Der Krieg ist täglich und überall präsent

1 Min
Mit einer Trauerfeier am Reiterswiesener Kriegerdenkmal gedachten die Bürger in Reiterswiesen der Gefallenen, Vermissten der Kriege und den Opfern der Gewalt. Stellvertretend für die Stadt Bad Kissingen legte Oberbürgermeister Kay Blankenburg einen Kranz nieder. Foto: Peter Klopf
Mit einer Trauerfeier am Reiterswiesener Kriegerdenkmal gedachten die Bürger in Reiterswiesen der Gefallenen, Vermissten der Kriege und den Opfern der Gewalt. Stellvertretend für die Stadt Bad Kissingen legte Oberbürgermeister Kay Blankenburg einen Kranz nieder. Foto: Peter Klopf

Die Stadt Bad Kissingen gedachte an Allerheiligen der Opfer von Krieg und Gewalt bei mehreren Gedenkstunden in den Stadtteilen. In Reiterswiesen legte Oberbürgermeister Kay Blankenburg im Namen aller Bürger am Kriegerdenkmal einen Kranz nieder.

"Mein innig geliebter Otto! Ich weiß nun meinem Herzen nicht weiter Luft zu machen, als mich in Schreiben zu vertiefen. Dein Bild steht vor mir, und so oft ich dieses ansehe, denke ich an den letzten Abend in Aschersleben. ... Du bist gewiss schon im Gefecht. Ach möge Dich doch ... der liebe Gott glücklich wieder herausführen."

Marie Rößler aus Quedlinburg schrieb am 24. September 1916 diese Zeilen an ihren Mann an der Westfront in Frankreich. Die von Angst und Verzweiflung geprägten Worte erreichen Otto Rößler nicht mehr. Er fiel am 20. September 1916. Seine Frau erhielt diesen sowie andere von ihr geschriebene Briefe mit den Vermerken zurück: "Auf dem Felde der Ehre gefallen" und "starb den Heldentod".


Mit den Vereinen


Mit dieser eindringlichen und tief berührenden Geschichte erinnerte Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) am Donnerstag bei einer Gedenkfeier am Reiterswiesener Kriegerdenkmal an das Leiden und den Schmerz, welchen die Kriege mit sich bringen.
Gleichzeitig legte er im Beisein von Pfarrer Heinrich Mitka und den Fahnenabordnungen der örtlichen Vereine, des Gesangvereins und der Feuerwehrkapelle sowie der Ortsbevölkerung für die Gefallenen, Vermissten und Opfer der Gewalt in den Kriegen im Auftrag der Stadt Bad Kissingen einen Kranz nieder.


Der Verlust einer ganzen Welt


In seiner sehr ergreifenden Rede wies der Oberbürgermeister darauf hin, dass es nicht allein um das Gedenken an das historische Ereignis Krieg geht, sondern vor allem um Einzelschicksale wie das der Marie Rößler. Leider gehe nur allzu oft hinter den unvorstellbaren Zahlen der Kriegsopfer und der Zerstörung von Gewaltherrschaften der Verlust einzelner Menschenleben in der öffentlichen Beachtung verloren, der doch für die Angehörigen den Verlust einer ganzen Welt bedeutet.

"Krieg ist nicht Geschichte, sondern tagtäglicher Alltag in der Welt", so Blankenburg. Heute sei in Deutschland der Krieg etwas Abstraktes geworden. Er sei sehr dankbar, dass seine Generation in Deutschland bisher keinen Krieg mehr erleben musste. "Unser multimediales Zeitalter liefert zwar die Brutalität direkt in die Wohnzimmer, aber das am Bildschirm sichtbar gemachte Töten wird verharmlost, indem es zumeist einen scheinbar sauberen, unblutigen Krieg zeigt."

Und Blankenburg weiter: "Die Bilder wirken mehr wie ein Computerspiel, als dass sie uns über die blutigen Folgen des Bombens informieren. Auch scheint Krieg heute weit weg zu sein. Aber: Zahlreiche Frauen und Männer befinden sich als Soldatinnen und Soldaten, technisches oder diplomatisches Personal, als Ärzte und Sanitäter internationaler Hilfsorganisationen für Deutschland im Auslandseinsatz.

Sie alle haben Familien, sie alle werden geliebt - und vermisst", so der Oberbürgermeister. Abschließend appellierte er an alle: "Daher muss das Ziel unserer Bemühungen sein, dass nie wieder Briefe ins Feld geschrieben werden müssen. Briefe in denen steht: ‚Bitte komm nach Hause, wir vermissen Dich!'" - Am Allerheiligentag fanden neben der Gedenkstunde in Reiterswiesen solche auch in den Stadtteilen Albertshausen, Arnshausen, Hausen, Winkels und Kleinbrach statt.