Die Cellistin Marie-Elisabeth Hecker und der Pianist Martin Helmchen harminierten bestens.
Man weiß ja gar nicht, ob man so etwas überhaupt denken darf, wenn man die Cellistin Marie-Elisabeth Hecker und den Pianisten Martin Helmchen gemeinsam musizierend auf dem Podium des Rossini-Saals erlebt: Es ist gut, dass sich die beiden nicht nur als Kammermusikpartner gefunden haben, sondern auch, dass sie geheiratet haben. Der private Aspekt geht einen ja nichts an, aber der musikalische: Wenn man sie hört, wird man den Eindruck nicht los, dass über die allgemeinen
Absprachen hinaus ein privates Verständnis mitspielt, aber auch ein unterschwelliges Provozieren und Konkurrieren. Der verständigende Blick ist wissender geworden. So hat Martin Helmchen seine musizierenden Kolleginnen früher nicht angeschaut. Aber die beiden haben natürlich auch mehr Gelegenheit, miteinander zu proben.
Und man weiß auch nicht, ob man sagen darf, dass diese Verbindung - jetzt auch wieder rein musikalisch - vor allem Martin Helmchen gut getan hat.
Ein herausragender Pianist war er ja schon vor dem Jawort; schließlich hat er nicht ohne Grund 2003 mit Nikolai Tokarev die erste KlavierOlympiade gewonnen - und nicht nur die. Aber man konnte ihn bisher immer als relativ zurückhaltend, kontrolliert in den Emotionen erleben.
Jetzt muss ihm seine Frau eine große Portion von ihrer kreativen Widerborstigkeit abgegeben haben, von ihrer hineinwühlenden Expressivität, um derentwillen sie von Dirigenten und
Kammermusikern so geschätzt wird. Denn der Einstieg in Ludwig van Beethovens Cellosonate D-dur op. 102/2 waren keine Akkorde, sondern Salutschüsse. Und Martin Helmchen stürmte mit derartiger Vehemenz voran, dass man Angst... - nein, musste man nicht. Man wusste, dass Marie-Elisabeth Hecker die passende Antwort haben würde. So entwickelte sich zwischen den beiden ein derart energiegeladener Schlagabtausch mit kleinen lyrischen Inseln, dass man sich staunend fragte, ob man vor
gut einer Woche in Bad Brückenau wirklich dasselbe Stück gehört hatte. Das war ein kantiger, ruppiger, vor Leben sprühender Beethoven, wie er einfach Spaß macht.
Bei Igor Strawinskys Suite Italienne stand weniger die Konfrontation im Vordergrund, sondern das Bestreben, die raffinierte Melodik und Rhythmik genauso raffiniert zu gestalten. Da kam den beiden ihre virtuose Souveränität gerade recht.
Da zauberten beide mit überraschenden Effekten, da schlug das marschierende Pathos der Introduzione um in ein köstliches, ironisierendes Staccato, da wurde die Tarantella zu einem rasenden Perpetuum mobile. Mit so viel Spaß und Vergnügen wird Strawinsky nur selten assoziiert.
Da durfte dann auch Sergej Rachmaninoffs g-moll-Sonate op. 19 sein.
Natürlich war der agogisch stark gestaltete Umgang von Hecker & Helmchen absolut beeindruckend, ebenso, wie sich das Cello immer wieder an das dominierende Klavier heranarbeitete (und es erreichte).
Aber bei aller Intensität der Gestaltung verschwand nicht der Gedanke, dass Rachmaninoff, wenn er sich einmal melodisch aufs Gleis gestellt hatte, Schwierigkeiten mit dem Aufhören hatte.
Das zeigte auch die Zugabe, die "Vocalise", bei der er zwar ein populäres Thema entwickelt, aber außer harmonischen Rückungen bis zum Abwinken nicht allzuviel daraus gemacht hat. Weniger ist manchmal mehr.