Bad Kissingens Ex-OB in U-Haft

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Der damalige OB Laudenbach (3. v.r.) mit dem Team der DCFA. Jetzt sitzt Ex-OB Karl Heinz Laudenbach in U-Haft. Foto: Archiv
Der damalige OB Laudenbach (3. v.r.) mit dem Team der DCFA. Jetzt sitzt Ex-OB Karl Heinz Laudenbach in U-Haft.  Foto: Archiv
Der "Fürstenhof" in Bad Kissingen Foto: Edgar Bartl
Der "Fürstenhof" in Bad Kissingen  Foto: Edgar Bartl
 

Es geht um Geldwäsche und um Bestechlichkeit: Beamte von Staatsanwaltschaft und Polizei haben am Mittwoch das Bad Kissinger Rathaus durchsucht. Karl Heinz Laudenbach wurde festgenommen und am Donnerstag in Würzburg dem Ermittlungsrichter vorgeführt.

Der frühere Bad Kissinger Oberbürgermeister Karl Heinz Laudenbach (CSU/ parteilos) sitzt in U-Haft. Das bestätigte Oberstaatsanwalt Frank Gosselke (Würzburg). Nach seinen Angaben führt die Behörde ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren gegen mehrere Personen im Zusammenhang mit dem 2008 erfolgten Erwerb zweier Immobilien in Bad Kissingen durch eine schweizerische Gesellschaft.

Hierbei muss es sich um das Diabetes-Reha-Zentrum "Fürstenhof" handeln. Eigentümerin war zuvor der Bezirksverband Unterfranken der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Auch dessen Räume in Würzburg wurden am Mittwoch durchsucht. Geschäftsführer Martin Ulses sagte, die AWO sei am Verfahren nicht beteiligt. Er werde sich daher dazu auch nicht äußern.

Laut Oberstaatsanwalt Gosselke besteht der Verdacht, "dass ein früherer Amtsträger, der dienstlich mit dem Geschäft befasst war, finanzielle Zuwendungen in sechsstelliger Höhe entgegen genommen und sich hierdurch wegen Bestechlichkeit strafbar gemacht hat. Ferner steht der Verdacht der Bestechung, Geldwäsche und Steuerhinterziehung im Raum."

Das kann nur Laudenbach sein, der vor seinem kommunalpolitischen Engagement eine steile Karriere bis zum Polizeidirektor gemacht hat.

Die Staatsanwaltschaft Würzburg ist zuständig für gravierende Wirtschaftsdelikte in ganz Unterfranken. Sie habe gemeinsam mit Kräften der Polizei und der Steuerfahndung zahlreiche Objekte im In- und Ausland durchsucht und umfangreiche Beweismittel sichergestellt.

Der Ermittlungsrichter am Amtsgericht Würzburg habe Haftbefehl gegen den früheren Amtsträger erlassen. Er befindet sich seit Donnerstag in Untersuchungshaft, so Gosselke.

Stadtoberhaupt als "Makler"?

Weitere Auskünfte könnten derzeit aus ermittlungstaktischen Gründen nicht erteilt werden, so Gosselke abschließend.

Unklar ist, welche andere Immobilie damals noch veräußert worden ist. Es könnte das Schweizerhaus sein. Im April 2008, kurz vor dem Ende von Laudenbachs Amtszeit, wechselten aber auch die Eigentümer der Dietz'schen Häuser und der Klinik "Viktoria". Sie wurde zu einem gehobenen Hotel umgestaltet. Laudenbach war dort eine gewisse Zeit engagiert.

Gewöhnlich gut unterrichtete Kreise wollen wissen, dass der "Fürstenhof" samt Schweizerhaus von einer Maklergesellschaft vermittelt wurde, die nach dem Deal dem AWO-Bezirksverband als Eigentümer eine hohe sechsstellige Summe für ihre Bemühungen in Rechnung gestellt haben soll. Gesellschafter waren - angeblich - der damalige Bad Kissinger Oberbürgermeister Laudenbach und Bernhard P. Der war bis Anfang 2012 Geschäftsführer des AWO-Bezirksverbandes Unterfranken.

Doch nur eine "Randfigur"?

Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) wollte sich nicht näher zu der Durchsuchung äußern. Er sagte nur, dass es nicht um die Stadt gehe. Betroffen sei die vergangene Amtsperiode, nicht die aktuelle.

Augenzeugen sagten, ein sehr junger Staatsanwalt und drei oder vier Beamte seien mehr als vier Stunden im Haus gewesen. Sie seien "überaus gesittet" und höflich aufgetreten. Sachbearbeiter und Referatsleiter hätten ihnen die gewünschten Unterlagen und Datenträger ausgehändigt, die sie mitnahmen. Es sei der Eindruck entstanden, dass Laudenbach "eventuell nur eine Randfigur" in der Sache sei.

Der AWO-Bezirksverband hatte seit 2004 händeringend versucht, den "Fürstenhof" los zu werden. Das Sanatorium war aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen worden. Dann erwarb die russische Investorengruppe SA Corona mit Sitz in der Schweiz die Immobilie. Der Verkauf wurde im März 2008 notariell beurkundet. In einer Presseerklärung hieß es: "Durch die Bemühungen von Oberbürgermeister Laudenbach kam in die nun abgeschlossenen Verhandlungen die lange vermisste Bewegung." Die AWO freute sich, "dass der ,Fürstenhof' wieder eine Zukunft hat." Bis heute hat sich nicht viel getan.

Geplant ist ein Fünf-Sterne-Hotel mit bis zu 240 Betten. Zudem sollen drei Häuser mit Appartements oder Ferienwohnungen, ein Spa-Bereich mit Bad und medizinischen Einrichtungen, Restaurants, Tiefgaragen, Geschäfte auf 1000 Quadratmetern und Betriebe entstehen. Ein Hotelneubau soll 158 Betten in 79 Zimmern haben. Im Schweizerhaus soll es Seminarräume geben.

Die Rede ist von 80 Millionen Euro. 40 Millionen sollen aus Eigenmitteln fließen, zehn Millionen durch den Verkauf von Ferienwohnungen. Bauherrin ist die Fürstenhof SA mit Sitz in der Schweiz und einem Eigenkapital von 10,6 Millionen Franken. Sie wurde 2008 gegründet. Dahinter stehen Investoren aus Russland. Die Bauarbeiten wurden mehrfach verschoben. ed