Hans Günter Engel geht in Ruhestand. Gert-Johannes Hagemann übernimmt die Leitung der Infanterieschule. Der Wechsel fällt in eine Zeit des Wandels.
Brigadegeneral Gert-Johannes Hagemann ist nicht "froh, hier zu sein". Es ist für ihn die falsche Formulierung. Es müsse heißen: "Ich bin froh, hier anzukommen." Denn obwohl Hagemann gestern das Kommando der Infanterieschule offiziell übernommen hat, bleibt er noch bis 18. Juli Kommandeur der Deutsch-Französischen Brigade in Müllheim.
Oberst Hans Sahm, seit März neuer Leiter des Schulstabs und stellvertretender Kommandeur, hat solange das Sagen auf dem Lagerberg.
"Nur gemeinsam als Team können wir die Aufgaben bewältigen", erklärt Hagemann, als er sich am Tag vor der Kommandoübergabe der Presse vorstellt. Gemeinsam sei man mehr als die Summe der Teile. Das gelte für alle Ebenen der Infanterieschule.
Schule wird Ausbildungszentrum Hagemann kennt den Hammelburger Bundeswehrstandort. "1979 bin ich erstmals zur Offizierausbildung den Lagerberg hochgefahren." Zahlreiche Lehrgänge und Übungen in Bonnland folgten. "Die Hammelburger Region bietet fantastische Möglichkeiten für die Ausbildung", sagt Hagemann.
Dennoch wartet auf den neuen Kommandeur der Infanterieschule eine Herausforderung.
Der Standort verändert sich. Den Umbau nennt der Brigadegeneral einen wichtigen und schwierigen Prozess. Die Infanterieschule soll zum 1. Januar 2015 zum "Ausbildungszentrum Infanterie" werden. Die Einzelkämpferausbildung sowie die Ausbildung der Offiziere und Feldwebel der Fallschirmjäger kommen im Sommer nach Hammelburg. Letzteres bedeutet aber nicht, dass es vermehrt Fallschirmabsprünge in der Gegend geben wird.
Höchstens in einigen wenigen Spezialfällen, beispielsweise bei Vorführungen, erklärt der Kommandeur der Infanterieschule. Denn die Sprungausbildung bleibt in Altenstadt.
Das Offizieranwärterbataillon bekommt eine dritte Kompanie. Es wird mit insgesamt 500 bis 550 Offizieranwärtern im Bataillon gerechnet. Hagemann sagt: "Die Offizieranwärter bekommen ihre Grundprägung hier. Sie müssen sich wohlfühlen.
Wir müssen bedenken, dass wir künftige Generalinspekteure auf unserem Hof haben."
Die Infanterieschule verliert aber auch. Spätestens 2015 werden Teile des Jägerregiments nach Schwarzenborn verlagert. Bereits ab Sommer ist die Mörserausbildung weg. Dennoch treten Hagemann und Sahm dem Eindruck entgegen, dass sich der Standort gravierend verkleinert. Sahm verweist auf 8500 Übernachtungen von Lehrgangsteilnehmern im vergangenen Jahr.
Hagemann ergänzt, dass die Soldaten während der Ausbildung länger am Standort bleiben - und dann auch mal in der Stadt einkaufen.
Das Bonnlandfest übersteige die Kapazitäten der Bundeswehr aber. Hagemann kann sich allerdings für 2015 ein gemeinsames Fest mit der Stadt vorstellen. Ähnlich sieht es beim Thema Infanteriemuseum aus. Die historische Aufbereitung passiere zusätzlich zu den Aufgaben.
Ein Museum sei aus dem Budget zudem nicht finanzierbar. In diesem Jahr soll es aber einen Festakt anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Lehrsammlung geben. Eine Gelegenheit das Thema wieder anzusprechen.
"Täglich harte Arbeit, ohne dass es jemand bemerkt, dazu ständige Sonderaufträge und zu wenig Personal", erwähnt auch Brigadegeneral Hans Günter Engel in seiner Rede bei der Kommandoübergabe.
Mit ihr verabschiedet er sich nach fast 42 Jahren aus der Bundeswehr. In seinem Resümee spricht Engel an mehreren Stellen von "Licht und Schatten". "Auf der Sonnenseite" bei der Ausrüstung steht für ihn das gepanzerte Transportfahrzeug "Boxer". Auf die Negativseite gehöre, dass sich das Heer entschieden habe, "das modernste Mörsersystem der Welt nicht einzuführen".
Den "Boxer" hat Engel als Referatsleiter im Ministerium 1999 "selbst mit aus der Taufe
gehoben", wie er erklärt. Daher sagt Brigadegeneral Heinrich Fischer zu Engel: "Der ,Boxer‘ bleibt mit Ihrem Namen verbunden." Fischer, Kommandeur der Heeresschulen und stellvertretender Amtschef des Heeresamts, dankt Engel als einem "langjährigen Weggefährten" für die "offene Kameradschaft". Gleichzeitig hebt er in seiner Ansprache die nationale und internationale Erfahrung des neuen Kommandeurs der Infanterieschule, Brigadegeneral Hagemann, hervor.