Alle zehn Jahre wird die Luftqualität geprüft, um das Prädikat "Heilbad" zu erhalten. Nun war es wieder soweit. Die Dieselfahrer können aufatmen.
"Wohlauf, die Luft geht frisch und rein", heißen die ersten Worte des Frankenliedes. Victor von Scheffel hat sie 1859 aufgeschrieben, vor mehr als 150 Jahren. Und: Sie sind aktueller denn je. Denn die Luft in
Bad Kissingen ist wirklich frisch und rein, hat eine sehr gute Qualität. Das belegt das aktuelle amtliche Gutachten, das in der Bauauschuss-Sitzung des Stadtrates vorgestellt wurde.
Diese Analyse wird alle zehn Jahre vorgenommen, damit Bad Kissingen das Prädikat "Heilbad" führen darf. Zuletzt ist die Luftqualität in den Jahren 2003/2004 untersucht worden. Nun haben Stefan Gilge und sein Team vom Deutschen Wetterdienst vom 20. März 2015 bis 29. April 2016 die erforderlichen Proben an den Standorten Untere Saline, Maxstraße und am Altenberg genommen. "Beim vorhergehenden Gutachten wurde noch am Luitpoldbad gemessen. Diesmal sind die Experten wegen der Bauarbeiten am künftigen Behördenzentrum auf den Altenberg ausgewichen", erklärte Christine Schwind von der Stadtplanung, die das Gutachten den Stadträten erläuterte.
Untersucht wurde der Gehalt von Grobstaub, Feinstaub sowie Stickstoffdioxid in der Bad Kissinger Luft. Grobstaub entsteht überwiegend durch den motorisierten Verkehr sowie beim Heizen mit Kohle und Holz. "Feinstaub und Stickstoffdioxid gelangen hauptsächlich durch Fahrzeugabgase und im Winter auch durch Heizungen in die Luft", erklärte die Mitarbeiterin der Stadt. Beide können in höheren Konzentrationen den Atemwegen schaden.
Auch bioklimatische Reizfaktoren
Doch die Besucher, Patienten und Bewohner der Kurstadt müssen das nicht befürchten. Im Gegenteil. "Wir bewegen uns beim Feinstaub unter den zulässigen Werten. Auch der Grobstaub wurde reduziert, was vermutlich auf die positive Wetterlage zurückzuführen ist. Erfreulich ist, dass der Wert des Stickstoffdioxids im Vergleich zur letzten Messung 2003/2004 abgenommen hat", fasste Schwind die vorliegenden Werte zusammen. Somit gibt es in Bad Kissingen keinerlei Einschränkungen - auch nicht für Fahrer von Dieselfahrzeugen. Schließlich wird in München oder Würzburg, wo die bayernweit höchsten Feinstaubwerte gemessen werden, darüber nachgedacht, die Dieselfahrzeuge aus den Städten zu verbannen.
Parallel zur Luft haben die Experten vom Deutschen Wetterdienst auch das Klima in Bad Kissingen analysiert. Sie bescheinigen in ihrem Gutachten, dass alle bioklimatischen Anforderungen an das Prädikat "Heilbad" erfüllt sind. Die Jahresmitteltemperatur schwankt um etwa 9,5 Grad Celsius - zwischen ein Grad Celcius im Januar und Februar und 19 Grad Celcius im Juli. Die Experten werten diesen Kältereiz als einen Faktor für eine therapeutische Nutzung. Hinzu kommt, dass die Sonne an vielen Tagen scheint . Etwa rund 1500 bis 1700 Stunden pro Jahr haben die Fachleute ermittelt. Je nach Höhenlage werden aber nur etwa 15 bis 20 Tage im Jahr mit echter Hitze- und Wärmebelastung erreicht.
Einzig die Belüftung der Stadt ist in einigen Tallagen zeitweise eingeschränkt, haben die Experten herausgefunden. Jedoch gleichen entsprechende Berg- und Talwinde diese Defizite wieder aus. Außerdem wurden in den vergangenen zehn Jahren einige Gebiete der Stadt stark bebaut, aber das Lokalklima und die Windverhältnisse haben sich dadurch nicht verändert. Bad Kissingen profitiert schließlich von der abwechslungsreichen Landschaft des Fränkischen Saaletals am Rand der Südrhön.
Somit scheint also nicht nur die gute Luft, sondern auch das gesunde Klima Victor von Scheffel zu den Worten inspiriert zu haben: "... den allerschönsten Sonnenschein lässt uns der Himmel kosten."