Ist das lange umstrittene Kapitel damit in Kissingen endgültig beendet? Die Stadt hat den Altenburger Steg abreißen lassen und will keinen neuen bauen. Der Reiterverein jetzt auch nicht mehr.
Was ist doch in den vergangenen Jahren in Bad Kissingen unter der Überschrift Reiterstege gestritten worden. Die Stadt hatte nacheinander den zentrumsnahen Alten Reitersteg und den sogenannten Neuen Reitersteg unterhalb der Oberen Saline abreißen lassen. Das Problem war immer dasselbe. Die Substanz hatte gelitten, die Sicherheit wurde in Frage gestellt und Ersatz für ihre Stege konnte oder wollte sich die Stadt nicht leisten.
Beim Altenburger Steg, dem sogenannten neuen Reitersteg, zeigte die Stadt allerdings wenigstens Bereitschaft, wenn schon nicht als Bauherr, so doch wenigstens als Unterstützer in Erscheinung zu treten. Doch die in Aussicht gestellte städtische Förderung braucht es nicht mehr: Der Reiterverein lehnt inzwischen ab, die Rolle des Bauherrn für den Ersatzsteg zu übernehmen. Oberbürgermeister Kay Blankenburg hat das bei der Haushaltsdebatte im Finanzausschuss verkündet. Timo Sitte, der Vorsitzende des Vereins, bestätigt es.
In Sorge wegen laufender Kosten
Der Verein könne so ein Projekt einfach nicht als Bauherr tragen, erklärte Sitte auf Anfrage: "Da wären wir der einzige Verein in Deutschland gewesen, der eine Brücke besitzt", sagt er. Der Vorsitzende, der vereinsintern schon länger als Gegner eines so weitgehenden Engagements der Kissinger Reiter galt, führt mehrere Gründe für die Entscheidung an.
Als ersten nennt er "die wahnsinnigen Kosten für Prüfungen", die bei Brücken regelmäßig erfolgen müssten. Geprüft werde zwar nicht jedes Jahr, trotzdem schätzt er den jährlichen Aufwand des Vereins auf vielleicht 1500 Euro.
Dagegen, die Rolle des Bauherrn einzunehmen, spricht laut Sitte darüber hinaus, dass beim Bauherrn "die Gefahr der Teuerung" liege. Er komme selbst aus der Baubranche und wisse, dass eigentlich immer alles teurer werde als geplant. Den Verein könne so eine Verteuerung aber empfindlich treffen.
"Außerdem", ergänzt Sitte, "ist bei so einer Brücke irgendwann" auch eine Sanierung nötig. Durch den für die Kasse glücklichen Umstand einer Erbschaft hätte sich der Verein seinen Anteil an der Investition, deren Kosten sich insgesamt Richtung 200 000 Euro bewegten, zurzeit zwar leisten können, berichtet der Vorsitzende dazu. Man könne aber kaum auf den Zufall einer weiteren Erbschaft kalkulieren, wenn der Steg dereinst saniert werden müsse.
Verein hat geerbt
Weil zwischenzeitlich auch andere Investitionen notwendig würden, hätte es aus Sicht des Vorsitzenden trotz der Erbschaft eng werden können für die Finanzkraft des Vereins. Unter anderem müsse man Ersatz für den Vereinstraktor suchen. Wenn sich ein anderer berufen fühle, das Projekt Erneuerung des Steges doch noch anzugehen, könne man gerne darüber reden, ob der Verein sich beteiligt.
Stadtpolitik gegen die Infrastruktur: Die Stadt will kein Geld für Stege über die Saale ausgeben, kann aber 100 000 Euro für einen Architekturwettbewerb rauswerfen, um am Berliner Platz funktionierende Infrastruktur (Busbahnhof) zu vernichten. Das verstehe wer will.