Igor Levit und Ning Feng in Maria Bildhausen
Kloster Maria Bildhausen — Nach den etwas zwiespältigen Erfahrungen mit dem Präludium lagen die Erwartungen der Violine-Klavier-Sonaten natürlich auf der Matinee der beiden Artists in Residence, dem Geiger Ning Feng und dem Pianisten Igor Levit. Die Erwartungen konnten schon deshalb hoch sein, weil sich die beiden - im Gegensatz zu Iskandar Widjaja und Vestard Shimkus - schon länger kennen, weil sie bereits des Öfteren miteinander musiziert haben, weil sie
interpretatorisch auf einer Wellenlänge liegen und weil sie nicht zuletzt auch das angekündigte Programm mehrfach gemeinsam musiziert hatten.
So konnten die beiden auch etwas mit der G-dur-Sonate KV 379 von Wolfgang Amadeus Mozart anfangen, degradierten sie nicht zu dem üblichen Einspielstück, sondern nahmen sie wirklich ernst.
Das Eingangsadagio des ersten Satzes war von ruhiger Sanglichkeit, fast ein bisschen schmerzlich, mit starker persönlich getriebener Introvertiertheit bis fast zum Stillstand - so dass auch das eigentliche Allegro nicht banal forciert werden konnte, sondern sich in kontrollierter Emotionalität aus diesem Beginn entwickelte, dynamisch und agogisch hervorragend gestaltet.
Auch den Variationensatz nutzten die beiden, um die emotionalen Ebenen hinter den Veränderungen auszuloten, den Charme, das Träumerische, die Vergnüglichkeit zu entwickeln und zu einem wunderbar gesungenen Schluss zu führen.
Die Sonate op. 134 von Dmitri Schostakowitsch wird eine der allerersten Erinnerungen dieses Kissinger Sommers bleiben.
Schon am Anfang, als Ning Feng und Igor Levit ihre differenzierten Themen gegeneinander führten, war klar, dass diese Sonate keinen Augenblick harmlos werden würde. Und in der Tat gingen die beiden, insbesondere im schnellen Mittelsatz, an die Grenzen der physischen Spielmöglichkeiten - und trieben nicht nur die Musik, sondern auch die Zuhörer bis zur Atemlosigkeit vor sich her.
Die ganze Frustration über die politische und auch persönliche Lage, die Aggressivität der Öffentlichkeit, die inneren Ausbruchsversuche und das Scheitern, die Dmitri Schostakowitsch in dieses Werk gepackt hat, nahmen in bestürzender Präsenz Gestalt an. Allzu oft können die beiden diese Sonate nicht spielen, denn sie nahm alle ziemlich mit.
Gegen die tiefen Eindrücke, die die Schostakowitsch-Sonate hinterlassen hatte, hatte es, trotz der Pause
dazwischen, die A-dur-Sonate von César Franck einigermaßen schwer, sich zu profilieren. Aber auch hier gelang es den beiden Musikern, die Essenz des Werkes, die durchgehende Themenverarbeitung, die Orientierung an den klassischen Vorbildern einer durchgehenden Dramatik in ihren Veränderungen, mit einer guten Mischung aus modellierender Nüchternheit und Emotionalität herauszustellen.