Der Riese und ich

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Daniel Wehner, der Vorsitzende des Vereins "Unsere Rhön - gemeinsam stark", hat mit Ministerpräsident Horst Seeohofer in Lohr gesprochen. Etwa 250 Demonstranten waren vor Ort. Foto: Georg Scheuring
Daniel Wehner, der Vorsitzende des Vereins "Unsere Rhön - gemeinsam stark", hat mit Ministerpräsident Horst Seeohofer in Lohr gesprochen. Etwa 250 Demonstranten waren vor Ort.  Foto: Georg Scheuring

Daniel Wehner hat Unterschriftenlisten und ein eigenes Naturschutzkonzept jetzt Horst Seehofer gegeben. Er erzählt, wie er sich dabei fühlte.

Am vergangenen Freitag war der Bezirksparteitag der CSU in Lohr. Daniel Wehner, der Vorsitzende des Vereins "Unsere Rhön - gemeinsam stark", der die Gegner eines möglichen Nationalpark Rhön vereint, war auch dort - um Ministerpräsident Horst Seehofer zu treffen. Wie die Begegnung verlief, schildert er im Interview.

Herr Wehner, Sie sind Mitglied der CSU. Waren Sie als Delegierter des Bezirksparteitags in Lohr?
Daniel Wehner: Nein. Ich war ganz bewusst dort, um mit weiteren Vertretern aus der Region gegen einen möglichen Nationalpark in der Rhön zu demonstrieren. Außerdem wollten wir Horst Seehofer die 10 000 Unterschriften von Bürgerinnen und Bürgern überreichen, die ebenfalls gegen einen Nationalpark in der Rhön sind, und ein von uns erarbeitetes Konzept, wie man Naturschutz in der Rhön anders weiterentwickeln kann.

Wie viele Demonstranten waren diesmal vor Ort?
Wir waren etwa 250 aus der Rhön und aus dem Spessart. Und wir waren ganz leise, haben als Seehofer kam, unser Rhönlied gesungen. Unser Auftreten hat dem Ministerpräsidenten sehr imponiert. Er hat uns gelobt und gesagt, so zu demonstrieren sei Demokratie in Reinform.

Weshalb durften ausgerechnet Sie mit ihm sprechen?
Das war vorher so ausgemacht. Allerdings kam Horst Seehofer mit gut einer Stunde Verspätung, da er im Stau gestanden hatte. Da dachte ich schon, er kommt vorbei und sagt einfach nur Hallo und geht weiter zum Parteitag.

Worüber haben Sie mit dem Ministerpräsidenten geredet?
Ich habe ihm die Unterschriftenlisten gegen einen Nationalpark in der Rhön und unser Konzept gegeben. Er hat sich bedankt und mir einen Termin in der Staatskanzlei versprochen. Ich kann nach der Bundestagswahl im Oktober zu ihm kommen und dabei in Ruhe die Argumente gegen einen Nationalpark und unser Naturschutzkonzept mit ihm besprechen.

Hat Sie das überrascht?
Ehrlich gesagt schon. Außerdem habe ich dem Ministerpräsidenten gedankt, dass er mit dem Kabinettsbeschluss vom Dienstag den Zeitdruck aus der Nationalparksuche genommen hat. Und ich habe ihm gesagt, dass ich es gut finde, dass er bei den weiteren Untersuchungen für eine weitere Gebietskulisse in der Rhön den Landwirtschaftsminister, der auch für den Forst zuständig ist, und die Bayerischen Staatsforsten mit einbeziehen will.

Weshalb halten Sie das für wichtig?
Es sind wichtige Personen und Fachleute. Die kennen sich wirklich aus. Damit erhält die fachliche Seite endlich auch eine Bedeutung.

In den vergangenen Tagen wurde immer wieder gesagt, der Ministerpräsident sei sauer, dass sich Mitglieder aus den eigenen Reihen bei der Nationalparksuche gegen ihn stellen. Sie sind ja auch CSU-Mitglied. War er mit Ihnen sauer?
Nein, überhaupt nicht. Auch nicht mit den Demonstranten. Im Gegenteil, der Ministerpräsident ist auf die Leute zugegangen, hat mit ihnen geredet. Er sagte, er sei nur sauer darauf, was für Unwahrheiten erzählt würden zum Beispiel von einer drohenden Enteignung.

Warum ist Ihnen das Gespräch mit dem Ministerpräsidenten so wichtig gewesen?
Bei jeder Umgehungsstraße, die geplant wird, werden die Argumente, die dafür sprechen und die dagegen gehört. Dann wird ein Konsens gefunden und es werden Kompromisse eingegangen - auf beiden Seiten. Das sollte meiner Meinung nach beim Thema Nationalpark auch so gehandhabt werden. Im Moment wird aber nur für oder gegen einen Nationalpark diskutiert. Die Möglichkeiten, die es dazwischen gibt, spielen überhaupt keine Rolle.

Welche sind das denn?
Die Weiterentwicklung des Biosphärenreservats oder eben uns Vorschlag vom Zukunftswald 2100. (Mehr dazu lesen Sie in einer unserer nächsten Ausgaben - Anm. d. Red.)

Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie mit Seehofer sprachen?
Er ist ein Riese und ich bin dagegen ein Zwerg. Dennoch war ich von seiner Art positiv überrascht. Ich hatte das Gefühl, es war ihm wichtig, mit mir zu reden. Er hat bei seinem Eintreffen sofort gefragt: Wo ist der Herr Wehner? Und ich habe ihn als unglaublich volksnah erlebt. Als einer der Demonstranten ihn darauf hinwies, dass man ihn nicht verstehe und er doch bitte ans Mikrofon treten solle, hat er das umgehend getan. Und, obwohl drinnen in der Halle der Parteitag wartete, hat er sich die Zeit für uns genommen.

Das Gespräch führte
Kathrin Kupka-Hahn