Auf rund 4000 Quadratmetern ziehen Finanzkasse, Vermessungsamt, Staatsbad GmbH, Immobilien-Verwaltung und die Spielbank ins Luitpoldbad. Weitere rund 500 Quadratmeter sowie der geschlossene Innenhof sind für Veranstaltungen vorgesehen.
Wenn alles läuft, wie geplant, wird Bad Kissingen Ende 2016 eines der schmucksten Behördenzentren weit und breit haben: Mehr als 30 Millionen Euro investiert der Freistaat Bayern in die Generalsanierung des denkmalgeschützten Luitpoldbades. Im Stadtrat stellte Architekt Christian Teichmann auch das Raumkonzept vor.
Zentraler Zugang im Süden
"Der zentrale Zugang befindet sich im südlichen Kopfbau, also
gegenüber der Spielbank", berichtet Teichmann vom Würzburger Büro GKT-Architekten. Wer dort eintritt, kann sich in einer großen Rezeption unter anderem über die Bewerbung Bad Kissingens ums Unesco-Weltkulturerbe informieren, schwebt dem Architekten vor. Rechts gelangt der Besucher zur Staatsbad GmbH, die den Ostflügel mit Blick auf die Saale und die Kuranlagen beziehen wird.
1138 Quadratmeter sind laut Erwin Full, dem Abteilungsleiter beim Staatlichen Bauamt, für die Staatsbad GmbH eingeplant.
Vom Haupteingang nach links gelangt man zum Vermessungsamt, das mit rund 4000 Besuchern im Jahr besonders viele Kundenkontakte hat und deshalb 1255 Quadratmeter im Erdgeschoss erhält. Über dem Vermessungsamt, vermutlich auch mit einem eigenen Zugang an der Nord-Westseite wird die neue Finanzkasse Bad Kissingen untergebracht.
"Hier erwarten wir kaum Kundenverkehr", begründete Teichmann die Einteilung. Insgesamt 1255 Quadratmeter soll die Finanzkasse erhalten, ein Teil der Archive wird in den neuen Querriegeln im Innenhof untergebracht.
Finanzkasse wird vergrößert
Die aktuelle Finanzkasse Bad Kissingen besteht aus nur sieben Mitarbeitern und befindet sich noch im Finanzamt in der Bibrastraße.
Allerdings werden die bayerischen Finanzkassen in den kommenden Jahren komplett neu geordnet: Statt bislang 80 soll es ab 2015 nur noch 19 geben. Die bislang 14 Standorte in Unterfranken werden sogar auf zwei eingedampft: Bad Kissingen und Schweinfurt.
Das bedeutet neue Arbeitsplätze für Bad Kissingen: Von derzeit sieben auf 38 soll die Zahl der Mitarbeiter steigen.
Bei der Finanzkasse handelt es sich somit um die einzige Neuansiedlung im Behördenzentrum, während die anderen Ämter alle nur innerhalb der Stadt umziehen.
Spielbank nur am Rand betroffen
In einem Teil des Ostflügels sollen im Erdgeschoss Lagerräume für die Spielbank entstehen: Rund 295 Quadratmeter sind dafür vorgesehen.
Dagegen ändert sich für die eigentliche Spielbank und das angrenzende Obergeschoss des Ostflügels nichts: "Die Verwaltung der Spielbank bleibt von allen Umbauten unberührt", sagt Architekt Teichmann.
Über der Rezeption, im Obergeschoss des südlichen Kopfbaus zieht die Bad Kissinger Außenstelle der Immobilien-Verwaltung des Freistaates Bayern ein: 175 Quadratmeter werden dort eingerichtet.
Weitere 120 Quadratmeter sind insgesamt an Technik-Räumen vorgesehen.
493 Quadratmeter stehen zur allgemeinen Nutzung zur Verfügung. Eine Sonderrolle nehmen dabei die alten Treppenhäuser in den Langhäusern und der südöstliche Eck-Pavillon ein. "Die alten Treppenhäuser sind auch beim Brandschutz gesondert qualifiziert, damit wir sie so erhalten können, wie sie sind", sagt Teichmann.
Die Restauratoren haben bereits begonnen, Holzfenster und andere historische Bauteile zu sichern.
Heizzentrale bleibt ungenutzt
Thema in der Stadtratssitzung war auch die Zukunft der ehemaligen Heizzentrale: "Auf alten Bildern ist zu sehen, dass es früher eine Heizzentrale im Innenhof gab", verwies Teichmann darauf, dass es sich beim Haus südlich des Luitpoldbades nicht ums Original handelt.
Trotzdem soll das eigentliche Gebäude - im Gegensatz zu den Schornsteinen - erhalten werden: "Für die Heizzentrale sind Anschlüsse vorgesehen, aber kein Innenausbau", berichtete Christopher Langer von Immobilien Freistaat Bayern. Denn: "Bislang gibt es dafür noch kein Nutzungskonzept."
Geschichte Zum 1. Januar 1865 gründeten vermögende Kissinger Bürger, darunter der Badearzt Dr.
von Balling sowie der Apotheker Boxberger, eine Aktiengesellschaft zur Errichtung eines neuen Badehauses. Sie sammelten 150.000 Gulden und ließen von 1867 bis 1872 ein Badehaus mit bereits mehr als 100 Einzelkabinen bauen. Die zunächst offene Nordseite wurde 1878 bis 1880 mit dem Casino geschlossen. Die Bürger verkauften die Immobilie 1887 an die Krone.
Unter Prinzregent Luitpold von Bayern (1821- 1912) wurde das Gebäude zur damals größten Badeanstalt Europas ausgebaut: Die beiden 100 Meter langen Seitenflügel erhielten 236 Badekabinen. Seinen Namen zu Ehren des Prinzregenten erhielt das Badehaus erst 1905. Das Luitpoldbad liegt im 120.000 Quadratmeter großen Luitpoldpark.
Niedergang Seit Ende der 1970er Jahre steht das Gebäude mit Ausnahme der Spielbank und des Restaurants leer.
Das Bewegungsbad im Innenhof wurde 2004 geschlossen.
Ausbau Die mehr als 30 Millionen Euro teure Generalsanierung beinhaltet ein Entkernen der beiden Langhäuser, einen umfangreichen Hochwasserschutz mit Anheben der Innenhöfe und energetische Verbesserungsmaßnahmen. Zur Energieversorgung des Gebäudes ist eine Kombination aus Blockheizkraftwerk, gasbetriebener Wärmepumpe und Gasbrennwertkessel geplant. Ein Eisspeicher soll zudem künftig der Temperierung der Gebäude im Sommer und der Kühlung der Serverräume dienen.