Bad Kissingen erinnert an seine Rolle in den Kriegen

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Herbert Grabowski (links) erklärt OB Kay Blankenburg, was er sich bei der künstlerischen Gestaltung der Stele gedacht hat. Foto: Edgar Bartl
Herbert Grabowski (links) erklärt OB Kay Blankenburg, was er sich bei der künstlerischen Gestaltung der Stele gedacht hat.  Foto: Edgar Bartl

Vier Kurorte, darunter auch Bad Kissingen, beleuchten in einer gemeinsamen Ausstellung ein bislang noch unbekanntes Kapitel: Ihre Rolle in den Zeiten der Kriege seit 1866.

Es handele sich nur um "erste Schatten, die große Ereignisse vorauswerfen", sagte Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD). Er meinte eine bunte Stele mit Bildschirm, die der Künstler Herbert Grabowski gestaltet hat.
Stelen gibt es viele. Die jetzt in der Oberen Saline präsentierte, ragt in mehrfacher Hinsicht heraus. Sie ist Teil einer Ausstellung, die vier Kurorte - Bad Kissingen, Bad Pyrmont, Bad Schwalbach und Bad Wildungen - gemeinsam erstellen.
Und sie befasst sich mit einem kaum beachteten Personenkreis: Mit "vergessenen Gästen", mit der Rolle der Heilbädern in den Kriegen seit dem Jahr 1866.

Kein "Dienst am Vaterland"

Dann wurden die Kurstädte schnell zu gut frequentierten Lazarett-Standorten. Die verwundeten Soldaten gehörten zwar nicht zu ihrer eigentlichen "Zielgruppe", sie waren aber Grundlage solider Einnahmen.

"Die Kurorte haben davon auch profitiert", sagte Museumsleiter Bernhard Weller (Bad Wildungen". Sie hätten keinen "Dienst am Vaterland" geleistet. Alles sei genau gesetzlich geregelt gewesen, alles sei bezahlt worden: In Bad Wildungen im zweiten Weltkrieg von der deutschen Luftwaffe und danach von der amerikanischen Armee. Außerdem hätten viele Angehörige ihre Verletzten besucht.

Historischer Rotkreuz-Einsatz

Auch als Lazarettstadt hat Bad Kissingen Geschichte geschrieben. Hier hat der erste Großeinsatz des Roten Kreuzes stattgefunden. Das war am 12. Juli 1866 anlässlich einer Schlacht zwischen bayerischen und preußischen Truppen. Verletzte wurden in den Arkaden versorgt. 1905 wurde in Bad Kissingen das Marinekurlazarett errichtet. Es ermöglichte, wie andere Häuser auch, im Krieg zur Behandlung und Genesung Verwundeter. Heute werden in Bad Kissingen Bundeswehr-Soldaten mit posttraumatischen Problemen nach Auslandseinsätzen therapiert.

Vier Orte, vier Themenbereiche

Kulturreferent Peter Weidisch (OB Blankenburg: "der Motor der Kultur und der Darstellungsarbeit in Bad Kissingen") erläuterte die Details. Jeder Kurort erstellt eine eigene Stele. Die Bad Wildunger setzt sich mit den Ereignissen im zweiten Weltkrieg auseinander, Bad Schwalbach befasst sich näher mit dem damaligen Unterhaltungsangebot zwecks Aufmunterung der genesenden Soldaten.

Zu den vier Stelen kommten weitere Exponate und zahlreiche Informationen. Der Historiker Oliver Heym hat sie aufbereitet. Unter anderem nutzt er Material aus dem Bad Kissinger Stadtarchiv, das so noch nie gezeigt worden ist. Diese Ausstellung ist das bislang größte Projekt dieser Art, die die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Kur- und Bädermuseum verwirklicht. Sie kostet knapp 100.000 Euro und geht auf Wanderschaft. In Bad Kissingen ist sie vom 30. Juli bis 2. November 2014 zu sehen. Anschließend kommt die Bad Kissinger Stele in die Obere Saline.

Geschichte Am 10. Juli 1866 kam es in Kissingen zu einem Gefecht zwischen bayerischen und preußischen Verbänden. Die Preußen sahen zwar von einem Frontalangriff auf das Heilbad ab, dennoch kam es zu schweren Gefechten im Gebiet um den Kapellenfriedhof, im Stadtbereich, in Winkels, Hausen und Nüdlingen. Schreckliche Bilanz: 244 Gefallene, 1289 Verwundete, 623 Vermisste und hoher Sachschaden.

Folgen Kissingen musste 20.000 bis 30.000 Preußen aufnehmen, zahlreiche Verwundete waren zu behandeln, Tote zu begraben. Der Kampf um Kissingen zählt zu den bedeutendsten Gefechten des Deutschen Krieges. Die Preußen hatten ihre technische und militärische Überlegenheit bewiesen, konnten das aber nicht nutzen, weil ihre Truppen erschöpft waren. Am 28. Juli 1866 schlossen Preußen und Bayern einen Waffenstillstand.

Ausstellung Die Stelen, die Herbert Grabowski künstlerisch gestaltet hat, "visualisieren das Spannungsfeld, das entsteht, wenn der Störfaktor Krieg in die sanfte Welt der Heilbäder eindringt" (Kulturreferent Peter Weidisch). Sie nehmen die vier zentralen Themenschwerpunkte der Ausstellung auf. Die Texte von Oliver Heyn sind kurz, prägnant, bebildert und in Teilbereiche untergliedert.