Heinz Stempfle hört nach 41 Jahren als Vorsitzender auf. Neuwahlen wurden mangels Kandidaten verschoben, der Verein steht vor der Auflösung. Stempfle fragt nach der Daseinsberechtigung und fordert, der Verein müsse sich modernisieren.
Nach seiner Rede auf der Mitgliederversammlung des Kur- und Fremdenverkehrsvereins wirkte Heinz Stempfle gelöst. "Ich musste mir irgendwann mal etwas von der Seele reden, und das habe ich heute getan", sagte er. Der 75-Jährige war mehr als die Hälfte seine Lebens Vorsitzender des Vereins. Jetzt ist Schluss: Stempfle machte klar, dass er bei den Neuwahlen des Vorstandes nicht mehr zur Verfügung steht.
"Schon vor Jahren hätte ein Jüngerer den Vorsitz übernehmen müssen", betonte er.
Der Verein ist mit mehreren Problemen konfrontiert. Das größte ist das fehlende Interesse. Das machten die vielen leeren Plätze bei der Versammlung deutlich. Es waren ein paar Gäste und insgesamt neun Mitglieder gekommen.
Stempfle kritisierte, dass zwar die meisten Betriebe in Bad Kissingen von Kur, Reha und Tourismus profitieren, dass sich aber kaum jemand aktiv für die Branche im Verein einsetzen wolle. "Brauchen wir den Verein noch?", fragte er deshalb. Man habe die Auflösung mehrfach diskutiert, diesmal stehe sie bevor, wenn kein Nachfolger für ihn gefunden werde.
Stempfle forderte, dass der Verein Mitglieder gewinnen, dass er künftig stärker konzeptionell arbeiten, dass er modernisiert und dass der Vorstand verjüngt werden müsse.
Stadt und Staatsbad setzen auf den Verein als Plattform, auf der alle Interessen gebündelt werden. "Bad Kissingen braucht einen Kurverein", sagte Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD). Der wichtigste Wirtschaftszweig benötige eine starke Lobby.
Ähnlich äußerte sich Kurdirektor Frank Oette: "Wir brauchen ein Sprachrohr der Vermieterschaft."
Es fand sich kein Kandidat für das Amt des Vorsitzenden. Hans Markwalder, Geschäftsführer vom Hotel Sonnenhügel, wurde zwar vorgeschlagen, lehnte aber ab. Er könne nicht die Anliegen aller im Verein beteiligten Unternehmen vertreten, besonders die kleiner Kurhalter und Kliniken. Die Interessenlage sei zu unterschiedlich.
Markwalder schlug eine Neuausrichtung des Vereins vor, falls ein neuer Vorstand gefunden wird. Der Kurverein solle als Plattform für die Kleinbetriebe dienen. Die großen Hotels sollten sich in einer eigenen Interessengemeinschaft zusammenschließen.