Für die Menschen ist der Fahrdienst der Bürgerbusse mehr als ein Transport von Ort zu Ort. Nicht in allen Kommunen funktioniert das Angebot, das Menschen selbstständiger machen kann.
Alles einsteigen, Türen schließen, der Bus fährt ab! Gemeint sind nicht die Schulkinder. Auch nicht die Pendler. "Bürgerbus Hammelburg" steht in bunten Lettern auf der weißen Schiebetür. 1,50 Euro zahlen die Fahrgäste für jede einfache Fahrt in dem kleinen Transporter. 1,50 Euro für ein kleines Stück mehr Selbstständigkeit und Lebensqualität.
1,50 Euro dafür, dass sie den Einkaufszettel nicht mehr der Nachbarin zustecken müssen, sondern mit dem Korb im Schlepptau selber losziehen können. Der Bürgerbus ist ein Modell, mit dem Menschen mobil bleiben - auch an abgelegenen Orten des Landkreises.
Zwei Jahre Vorlaufzeit haben die Verantwortlichen um Beate Ritter-Schilling gebraucht, um die Infrastruktur aufzubauen. Inzwischen fährt der Hammelburger Bürgerbus 80 Haltestellen an.
Zwei von 20 ehrenamtlichen Fahrern sind an jedem Wochentag unterwegs - außer Mittwochnachmittag, sagt Beate Ritter-Schilling, Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins "Bürgerbus Hammelburg". Da geht´s in die Werkstatt. Wichtig waren im Vorfeld die Absprachen mit dem Landratsamt und dem kommunalen Omnibusbetrieb, meint sie. Es sollte keine Konkurrenzsituation entstehen.
Weil in die Busse ohnehin nicht viele Menschen passen, stuft Michael Schäder vom Kissinger
Landratsamt sie als "keine große Konkurrenz" für den Linienverkehr ein. Zwar seien inzwischen Fahrgäste vom Linienbus zum Bürgerbus gewechselt, die Einnahmeverluste des Busunternehmens aber gering. Er sieht den Bürgerbus - außerhalb des Berufs- und Schülerverkehrs - als "sinnvolle" Ergänzung zum öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).
Stadtteile verbinden
Die Stadt Münnerstadt hat vor
gut zwei Jahren einen Bürgerbus angeschafft. Der bietet Platz für acht Passagiere. Von Montag bis Donnerstag sind zwei Fahrer als Angestellte der Stadt mit dem kleinen Transporter unterwegs. Sie sorgen dafür, dass alle Bürger aus den umliegenden Stadtteilen mit Münnerstadt verbunden werden - kostenlos. Eine wichtige Institution, meint Stefan Bierdimpfl, geschäftsführender Beamte bei der Stadtverwaltung.
Mit dem Bürgerbus sollen "erhebliche Defizite in der ÖPNV-Versorgung" ausgeglichen werden. "Wir sind so flexibler", sagt er. Übers Wochenende können sich Vereine den Bus ausleihen. Das System funktioniert für die Stadt. Das ist nicht überall so.
Die Nummer für den Bürgerbus wird schon gar nicht mehr im Thundorfer Gemeindeblatt abgedruckt, sagt Bürgermeister Egon Klöffel.
Ursprünglich war das Bus-Angebot für Ältere gedacht, die nach Maßbach zum Einkaufen gebracht werden wollten. Der Bürgerbus ist gleichzeitig der Kindergartenbus. Und der kann für Freitage gebucht werden. Von Theinfeld über Thundorf und Rothhausen fährt der nach Maßbach - wenn sich jemand anmeldet. Das hat aber schon lange niemand mehr. "Der Bus wird sehr wenig genutzt", sagt Egon Klöffel.
Weiter westlich undenkbar.
"Ohne den Bürgerbus - das können sich die Leute hier gar nicht mehr vorstellen", sagt Manfred Loschky, "Das wäre furchtbar." Er ist einer der ehrenamtlichen Fahrer des Hammelburger Bürgerbusses und von Anfang an dabei. Er fährt ein Stammpublikum- und das mit Leidenschaft: ältere Damen ohne Führerschein, Menschen mit Handicap und sozial Schwache.
Wie "eine große Familie" getreu dem Motto "von Bürgern für Bürger" kümmern sich alle. Er steuert außerhalb des Streckenplans auch mal direkt den Arzt an oder fährt die Einkäufe bis vor die Haustür. "Die Leute sind so dankbar", sagt er.