24 Jahre hat eine Lufthansa-Boeing den Namen der Kurstadt getragen. Nun wurde die Boeing 737-300 ausgeflottet. In die Schrottpresse muss sie aber nicht.
Die Lufthansa-Boeing 737-300 mit dem amtlichen Kennzeichen D-AHEH und dem Taufnamen "Bad Kissingen" hat sich auf ihren letzten Weg im Zeichen des Kranichs gemacht. Zusammen mit ihrer Schwester "Neubrandenburg" wurde sie nach Florida überführt. Das berichtet die angesehene Fachzeitschrift "Flug Revue" in ihrem Online-Portal. Damit hat die Airline die beiden letzten ihrer einst mehr als 60 B 737 der Baureihen 300 und 500 abgegeben.
Top gepflegt und gewartet
Auf die "Bad Kissingen" muss die Schrottpresse wohl aber noch warten. Der Leasinggeber und Flugzeughändler Automatic LLC mit Sitz in Lake Mary (Florida) hat sie, wie mehr als 90 andere Jets seit 1996, von der Lufthansa erworben. Es ist daher gut denkbar, dass die top gepflegte und gewartete Maschine noch viele Jahre unter anderer Flagge irgendwo in der Welt im Einsatz sein wird.
Die am 15. August 1991 gebaute Boeing mit der Seriennummer 2102 stand eigentlich schon vor drei, vier Jahren zur Ablösung an. Am 27. Oktober 2013 fand ihr angeblich letzter Flug unter der Nummer LH 9926 von Hamburg nach Berlin-Schönefeld statt. Dann ging es doch weiter, jetzt waren sie und die "Neubrandenburg" die letzten ihrer Art bei der Airline.
Getauft wurde die "Bad Kissingen" am 29. Oktober 1992 bei einem kleinen Festakt auf dem Flughafen Frankfurt. Anwesend war nicht nur eine Delegation des Bad Kissinger Stadtrates, sondern - als Tauf-Crew - auch der spätere Jumbo-Kapitän Hans-Joachim Riedelsheimer und Stewardess Britta Unger, eine Hamburgerin, die in Bad Kissingen wohnte.
Riedelsheimer sagte einmal, es sei für ihn eine große Ehre gewesen, ausgewählt worden zu sein. Er wohnte damals in Aschaffenburg und habe "eine große Affinität zu der Gegend" gehabt.
Der OB als Taufpate
Der damalige Bad Kissinger OB Christian Zoll (SPD) war Pate. Die Airline war Sponsor des Kissinger Sommer, die Stadt hatte daher beantragt, eine Maschine nach ihr zu benennen. Zolls Frau Lilo goss eine Flasche Champagner über die Flugzeugnase und sagte: "Ich taufe Dich auf den Namen Bad Kissingen und wünsche Dir und Deiner Besetzung allzeit guten Flug". Christian Zoll wünschte allzeit "happy Landing". Dann wurden die Taufurkunde unterzeichnet, die Namenszüge an der Tür enthüllt und die Maschine besichtigt. Christian Zoll steuerte zielsicher den Kapitänssitz an, seine Frau Lilo musste sich mit dem Platz des Ersten Offiziers bescheiden.
Lange zierte ein Modell der "Bad Kissingen" Zolls Dienstzimmer, bevor es ins Archiv verbannt wurde. Dort wurde es am Dachboden "gegroundet".
Die D-ABEH flog mit täglich wechselnden Crews in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Zuletzt war der Kurz- und Mittelstrecken-Jet in Hamburg stationiert. Von hier aus ging es unter anderem nach Moskau, Mallorca, Reykjavik oder London.
Der Flieger hatte ein Rad ab
Im Laufe der vielen Jahre kamen rund 45 000 Flugstunden zusammen. Meist ohne Probleme. Nur einmal sorgte die "Bad Kissingen" für Schlagzeilen: Sie verlor beim Flug LH 2809 am Freitag, 8. April 2011, von Köln nach Hamburg bei der Landung einen von zwei Reifen des Bugfahrwerks. Passiert ist nichts, niemand wurde verletzt.
Ersetzt wurden die Boeing-Oldtimer Zug um Zug durch Airbus-Maschinen der Reihen 320 und 321 (neo).
Ob eine von ihnen einmal den Namen Bad Kissingen tragen wird, steht in den Sternen. Nach Angaben der Airline ist eine LH-Patenschaft nicht an ein bestimmtes Flugzeug gebunden. Der Name gehe auf die Folge-Maschine über.
Meistgebauter Passagier-Jet
140 Plätze: Die Boeing 737-300 ist 33,40 Meter lang und 11,10 Meter hoch. Sie hat eine Spannweite von 28,90 Metern. Bei der Deutschen Lufthansa AG hatte sie 140 Sitzplätze in 24 Reihen (die Reihen 13 und 17 gibt es nicht) und zwei Klassen. Sie erreicht eine Reisegeschwindigkeit von 795 Stundenkilometern bei einer Flughöhe von bis zu 11 300 Meter (37 000 Fuß) und einer Reichweite von 2000 Kilometern bei maximaler Auslastung. Die Besatzung besteht aus zwei Piloten und bis zu fünf Mitgliedern der Cabin-Crew.
Dauerbrenner: Die Boeing 737-300 war ursprünglich eine etwas verlängerte 737-200 mit moderneren CFW-56-3-Triebwerken und einem leistungsfähigen Flightmanagement-System. Der 737-Prototyp hatte seinen Jungfern-Flug Am 9. April 1967.
Sekundentakt: Die 737- Flugzeug-Familie ist der meistgebaute Passagier-Jet der Welt. Bislang wurden von verschiedenen Versionen über 13 600 Stück montiert oder geordert. Ein Ende ist noch lange nicht in Sicht, die 737 - Stückpreis von 76 bis knapp 100 Millionen US-Dollar - wird kontinuierlich weiterentwickelt. Pro Monat werden 47 Maschinen hergestellt. Alle zwei Sekunden startet oder landet irgendwo in der Welt eine Boeing 737.
Patenschaft: Seit September 1960 tragen Lufthansa-Maschinen Städte- und Ländernamen.
Datenquelle: Wikipedia