Pater Franz Reinisch weigerte sich 1942 in Bad Kissingen, den Fahneneid auf Hitler abzulegen. Er wurde hingerichtet
Pater Franz Reinisch war überzeugt, dass Hitler die Personifizierung des Antichrists sei. Er lehnte in der Bad Kissinger Kaserne den Fahneneid auf Hitler ab, obwohl Kriegsdienstverweigerer schwere Strafen erwarteten. Tatsächlich wurde der Prediger enthauptet. Mit einer Gedenkfeier in der Bad Kissinger Herz-Jesu Stadtpfarrkirche wurde nun an seinen 75. Todestag erinnert.
Franz Reinisch wurde am 1. Februar 1903 in Feldkirch in Österreich geboren. Mit 22 Jahren trat Reinisch in das Priesterseminar Brixen ein. Hier hatte er zum ersten Mal Kontakt mit den Pallottiner-Patern und schloss eine enge Freundschaft mit Pallottinerpater Richard Weick. Durch ihn kam er später nach Schönstatt, einem Ortsteil von Vallendar bei Koblenz. Hier wurde Franz Reinisch mit der Missionsarbeit und Männerseelsorge beauftragt. Er hielt hier besonders viele Einkehrtage, Exerzitien und Tagungen. Von Schönstatt aus unternahm er viele Reisen durch ganz Deutschland. Auch baute er eine enge Beziehung zu Pater Josef Kentenich, dem Gründer der "Schönstattbewegung", auf. Die Schönstattbewegung ist eine internationale geistliche Erneuerungsbewegung und eine Vereinigung von Gläubigen in der katholischen Kirche mit apostolischer Ausrichtung. In dieser Zeit wurde die Gestapo auf seine Reden aufmerksam, in denen er offen die Unvereinbarkeit des christlichen Glaubens mit den Vorstellungen des Nazi-Regimes thematisierte.
Zu spät in die Kaserne
Aus diesem Grunde erhielt er am 12. September 1940 Predigt- und Redeverbot. Am Osterdienstag des Jahres 1942 erhielt er den Befehl zum Eintritt in die Wehrmacht nach Bad Kissingen. Am 15. April 1942 traf Franz Reinisch, bewusst einen Tag später als befohlen, in der Kaserne in Bad Kissingen ein und erklärte sofort seine Weigerung, den Fahneneid auf Hitler zu leisten. Er wurde verhaftet und vor das Kriegsgericht gebracht, welches ihn später zum Tode verurteilte. Am 21. August 1942 wurde er im Zuchthaus Brandenburg-Görden, durch das Fallbeil enthauptet. Unter den katholischen Priestern im sogenannten "Deutschen Reich" war er der einzige, der diesen schicksalsentscheidenden Schritt wagte. Viele Gläubige nennen ihn heute "Märtyrer des Gewissens", obwohl er diesen Status offiziell noch nicht zuerkannt bekommen hat. Der Weg dazu ist jedoch geebnet: Am 28. Mai 2013 wurde in Trier der Seligsprechungsprozess für Pater Franz Reinisch offiziell eröffnet.
In einer stimmungsvollen Gedenkfeier in der Bad Kissinger Herz-Jesu Stadtpfarrkirche wurde an seinen 75. Todestag erinnert. Die Zuhörer waren erstaunt von dem Aufopferungswillen des Paters, der dennoch nur stellvertretend für die vielen ungenannten und unbekannten Bad Kissinger stehen müsste, die ihr Leben in den zwölf Jahren der Naziherrschaft verloren haben oder ins KZ gesteckt wurden.