Mit dem geänderten Landesentwicklungsprogramm werden die Kreisstädte von Mittelzentren zu einem Oberzentrum aufgewertet. Profitieren soll die ganze Rhön.
Bad Kissingen/ MünchenDie Große Kreisstadt profitiert auch vom nächsten Puzzlestück aus der Heimatstrategie des Freistaates: Nachdem Bad Kissingen bereits mit zwei Millionen Euro Stabilisierungshilfe und einer Außenstelle des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) im Zuge der Behördenverlagerung bedacht wurde, gewinnt das Staatsbad jetzt auch bei dem geänderten Landesentwicklungsprogramm, das gestern von Heimatminister Markus
Söder (CSU) in München vorgestellt wurde. "Die Novellierung ist für die ganze Region ein sehr großer Erfolg", sagt der Landtagsabgeordnete Sandro Kirchner (CSU). "Es ist ein sehr guter Tag für Bad Kissingen", meint Landrat Thomas Bold (CSU), "einfach großartig" kommentiert es Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD).
Der Grund für die allgemeine Freude: Bad Kissingen und Bad Neustadt werden im Verbund von Mittelzentren zu einem gemeinsamen
Oberzentrum aufgewertet. "Dass sich beide Kreisstädte Oberzentrum nennen können ist ein Privileg und wichtig für die Außenwirkung", sagt Kirchner. Er erhofft sich künftig bessere Entwicklungschancen für die ländlichen, strukturschwachen Landkreise. Das neue Rhönzentrum werde nominell "zukünftig auf gleicher Stufe wie zum Beispiel die Nachbarstadt Schweinfurt oder Würzburg" stehen.
Von Uni bis Magnetbetrieb
Kirchner sieht durch die neue Einstufung mehr Möglichkeiten, die Städte und damit die Rhön strukturpolitisch weiterzuentwickeln, weil Oberzentren als zentrale Orte bevorzugt behandelt werden. "Der Landkreis hat damit beispielsweise neue Argumente, um Bad Kissingen zum Hochschulstandort zu machen", erklärt er.
Dass sich der Stadt außerdem neue Möglichkeiten eröffnen, um große Einzelhandelsunternehmen als Magnetbetriebe anzusiedeln, dass Oberzentren als Behördenstandorte begünstigt werden und dass sich die Chancen beim Zugriff auf Förderkulissen verbessern, nennt Kirchner als weitere Vorteile. Auch bei der Vergabe von Einrichtungen der Daseinsvorsorge, also etwa von Krankenhäusern, werde Bad Kissingen in Zukunft besser gestellt.
"Das stärkt die Region als Ganzes", betont der Landtagsabgeordnete.
Gemeinsamer Wirtschaftsraum
Für Landkreis und Stadt geht ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung. "Wir haben immer versucht, Bad Kissingen als Oberzentrum zu etablieren", sagt Landrat Bold. Die Entscheidung sei ein klares Signal der Staatsregierung, die Region zu entwickeln.
Dass die Aufstufung im Verbund mit Bad Neustadt gelingt, wertet er auch als Ergebnis der intensiven Zusammenarbeit der beiden Landkreise, etwa in Sachen Biosphärenreservat und Naturpark Rhön sowie beim Bäderland bayerische Rhön. Bold: "Wir sehen uns als gemeinsamen Wirtschaftsraum." In dem ergänzen sich die Landkreise mit ihren Stärken gegenseitig, Bad Kissingen mehr als Gesundheits- und Rhön-Grabfeld mehr als Industriestandort.
Oberbürgermeister Blankenburg erwartet sich ebenfalls größeren Spielraum für die Stadtentwicklung, wenn gleich noch zu eruieren ist, was konkret in Richtung Unternehmensansiedlungen und Hochschulstandort möglich ist. "Es war schon unter Oberbürgermeister Christian Zoll ein Ziel Bad Kissingens, ein mögliches Oberzentrum zu werden. Es freut mich, dass das jetzt erreicht wurde", sagt Blankenburg.
Neuordnung der zentralen Orte in Bayern
Zentrale Orte sollen Versorgungsfunktionen für sich und umliegende Gemeinden erfüllen, sie gliedern sich je nach Größe und Infrastruktur in Grund-, Mittel- und Oberzentren und in Metropolen. Mit der Novellierung des Landesentwicklungsprogramms wurden neue zentrale Orte festgelegt.
Oberzentren In Bayern gibt es
aktuell 26 Oberzentren, davon mit Würzburg, Aschaffenburg und Schweinfurt drei in Unterfranken. Frankenweit kommen mit Bad Kissingen und Bad Neustadt, Selb sowie Forchheim drei Oberzentren dazu.
Mittelzentren Mehr als 100 Städte werden bayernweit bislang als Mittelzentren geführt, darunter aus der Region Hammelburg und Bad Brückenau sowie noch Bad Kissingen und Bad Neustadt. Neue kommen in der Rhön nicht dazu.