt Bad Kissingen anmietet und werde mit 36 Personen belegt.
Seufert spricht von Hilfe zur Selbsthilfe für die Ankömmlinge, denen nicht nur unsere Kultur, vor allem aber deutsche Bürokratie fremd ist. So gelte es nicht nur Sprachkurse zu organisieren, Behördengänge, Schul- und Kindergartenanmeldung zu organisieren, sondern auch die ersten Einkäufe zu begleiten und Kontakte zu Organisationen und Vereinen herzustellen. Aus seiner vielfältigen Erfahrung berichtet er, dass anfängliche Befürchtungen schnell verschwinden, wenn man den Menschen gegenüber steht. "Die allermeisten Fremden wollen lernen und viele, vor allem die Kinder, lernen erstaunlich schnell" gab er Erfahrungen aus den anderen Flüchtlingsheimen weiter.
Das glaubt auch Monika Fella, stellvertretende Vorsitzende der Lebenshilfe, die schon einige Bekannte angesprochen hat, die sich beim Sprachunterricht engagieren könnten, oder Angelika Metz vom Heimatverein, die sich vorstellen könnte, dass Kinder Spaß an mittelalterlichen Tänzen haben und auch die Pfarrbücherei nutzen könnten.
Diakon Christoph Glaser sprach die Bemühungen der Pfarreigemeinschaft an, den Willkommensprozess zu begleiten "Es ist unser christlicher Auftrag, Menschen in Not zu helfen" meint Glaser und verweist auf viele Ehrenamtliche die in diesem Sinne bereit sind mitzuwirken. Auch Bernd Celustek, Rektor der Hennebergschule und Kindergartenleiterin Janette Hahn stehen bereit, die Flüchtlinge aufzunehmen.
Karin Reinshagen, Integrationsbeauftragte im Stadtrat verwies auf prägende Erfahrungen, die der Helferkreis in Garitz gemacht habe, dessen Organisationsform mit einem inneren Zirkel verantwortlicher Personen für ärztliche Versorgung, Behördenbegleitung, Einkaufsberatung und Schul- bzw. Kindergartenbetreuung vorbildliche Arbeit leiste und rief den Bürgerinnen und Bürgern zu: "Ich möchte Ihnen Mut machen sich zu engagieren, es wird für Sie eine große Bereicherung sein".
Die Verantwortlichen des Integrationsbeirats der Stadt, sehen die künftigen ausländischen Mitbewohner als Bereicherung der kulturellen Vielfalt und den Zuzug als Potential für die Stadt.
Auch die Eigentümerin des ehemaligen Hotel am Ballinghain Funda Ersindigil, freut sich auf die neue Herausforderung. Sie ist Deutsche mit türkisch-syrischen Wurzeln, wohnt aber seit langen Jahren in Bad Kissingen. Als ehemalige Integrationsbeauftragte in Schweinfurt kennt sie die arabische Kultur, kann sich verständigen und will bei der Integration mithelfen. Auch der Sprecher des Helferkreis Garitz, Klaus Langen versprach den Reiterswiesenern zur Seite zu stehen.
David Rybak kündigte am Ende der Versammlung noch ein gemeinsamesTreffen des Reiterswiesener Helferkreises mit den Ehrenamtlichen Helfern aus Garitz an.
Berühmteste Reiterswiesenerin kam aus Syrien Bei so viel gutem Willen sollte das Reiterswiesener Asylheim in Schatten der Burg, dessen berühmteste Bewohnerin Gräfin Beatrix selbst Ausländerin war, eine gute Zukunft haben. Zwar hatte Graf Otto von Botenlauben seine Gemahlin "mein Gold aus Syrien" und "Kleinod aus dem Morgenland" genannt, aber auch Fremde aus anderen Ländern sollten in Reiterswiesen willkommen sein.