Der Kissinger Sommer 2017 soll ja einige Neuerungen bringen. Aber das gab es noch nie: einen Auftaktempfang, der sich über zwei Tage erstreckte.
Nicht, dass die Kissinger plötzlich so etwas wie eine Dauerorgie erfunden hätten. Der Grund war ein ganz rationaler: Bei der Aufzeichnung des Konzerts durch den Bayerischen Rundfunk hatte es in dem Violinkonzert von Henri Vieuxtemps ein paar erhebliche Störgeräusche von außen gegeben. Die waren in der Direktübertragung natürlich nicht zu beseitigen. Aber in der Filmfassung sollten sie nicht stehen bleiben. So musste nachgeschnitten werden.
Umgekehrte Reihenfolge
Die Gäste warteten im Weißen Saal geduldig auf die Musiker, die aber nicht auftauchten, während hinter ihnen das Büffet verführerische Düfte verströmte. Schließlich hatte Oberbürgermeister Kay Blankenburg ein Einsehen. Er trat ans Mikrophon, erklärte die Situation und - entgegen der üblichen Praxis - das Büffet für eröffnet. Das war menschenfreundlich, aber auch mutig. Denn woher nahm er die Gewissheit, dass nach der Leerung des Büffet noch Gäste da sind, die sich dann auch die Grußworte anhören?
Die Sache ging gut, die Kissinger verstanden den Wink. Um 23.45 Uhr konnte Blankenburg vor kaum gelichtetem Publikum den Reigen der Grußredner eröffnen. Und der dauerte halt bis zum nächsten Tag: bis 0.15 Uhr.
"Das Festival ist der Star", meinte der OB, aber er begrüßte natürlich auch die "Stars aus Fleisch und Blut", allen voran die Solistin des Abends, die amerikanische Geigerin Hilary Hahn, deren familiäre Wurzeln, wie er betonte, in Bad Dürkheim in der Pfalz liegen. Sie sei zum ersten Mal beim Kissinger Sommer, "aber hoffentlich nicht zum letzten Mal." Ein Gruß ging auch an die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen und ihren Dirigenten Paavo Järvi - an ihn höflicherweise in Englisch.
Gemeinsam verankern
"Gemeinsam mit allen Künstlern wollen wir das Festival noch stärker in
Bad Kissingen verankern", appellierte er an die Gäste. Auch Nichtklassikfans sollten stolz den Kissinger Sommer in die Welt tragen.
Blankenburg dankte allen Sponsoren, den öffentlichen wie den privaten, allen voran der Sparkasse Bad Kissingen und dem Förderverein. Den gelte es weiter zu stärken: "Bis nächstes Jahr sollte jedes Mitglied ein neues Mitglied werben. Ich werde es jedenfalls tun."
Dorothee Bär, die neue Kuratoriumsvorsitzende, dankte dem neuen Intendanten Tilman Schlömp: Er habe seine Feuertaufe mit Bravour bestanden. Und sie freute sich, dass Hilary Hahn sozusagen zu ihren Wurzeln zurückgekehrt sei: 1995 gab sie ihr Deutschlanddebüt beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks mit Lorin Maazel. "Jetzt hat sie ihren Weg nach Bayern zurückgefunden." Und sie hatte auch ein besonderes Lob für die Bremer Kammerphilharmoniker: "Die Schlussverbeugung war oscarwürdig."
Kuratorium reformieren
Bär ging kurz auf ihre Pläne als neue Kuratoriumsvorsitzende ein: Man solle sich nicht nur einmal im Jahr treffen und alles abwinken nach dem (fränkischen) Motto: "Basst scho." Sie wolle künftig nach dem Leitgedanken vorgehen: "Prüfet alles, das Gute behaltet."
Kurdirektor Frank Oette richtete sein Augenmerk auf das Neue: "Der Kissinger Sommer erfindet sich neu." Er dankte Tilman Schlömp für seinen Mut, neue Wege zu gehen: "Das ist wichtig für Bad Kissingen. Wir werden auch in Zukunft erfolgreich sein." Der Winterzauber, meinte er, zeige den richtigen Weg. Oette wies ausdrücklich darauf hin, dass es entgegen anders lautender Meinungen auch in diesem Sommer ein Open-Air geben wird: "Nigel Kennedy spielt vor rund 1000 Besuchern im Luitpoldpark. Das wird eines der Highlights des diesjährigen Festivals."
