Borkenkäfer gehört zum System

2 Min
Foto: Carmen Schmitt
Foto: Carmen Schmitt
Foto: Carmen Schmitt
Foto: Carmen Schmitt
 
Foto: Carmen Schmitt
Foto: Carmen Schmitt
 
Foto: Carmen Schmitt
Foto: Carmen Schmitt
 
Foto: Carmen Schmitt
Foto: Carmen Schmitt
 
Foto: Carmen Schmitt
Foto: Carmen Schmitt
 
Foto: Carmen Schmitt
Foto: Carmen Schmitt
 

Gesunden Bäumen könnte der Borkenkäfer gar nichts anhaben. Aber die heißen und trockenen Sommermonate waren anstrengend, vor allem für die Fichten. Doch die Trockenheit und die Hitze haben nur für die letzte Konsequenz gesorgt - im Kampf ums Überleben.

Bad KissingenSie wurde nicht mal 20 Jahre alt. Bis zuletzt hat sie gekämpft. Mit aller Kraft hatte sie versucht, sich ihrem Angreifer zu widersetzen. Doch das schwächte sie nur noch mehr. Sie hatte nie wirklich eine Chance. Schon von Weitem sind ihre Wunden zu sehen. Die junge Fichte am Rand des Kissinger Stadtwalds hatte ein kurzes Leben.
Die Attacke, der sie nicht standhielt, war nicht mutwillig oder heimtückisch, sondern konsequent.
"Borkenkäfer können an gesundem Holz nichts ausrichten", sagt Alexander Maunz von der Städtischen Forstverwaltung. Doch was stimmt mit den Bäumen nicht?

Auf die Nährstoffe hat es die Fichte gar nicht so sehr abgesehen. Aber Wasser braucht sie. Viel Wasser. Das Problem: Der Muschelkalkboden, in den sie ihre Wurzeln im Beilberg bei Reiterswiesen geschlagen hat, hält nicht viel davon. Besonders wohl fühlt sie sich dort also nicht. Dazu kommen die Luftverschmutzung und die Klimaerwärmung. Ein Sommer mit trockenen und heißen Wochen wie in diesem Jahr gibt ihr den Rest. Der Baum schwächelt und wird anfällig. Ein gefundenes Fressen für den Borkenkäfer. Wobei - den einen Borkenkäfer gibt es gar nicht. Verschiedene Käfertypen haben es auf unterschiedliche Baumarten abgesehen (siehe Infokasten). Der Buchdrucker, der sich bei dieser Fichte ans Werk gemacht hat, hat ganze Arbeit geleistet: Er hat den Saftstrom des Baumes gekappt - sein Todesurteil.


Förster sind wachsam

"Wir haben keinen massiven Befall, aber wir sind in Habachtstellung", sagt Gunther Hahner, stellvertretender Leiter des Hammelburger Forstbetriebs. 1000 Festmeter wurden heuer im Hammelburger Bereich wegen des Käfers aus dem Wald geholt. Und das muss so schnell wie möglich passieren, damit sich die Population nicht weiter ausbreitet. Die Förster halten immerzu Ausschau nach den Anzeichen: braunes Bohrmehl, verfärbte Nadeln, Harzfluss am Stamm. Ist der Käfer erst einmal drin, hat der Baum schon verloren. "Die Situation ist kritisch. Wir sind höchst gespannt auf das Frühjahr", sagt Gunther Hahner.

Die Käfer entwickeln sich jetzt nicht mehr - dafür ist es schon zu kalt. Sie überwintern im Boden oder in der Rinde. Wird es nach ihrer Winterruhe nass, verlieren sie an Kraft. Und die Bäume könnten sich von der Trockenheit erholen. Im Frühjahr gilt es, die erste Generation der Käfer zu vernichten, meint Wolfram Zeller, Forstdirektor des Staatsforstes Bad Brückenau. In seinem Gebiet wurden aufgrund des Borkenkäfers in diesem Jahr 2000 Festmeter geschlagen. Dennoch: "Wir waren überrascht, dass er nicht so massiv aufgetreten ist, wie befürchtet." Auch Bernhard Zürner, Leiter des Bad Kissinger Forstamts, zieht eine milde Bilanz: "Insgesamt haben wir Glück gehabt." Die Zukunft der Bäume hänge jetzt außerdem von den Niederschläge im Winter ab. "Es kommt darauf an, ob sich die Fichte kräftigen kann."

Tut es weh, die Fichten so zu sehen? "Es ist meine Aufgabe, den Wald zukunftsfähig zu machen", sagt Alexander Maunz nüchtern. Freilich, er tut alles dafür, die Fichten zu erhalten. Aber er planzt keine mehr dort, wo sie nicht hingehören. Der Borkenkäfer ist Teil des Ökosystems, meint er. Und die Natur ist nur konsequent. Wie er trotzdem versucht, mit ihr zu verhandeln, lesen Sie auf.