In die Altstadt von Münnerstadt soll wieder ein Drogeriemarkt. Ein Laden ist schon da. Er steht leer, seit Schlecker weg ist. Eine Bürgerdrogerie könnte die Lösung sein.
Rund 100 Münnerstädter wollten am Freitagabend wissen, wie eine Bürgerdrogerie in Münnerstadt funktionieren könnte. "Es ist schwierig, aber es ist nicht unmöglich, mittelständische Unternehmen zu etablieren", betonte der Unternehmensberater Wolfgang Gröll, der sich auf Nahversorgungskonzepte spezialisiert hat. Er ist es auch, der die fachliche Starthilfe für die sogenannten Bürgerdrogerien "Drehpunkt" erstellt.
Einer könnte noch im November in Münnerstadt eröffnen.
Nach der Veranstaltung vom Freitag sah Gröll die Eröffnung optimistisch, zeige die Präsenz der Bürger doch, dass die Idee in der Bevölkerung mitgetragen wird. Jetzt haben die Münnerstädter die Möglichkeit, einen aktiven, finanziellen Beitrag zur Eröffnung eines Drogeriemarktes in der Innenstadt zu leisten. Sie können ab sofort sogenannte Stützli kaufen.
Das sind Wertmarken in Höhe von 50 oder 100 Euro. Diese dienen als Anschubfinanzierung für die Existenzgründerin. Mit dem Stützli kann bis 2016 in der Drogerie eingekauft werden.
Zwischen 10.000 und 50.000 Euro kamen in anderen Gemeinden durch den Stützlikauf zusammen. Dies sei vor allem ein Solidaritätsbeitrag, dient aber natürlich auch der Anschubfinanzierung so Gröll.
Gisela Ziegler will die Bürgerdrogerie dort gründen, wo früher der Schleckermarkt war, am Anger. 33 Jahre war sie zuvor bei Schlecker angestellt. In Münnerstadt wird noch über eine Möglichkeit der stillen Beteiligung nach einem genossenschaftlichem System nachgedacht, erläuterte Gröll den Besucher.
"Es ist schwer, den Standort Münnerstadt zu entwickeln", beschönigte Gröll an diesem Abend nichts.
Der Einzugsbereich sei recht klein. Gröll bedauerte in diesem Zusammenhang, von der Stadt noch keine detaillierten Einwohnerzahlen erhalten zu haben. Aber der Unternehmensberater hielt die Existenzgründung für möglich - unter einer Voraussetzung: "Es muss die Entscheidung für einen Standort sein", entweder grüne Wiese oder Innenstadt.
Gröll betonte, dass allgemein der Trend aufgrund der Demographie und der Anzahl der Singlehaushalte wieder mehr zur Innenstadt gehe.
Neue Fördermöglichkeiten? Norbert Reiter wollte wissen, ob Bürgerdrogerien auch in Gemeinden der Münnerstädter Größe existierten. Gröll bejahte dies. Die kleinste Kommune habe 2500 Einwohner und sie sei bestens angelaufen.
Wolfgang Gröll sah auch Chancen, dass es für die innerstädtische Existenzgründung über kurz oder lang Fördermöglichkeiten aus Mitteln des Stadtumbaus geben wird. Norbert Reiter, der betonte, er spreche in dieser Veranstaltung nicht als 2. Bürgermeister, sondern als Privatmann, erwähnte den Stadtratsbeschluss, der ein Fachmarktzentrum am Stadtrand ansiedeln will. "Das heißt aber nicht, dass das Objekt kommen muss", ergänzte Reiter.
Er selbst fand: "Was sie vorgestellt haben, ist aus meiner Sicht durchaus eine lukrative Sache". Reiter war allerdings der Meinung, dass es für die Altstadt ebenso wichtig ist, dass dort ein Lebensmittelmarkt angesiedelt ist. Gröll meinte, auch für das Funktionieren sogenannter Dorfläden gebe es gute Beispiele. Reiter bat den Verein "Kaufhaus Mürscht", möglichst schnell auf die Stadt zuzugehen und die Pläne zur Bürgerdrogerie vorzustellen.
Stadtrat Markus Müller bot sich in der Versammlung an, eine Homepage zu erstellen, auf der der Stützli nochmals erläutert wird und sich die Bürger das Formular für die Beteiligung herunterladen können.
In der Versammlung wurden Antragsformulare für den Stützli verteilt. Sie liegen auch in den Münnerstädter Geschäften aus.
Das sei ungewöhnlich, dass der örtliche Handel so wie in Münnerstadt hinter dieser Idee stehe, befand Gröll. Michael Moritz (Schuhhaus Moritz) meinte dazu: "Ich finde das gut. Meine Unterstützung hat Gisela Ziegler".