Tilman Schlömp fasste sich kurz. Für ihn sei das Eröffnungskonzert der Beginn einer wunderbaren Freundschaft und tollen Partnerschaft für die nächsten Jahre gewesen. Auch er dankte allen Sponsoren. Sie hätten nicht die Pflicht zu einer Förderung gehabt, "aber sie haben die Verantwortung gesehen." Er freute sich über den Zuspruch des Publikums; er sei ein Vertrauensbeweis. "Aber wir brauchen Ihre Hilfe auch weiterhin. Bleiben Sie neugierig!"
Gedenken an Helmut Kohl
Schon zu Beginn des Eröffnungskonzerts hatte es eine kurze Begrüßung gegeben. OB Kay Blankenburg und Kuratoriumsvorsitzende Dorothee Bär forderten die Besucher auf, zu "Wiederholungstätern" zu werden - falls sie es nicht schon sind. Staatsminister a.D. Hans Maier, Schirmherr der ersten Stunde, forderte auf zum Gedenken: Am Vormittag sei Helmut Kohl gestorben, der ein großer Politiker gewesen sei. Er habe es ermöglicht, dass der Kissinger Sommer ein Fest der offenen Grenzen werden konnte: "Seien wir dankbar, dass wir nicht nur die Musik, sondern auch die Freiheit genießen können."
Die finanziellen Fakten zum Kissinger Sommer (millionenhohes Defizit 2016 für die Stadt Bad Kissingen) sind untragbar. Was sagt die Rechnunsprüfung? Wann endlich setzt der Stadtrat von Bad Kissingen einen Kontrollausschuss ein, der die ausufernden Kosten prüft und limitiert?
@freiepresse. Nun lieber freiepresse, Defizit hin oder her. Der `Verlust des Kissinger Sommers ist sicherlich ein Argument. Mein Argument: Wenn die Stadt hier den Rotstift ansetzt, könnte das wirklich sehr wichtige und brillante Festival Kissinger Sommer den Bach unter gehen. Folge wäre, dass die Übernachtungen sinken, die Gewerbesteuereinnahmen geringer ausfallen. Das will man ja auch nicht. Andere Veranstaltungen, also auch mit Klassik, Jazz usw. in anderen Orten fahren auch rote Zahlen ein. Siehe Elbphilharmonie. 1 Milliarde Baukosten. Das ist richtiges Defizit, dass nie rein kommen wird. Wird aber nicht so heruntergeredet, wie hier bei uns.
Lassen sie mich noch ein anderes Beispiel nennen. Das Aktionsbecken im Terrassenbad wird abgerissen und man spart 255.000 Euro, weil man es nicht mit Edelstahl bespannt. Würde man es so lassen, wie es ist und keinen Liegebereich mit Bäumen und Sträuchern daraus machen, würde man zusätzlich 120.000 Euro für den Abriss und Aufbau einsparen.
Das ist Steuerersparnis an richtiger Stelle. Ich bleibe dabei der Kissinger Sommer ist wichtig, auch mit negativ Kosten!
@freiepresse

Was soll das denn für ein Anstoß sein? Mandatsträger sind zum sparsamen Umgang mit öffentlichen Mitteln verpflichtet. Wenn dem so ist, gibt es demnächst Mcdonalds beim Empfang und bei den Veranstaltungen brennen Kerzen. Was also für ein Gelaber. Der Kissinger Sommer ist ein Überlebenswerk für Bad Kissingen. Sie gehören wohl der Fraktion an. Also weg mit der Eishalle und allem was Geld aus öffentlichen Mitteln kostet. Gehen sie lieber noch mal auf die Schule bevor sie meinen schreiben zu können.
Liebe/Lieber LBS,
ihr selbstverliebtes Dauergeschreibsel ist mittlerweile unerträglich. Sachlichkeit ein Fremdwort!
Ach , wie SÜß! Weiter so.