Biotrend - made in Franken

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Grüne Bestattung: Särge aus biologisch abbaubarem Naturmaterial verkaufen Lieferant Frank Höfer (links) aus Steinach und Korbflechter Thomas Backof aus Hallerndorf. Fotos: Sigismund von Dobschütz
Grüne Bestattung: Särge aus biologisch abbaubarem Naturmaterial verkaufen Lieferant Frank Höfer (links) aus Steinach und Korbflechter Thomas Backof aus Hallerndorf.  Fotos: Sigismund von Dobschütz
Alles abbaubar: Mit diesen Griffen aus Holz und Papierschnur werden die Bio-Särge getragen.
Alles abbaubar: Mit diesen Griffen aus Holz und Papierschnur werden die Bio-Särge getragen.
 

Eine Firma aus Steinach produziert Särge aus vollständig biologisch abbaubaren Materialien. Das ist in Deutschland einmalig.

Der Bio-Trend erobert jetzt sogar die letzte Bastion menschlichen Lebens. Neuerdings bietet der Steinacher Sarglieferant Frank Höfer die Möglichkeit der "grünen Bestattung". Die von ihm entwickelten und über seine Firma Memento Mori angebotenen Natursärge bestehen vollständig aus biologisch abbaubaren Naturmaterialien. "Das ist einmalig in Deutschland - made in Franken."
Seit Jahren beliefert Frank Höfer (43) die Bestatter in Süddeutschland mit herkömmlichen Särgen und entsprechendem Zubehör. Doch in allen Särgen stecken bisher Metallschrauben und alle haben metallene Griffe und Verzierungen. "In den Vereinigten Staaten wird jedes Jahr die Golden Gate Bridge im Boden versenkt", beschreibt er jene Metallmenge, die in den USA bei Erdbegräbnissen verbraucht wird.
Schon seit zehn Jahren gebe es eine Nachfrage nach Bio-Särgen. Auch habe es schon erste Versuche mit Bambus und entsprechenden Importen aus China gegeben. "Doch nichts davon hat sich durchgesetzt", sagt der Fachmann.
Vor drei Jahren habe ihn ein Nürnberger Bestatter nach einem Bio-Sarg gefragt. Spontan machte sich Höfer auf die Suche nach einem Produzenten und fand in der Korbflechterei Thomas Backof in Hallerndorf (Landkreis Forchheim) einen geeigneten Partner. Seit Sommer 2011 experimentierte Backof zunächst mit einfachen Holzgriffen, die mit Schnüren aus eng gerolltem Papier am Sarg befestigt werden sollten. Damit ging Höfer im Herbst auf eine österreichische Fachmesse. "Die Griffe kamen gut an."
Im Frühjahr 2012 folgte dann der erste Prototyp eines Natursargs aus Kiefer, der mit Weidengeflecht ummantelt wurde. Das Weidengeflecht war mit Zitronensäure und verflüssigter Baumrinde dunkel eingefärbt. Praxiserfahrene Bestatter gaben Höfer schließlich noch Tipps zur Verbesserung seiner in Deutschland völlig neuartigen Produktlinie namens "Grüne Bestattung".
Jetzt geht das verbesserte Sargmodell in Serie. "Alles Handarbeit, pro Stück 50 Stunden, Material aus Franken", zählt Höfer die Gründe auf, dass dieser Sarg preislich im "gehobenen Mittelfeld" liegen wird. Allein die Weide ist in Deutschland fünf Mal so teuer wie im Ausland. Der Sarg wird nicht mehr aus roher Kiefer, sondern aus harter, unbehandelter Kernbuche gefertigt. Der Grund: "Das Holz muss dem Erddruck standhalten." Statt Metallschrauben verwendet Hersteller Backof Holzdübel. Alles wird mit lösungsmittelfreiem Holzleim auf Wasserbasis verleimt. Die Holzgriffe und die Weidenummantelung sind geblieben.
Nach einem Jahrzehnt wird sich der Bio-Sarg "spurlos im Erdreich aufgelöst" haben, vermutet Frank Höfer. Eines weiß er allerdings sicher: "Mein Sarg wird immer nur ein Nischenprodukt bleiben." Längst sei die Feuerbestattung im Vormarsch. Je nach Region unterschiedlich, nutzen nur noch 20 bis 30 Prozent das traditionelle Erdbegräbnis. Daran gemessen, sei die Bio-Nachfrage verschwindend gering. "Aber durch das veränderte Umweltbewusstsein steigt die Nachfrage."
Nicht jeder Bestatter ist auf Bio eingestellt. Deshalb sei es Sache des Kunden, ihn auf die neuen Bio-Särge aufmerksam zu machen. "Fünf Vorbestellungen habe ich schon." Höfer ist mit seinem neuen Produkt auf Messen unterwegs. "Bei unserem Sarg bleibt jeder Messebesucher stehen und schaut genau hin." Ein Modell wird er demnächst im Bundesausbildungszentrum der Bestatter in Münnerstadt ausstellen. Einige Stücke wird er bald auch in seinem neuen Betriebssitz in Steinach (Gartenstraße 11) stehen haben. Informationen im Internet: www.sarghandel-sued.de