Beim Handwerk hakt's im Landkreis Bad Kissingen

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Foto: Carmen Schmitt
Foto: Carmen Schmitt

Dem Landkreis fehlen Lehrlinge in klassischen Handwerksberufen. Wo klemmt's?

Sie sägen, verlegen, schrauben, backen, färben, leimen und streichen. Was sie fertigen, ist Handarbeit. Jeder mit seinem eigenen Werkzeugkasten. Sie arbeiten nach Maß, mit Kreativität und Gespür. Ohne sie wären die meisten der Bevölkerung aufgeschmissen. Außer man ist selbst einer: Handwerker. Auch in diesem Jahr starten mehr Schulabgänger ins Studium als in eine Lehre eines Handwerksberufs. Experten fordern ein Umdenken: Nicht nur von den jungen Leuten. Auch von deren Eltern.

Frederik Desch kombiniert, er brutzelt, brät und verfeinert. Der 39-jährige ist Küchenchef des Sterne-Restaurants im Parkhotel Laudensack. Er und sein Küchenteam bilden Menschen in dem Beruf aus, für den die meisten Lehrlinge im Landkreis fehlen: Der Koch. 16 Ausbildungsplätze sind unbesetzt. Die Dunkelziffer könnte weit höher liegen, schätzt Peter Schönfelder von der Agentur für Arbeit.

"Manche Betriebe haben die Suche aufgegeben", sagt er. Die Handwerkskammer Unterfranken (HWK) sieht die Zahl der Ausbildungsstellen auf einem stabilen Niveau. Wenngleich sich die Betriebe enorm anstrengen müssen, um freie Plätze zu besetzen. Peter Schönfelder befürchtet, dass sich die Situation für die Firmen verschärfen wird. Auf einen Bewerber aus dem Landkreis, der Mitte August noch ohne Ausbildungsplatz dastand, fallen im Schnitt drei offene Lehrstellen. Hat das Handwerk ein Image-Problem?

"Junge Leute und Eltern haben oft eine falsche Vorstellung", sagt Peter Schönfelder. Es habe sich viel geändert seit der Zeit, in denen die Eltern sich beworben haben. Er rät: "Informieren und ausprobieren."

Bei Chefkoch Frederik Desch ist bisher eine Stelle in der Küche frei geblieben. "Es ist schwiereig, einen Geeigneten zu finden", sagt er. Für ihn keine Frage der Zukunftsaussichten eines Kochs: "Urlaub machen die Leute immer", sagt er und lacht.


In diesen Berufen fehlen die meisten Lehrlinge:


Top Ten

Die Statistik der Agentur für Arbeit macht es deutlich: 60 Prozent der Lehrstellen mit den meisten freien Plätzen, zählen zu klassischen Handwerksberufen. Die Ausbildungsberufe gelistet nach den meisten Leerständen: 1. Koch 2. Maler/Lackierer 3. Kaufmann/-frau im Einzelhandel 4. Kfm.- Versich./Finanzen - Versicherung 5. Elektroniker/in- Energie-/Gebäudetechnik 6. Hotelfachmann/-frau 7. Fachverk.-Lebensm.handwerk - Fleischerei 8. Metallbauer/in - Konstruktionstechnik 9. Restaurantfachmann/frau 10. Gärtner/in - Garten- und Landschaftsbau; Die Hälfte aller 211 unbesetzten Lehrstellen finden sich in diesen Berufen.