Im Landes-Leistungswettbewerb des Bäckerhandwerks stellen Nachwuchstalente Bayerns ihr Können unter Beweis. In diesem Jahr gewann eine junge Bad Kissingerin. Sie wird im November auf Bundesebene antreten. Über ihre Aufgaben und ihre Motivation:
Es ist wohl die richtige Mischung aus Talent und Fleiß, die Elvira Springer zum Erfolg brachte: Im Sommer schloss sie ihre Ausbildung zur Fachverkäuferin im Nahrungsmittelhandwerk mit Schwerpunkt Bäckerei sehr gut ab. Dies führte die 28-Jährige vom Kammersieg in Unterfranken zum bayerischen Landeswettbewerb und weiter zum Bundeswettbewerb im November.
Mit zwei glatten Einsen in Theorie und Praxis ihrer Gesellenprüfung ging es für die dreifache Mutter aus Winkels los. In der Theorie ihrer Gesellenprüfung musste sie Wissen zum Verkauf von Lebensmitteln beherrschen: "Es ging um den Umgang mit Waren, über Verkauf und Beratung, Wissen über die Produkte in der Bäckerei und wie man reagieren soll, wenn jemand mit einem Problem kommt", sagt sie.
Kreativität und Genauigkeit
Für die praktische Prüfung galt es, Backwaren verkaufsfördernd auf einem Tisch zu präsentieren. Danach richtete sie ein anlassbezogenes Buffet mit Snacks und Backwaren her. Dabei komme es auf die Mischung an: von normal bis Mehrkorn, vegetarisch belegt oder mit Lachs.
Dazu kam, Produktschilder zu schreiben und ein Verkaufsgespräch zu führen. Es gab auch die Aufgabe, einen Kuchen in Stücke zu schneiden. Damit die Stücke gleich groß werden, muss man das vorher berechnen.
Die Aufgaben fordern nicht nur Kreativität: Es ist wichtig, auf Sauberkeit zu achten, schließlich geht es dabei um Lebensmittel. Auch Genauigkeit sei ausschlaggebend. Ein Rechtschreibfehler auf der Beschilderung führt zu Punktabzug.
"Eigentlich hätte ich jetzt endlich mal durchatmen können"
Nach ihrer herausragenden Leistung in der Gesellenprüfung erhielt sie einen Brief: Es ging um den Landeswettbewerb für Bayern. Normalerweise würde der Kammersieg in Würzburg entschieden, wegen der Corona-Pandemie gab es einen Notenvergleich der Teilnehmerinnen von Unterfranken. "Wenn ich weitermachen will, muss ich mich nur anmelden. Das habe ich gemacht und gewonnen", berichtet sie.
Ein wenig Bedenken habe sie vorher dennoch gehabt: "Die Abschlussprüfungen waren vorbei, eigentlich hätte ich jetzt endlich mal durchatmen können." Der Landeswettbewerb von Bayern fand Ende September an der Akademie des bayerischen Bäckerhandwerks Lochham bei München statt. "Ich war sehr aufgeregt", sagt sie.
Um drei Uhr Richtung München
Um pünktlich anzukommen, war sie um drei Uhr nachts mit ihrer Freundin losgefahren. Gegen vier weiteren Fachverkäuferinnen im Schwerpunkt Bäckerei trat sie bei dem Wettbewerb an, der unter dem Thema "Natur" lief. Die Aufgaben waren ähnlich, wie bei der Abschlussprüfung: Die fünf gestalteten eine Kreidetafel und einen Präsentationstisch.
Dazu absolvierten sie ein Kundengespräch, machten Snacks und stellten einen Frühstücksteller zusammen. Drei Prüfer begutachteten die jungen Frauen bei ihrer Arbeit. Sie achteten nicht nur auf das Ergebnis, sondern auch darauf, wie viel Zeit sie benötigten und ob alles hygienisch einwandfrei ablief.
Weiter zum Bundeswettbewerb
Elvira Springer holte den Sieg. "‘In jedem Korn steckt Lebenskraft' war der Titel ihres lebendig gestalteten Thementischs", heißt es im Bericht des Landes-Innungsverband für das bayerische Bäckerhandwerk. Ihren ersten Besuch in München konnte die junge Frau jedoch nicht ausnutzen. "Wir waren um sechs Uhr fertig und um zehn Uhr zu Hause. Am nächsten Tag musste ich wieder arbeiten. Da stand ich dann, als wäre nichts gewesen."
Mit diesem Sieg wird sie für Bayern im November in einem viertägigen Bundeswettbewerb in Weinheim an den Start gehen. Sehr dankbar ist sie ihrer Praxislehrerin Melanie Zoll-Albert, die sie in ihrer Ausbildungszeit sehr unterstützte.
Durch Zufall zur Leidenschaft
Die 28-Jährige ist sehr zufrieden mit ihrem Beruf. Dazu ist sie jedoch ein bisschen aus Zufall gekommen. "Ich habe vorher eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht. Das war sehr schwer für mich." Nach einem Jahr Arbeit und fünf Jahren Elternzeit entschied sie sich, noch mal eine Ausbildung zu machen.
Nach vielen Absagen, versuchte sie es in Garitz bei Schmitts Backstube und wurde angenommen. Nach zwei Tagen Probearbeit wusste sie: Das will ich. Nach den drei Jahren Vollzeit-Ausbildung arbeitet sie weiter, jedoch auf Teilzeit, wegen ihrer drei Kinder.
Vorbild für die Kids
"Das war gar nicht so einfach, auf der Arbeit bis sieben zu sein, dann heimzukommen und noch für eine Probe am nächsten Tag zu lernen", meint sie. Dazu kommt: Sie kam 2004 aus Kasachstan nach Deutschland. Für ihre Kinder möchte sie ein Vorbild sein. "Ich habe viel gelernt, mein Bestes gegeben. Ich möchte meinen Kindern zeigen, dass sie viel erreichen können, wenn sie sich anstrengen."