Der erste "Dual-Student" hat es geschafft

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Freuen sich mit dem erfolgreichen Absolventen (von links): Meinolf Brinkmöller (IHK), Rachel Ann Martinelli (Trips), Stephan Reil (Absolvent Verbundstudium), Professor Dr.-Ing. Helge Möbus (FHWS), Tobias Brünner (Ausbilder), Ambrosius Friedrich (Ausbilder). Foto: IHK
Freuen sich mit dem erfolgreichen Absolventen (von links): Meinolf Brinkmöller (IHK), Rachel Ann Martinelli (Trips), Stephan Reil (Absolvent Verbundstudium), Professor Dr.-Ing. Helge Möbus (FHWS), Tobias Brünner (Ausbilder), Ambrosius Friedrich (Ausbilder). Foto: IHK

Er gilt als leistungsorientiert, diszipliniert und zielstrebig. In nur viereinhalb Jahren schließt der durchschnittliche Dualstudent die Fachhochschule und gleichzeitig seine praktische Berufsausbildung ab. Stefan Reil hat das geschafft, ein sogenanntes duales Studium,

Stephan Reil wirkt entspannt: Er hat seine Abschlussarbeit abgegeben und hat damit sein Elektrotechnik-Diplom der Hochschule für angewandte Wissenschaften so gut wie in der Tasche.
Reil ist der erste Absolvent seit Einführung des dualen Studiengangs Elektrotechnik im Bezirk der IHK Würzburg-Schweinfurt im Jahr 2009. Seine Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik hat er parallel bei der Grafenrheinfelder Trips GmbH durchlaufen.
"Elektrotechnik war ursprünglich eigentlich nicht mein Berufswunsch", erinnert er sich, "es ging eher in Richtung Maschinenbau." Und so ist er eher zufällig über die Agentur für Arbeit auf das Unternehmen Trips aufmerksam geworden.

"Ausbildung de luxe"

Der mittelständische Systemintegrator automatisiert Maschinen und Anlagen der Prozess- und Fertigungsindustrie, programmiert Steuerungen und Prozessleitsysteme, projektiert und fertigt Schaltanlagen und nimmt die Systeme in Betrieb. "Dort habe ich eine Ausbildung de luxe gemacht", berichtet der Elektro-Ingenieur, "schon in der zweiten Woche durfte ich im Prüfteam arbeiten". Diese Abteilung ist mit der Qualitätssicherung der gefertigten Schaltschränke betraut und üblicherweise fortgeschrittenen Ausbildungsjahren vorbehalten. Damit war Elektrotechnik letztlich doch die richtige Wahl, denn Reil hat sich schnell auch in komplexe Aufgaben eingearbeitet. So machte er sich mit dem gesamten Automatisierungsprozess vertraut, was sich als wertvoll für sein Studium erwies.

Mit Praxisbezug fällt der Groschen

Die Verzahnung des Theoriewissens aus der Hochschule mit der praktischen Arbeit im Rahmen der Berufsausbildung ersparten dem 24-jährigen Fehlschläge, wie sie manch einer seiner Kommilitonen einstecken musste: "Viele geben nach ein paar Semestern auf. Ohne Praxisbezug fällt bei ihnen der Groschen nicht. Das war in meinem Fall anders." Bereits nach einem Jahr konnte er für Zuarbeiten im Planungsteam eingesetzt werden, wo den Mathe- und Informatik-Fan vor allem das Software-Engineering reizte. Die enge Verknüpfung zwischen akademischer und betrieblicher Ausbildung birgt auch für die Unternehmen Potenzial. "Die Studierenden sind optimal in betriebliche Strukturen, Arbeitsweisen und Projektabläufe eingebunden", bestätigt Caroline Trips, geschäftsführende Gesellschafterin der Trips GmbH, "und sie setzen ihr erworbenes Wissen während der Praxissemester gezielt bei uns im Unternehmen ein."

Ein starkes Motiv

Aus diesem Grund trieb die Trips-Chefin die Initiative zur Etablierung dieses Studienmodells von Beginn an gemeinsam mit der IHK voran. Dafür gab es ein weiteres starkes Motiv: "Bei der Rekrutierung des Engineering-Nachwuchses müssen wir uns mit der Großindustrie hier am Standort messen lassen", erläutert Caroline Trips, "das duale Studienangebot ist ein klarer Wettbewerbsvorteil für uns."
Und was trieb Stephan Reil an? Für ihn stand seit der ersten schulischen Berufsvorbereitung fest, dass er dual studieren wird. Neben dem Ausbildungskonzept überzeugte ihn: "Das Geld! Ich hatte zwar wenig Ferien, dafür bekam ich meine Ausbildungsvergütung und musste mich in der vorlesungsfreien Zeit nicht um Aushilfsjobs kümmern." Ebenso entfiel die Suche nach einem Platz für das Vorpraktikum, Praxissemester und die Diplomarbeitsstelle. Der Standort Grafenrheinfeld bot für den aus Sachsen-Anhalt stammenden Technik-Freund einen weiteren Vorteil: Die räumliche Nähe von Hochschule und Arbeitsort. red