Eine Messung hat ergeben, dass Ramsthal die größten Mengen in die Kläranlage einleitet. Deshalb soll der Weinort nun zwei Drittel der Betriebskosten der Anlage übernehmen.
In eine gemeinsame Kläranlage fließen die Abwässer aus den Gemeinden Ramsthal und Sulzthal sowie dem Euerdorfer Ortsteil Wirmsthal. Die Aufteilung der Betriebskosten soll nun neu geregelt werden. Die Grundlage hierfür bildet eine aktuelle Messung. Demnach soll Ramsthal als Haupteinleiter künftig zwei Drittel der Kosten tragen. Auf Sulzthal entfallen indes 24 Prozent und auf Wirmsthal 9,4 Prozent.
Eine Diskussion gab es in der jüngsten Gemeinderatssitzung jedoch nicht. Das Gremium stimmte der Vorlage zu, der Beschluss war im Kläranlagen-Ausschuss vorbereitet worden.
Gespannt war Bürgermeister Franz Büttner (Interessengemeinschaft und Aktiver Bürgerblock) aber auf den Lagebericht zur Ramsthaler Abwassersituation. Diplom-Chemiker Thomas Stahl vom Bad Kissinger Institut Dr. Nuss informierte über die Ergebnisse der Messungen von Mai 2012 bis Mai 2013. Erstaunlicherweise gebe es Phasen von hohen und geringen Abwassermengen. "Gibt es hier ein Problem mit Fremdwasser?", mutmaßte Stahl. Allein durch das Oberflächenwasser durch aktuelle Niederschläge sei die enorme Bandbreite der gemessenen Mengen nicht zu erklären.
"Wir sollten jetzt messen, ob das Grundwasser der Verursacher ist", schlug 2. Bürgermeister Rainer Morper (Interessengemeinschaft und Aktiver Bürgerblock) vor. Büttner tippte zudem auf mögliche Defekte an Hausanschlüssen und Drainagen sowie nicht geglückte Inliner-Sanierungen der Kanäle.
Thomas Stahl führte weiter aus, dass die gemessene Schmutzfracht mit täglich 286 Kilo im Jahresdurchschnitt recht konstant sei. Die von 1116 Einwohnern zu erwartenden Schmutzfrachtwerte seien um 750 Einwohnergleichwerte (EW) erhöht. Verursacher könnten zum Beispiel Metzgereien, Gastronomiebetriebe, Bäcker oder Heime sein - vor allem aber die Weinbaubetriebe.
"In Ramsthal ist die Belastung mit Schmutzfracht überproportional hoch", stellte der Chemiker fest. Immerhin seien die Abwässer von Winzern und Schnapsbrennern zu 75 Prozent biologisch abbaubar. Bei den Terminen rund um die großen Ramsthaler Feste habe es keine nachvollziehbaren Veränderungen bei den Messergebnissen gegeben, wunderte sich Stahl.
Abrechnung noch offen Noch offen bleibt die Frage, wie die Gemeinde individuell mit den Betrieben in Sachen Schmutzfracht abrechnet. Man könne pauschal vorgehen oder mit Einzelmessungen, so die Überlegungen der Räte. Die Messkosten seien dann von den Betrieben zu tragen.
"Ich brauche mich beim ehemaligen Geschäftsleiter der Verwaltungsgemeinschaft Euerdorf, Dieter Brand, nicht zu entschuldigen", ging Bürgermeister Büttner auf eine entsprechende Bemerkung in einem Zeitungsbericht ein. Brand habe während seiner Amtszeit Messungen der Schmutzfracht wegen zu hoher Kosten abgelehnt. "Jetzt hat sich herausgestellt, dass diese Kosten erheblich geringer sind", ärgerte sich Büttner über die juristischen Folgen.
Sein Lob erhielt hingegen die jüngste Situng des Kläranlagen-Ausschusses wegen der großen Sachlichkeit bei der Diskussion.