10 423 Interessierte besuchten 2016 das städtische Museum, 630 machten die Führungen mit.
Zum 100. Todestag Bismarcks eröffnete 1998 das städtische Museum Obere Saline. 350 Quadratmeter umfasste damals die Ausstellung in der historischen Bismarck-Wohnung. "Mittlerweile ist die Ausstellungsfläche auf 1400 Quadratmeter gewachsen", blickt Museumsleiter Peter Weidisch zurück, und: "Es ist schön zu sehen, wie das sukzessive gewachsen ist." Die Obere Saline sei längst ein Museums- und Kulturquartier: "Ein Museum darf kein Elfenbein-Turm sein, sondern muss leben", erklärt Weidisch. Dass das gelang, sei an Museums- und Salinenfesten abzulesen: "Die sind in der Bevölkerung fest verankert."
Die Obere Saline stand jahrzehntelang weitgehend leer: Lediglich ein paar Wohnungen in der ehemaligen Salz-Produktion und Fürstensitz (siehe Info-Kasten) waren vermietet - und sind es bis heute. "Eine Anwohnerin hatte damals den Schlüssel und hat auf Anfrage die Bismarck-Wohnung gezeigt", erinnert sich Helena Scharf, die seit der Eröffnung im Museum arbeitet. Für den symbolischen Preis von einer D-Mark und einem Zuschuss für die Sanierung obendrauf kaufte die Stadt dem Freistaat die Obere Saline ab.
Führungen kommen gut an
"Wir haben hier ein Museum von nationalem Rang", verweist Weidisch auf die Bedeutung der originalgetreu erhaltenen Bismarck-Wohnung. Das würdigen auch die Besucher: Um 23,5 Prozent stieg deren Zahl im vergangenen Jahr: von 8437 auf 10 423. Gelohnt hat sich laut Weidisch auch die aufwendige Konzeption neuer Führungen. Vor allem die "Kostümführung mit Zofe Marie" komme gut an, aber auch weitere Themenführungen von Salz bis Weltbad. Bei einer Erlebnisführung können Kinder sogar selbst in Kostüme schlüpfen. Insgesamt stieg die Teilnehmerzahl der offenen Sonntagsführungen von 280 auf 630, also um 125 Prozent. Bei den museumspädagogischen Angeboten machten im vergangenen Jahr 180 Kinder mit, das waren doppelt so viele wie 2015.
Die gestiegene Gästezahl hat mit dazu beigetragen, dass das Defizit sinkt: 136 300 Euro musste die Stadt im Jahr 2016 drauflegen, im Jahr davor waren es noch 145 300 Euro. Das Budget sei stabil und werde nicht in Frage gestellt: "Stadtrat und Oberbürgermeister stehen hinter dem Museum", betont Kulturreferent Weidisch.
Seit September absolviert die 19-jährige Lea Wombacher ein Freiwilliges Soziales Jahr im Museum Obere Saline. "Ich erarbeite gerade ein pädagogisches Programm", erzählt sie begeistert von ihrem eigenen Projekt. "Die Idee ist, dass im Museum eine Mäusefamilie wohnt, ein Mäuse-Kind ist weggelaufen, und wir begeben uns auf die Suche." Im Vordergrund solle dabei der Spaß stehen, sagt die 19-Jährige, die ab Herbst Grundschul-Lehramt studieren will.
Keine Bewerber aus der Stadt
Lea Wombacher hat 2016 in Aschaffenburg Abitur gemacht, danach bewarb sie sich über die zentrale Stelle für das soziale Jahr. Anerkannte FSJler bekommen die Wahl aus mehreren Einrichtungen. Nach
Bad Kissingen zog es die Aschaffenburgerin vor allem, weil ihre Großeltern hier wohnen und sie bei ihnen einziehen konnte. Für Juni hat sie die Premiere ihres neuen Kinder-Programmes geplant.
"Wir bieten seit vielen Jahren jedes Jahr ein soziales Jahr an", berichtet Museumsmitarbeiterin Helena Scharf, die die FSJler betreut. Das Jahr sei ein guter Start in die Berufswelt: "Bisher haben alle gesagt, dass sie das Jahr hier weitergebracht hat, man lernt unter anderem, strukturiert zu arbeiten." Wünschen würde sich Scharf nach rund neun jungen Mitarbeitern von außerhalb auch mal jemanden aus Bad Kissingen: Bis Ende April könnten sich Interessierte noch bewerben. "Das ist für alle Beteiligten eine Bereicherung", freut sich auch Museumsleiter Peter Weidisch. Lea Wombacher lerne ein neues Berufsfeld kennen, unter anderem arbeite sie zwei Tage in der Woche im Stadtarchiv mit.
Auch in anderen Bereichen ist den Mitarbeitern wichtig, dass das Museum lebendig bleibt: "Die Museums-Konzeption ist bis heute modern, die Gestaltung ist damals gut geglückt", freut sich etwa Helena Scharf, dass die Ausstellung bis heute gut bei den Besuchern ankomme. Neben Scharf und Birgit Bundscherer als hauptamtliche Mitarbeiter sorgen die freie Museumspädagogin Pauline Feichtinger sowie acht zertifizierte Gästeführer für Abwechslung bei den Besuchern. Jeden Sonntag gibt es Sonder- oder Themenführungen, die aber auch frei buchbar sind, egal mit einer Schulklasse oder für einen Kinder-Geburtstag.
Wissenschaftliches Arbeiten
Daneben wird in der Oberen Saline auch wissenschaftlich gearbeitet: "Aus unserer Arbeit über die Spielzeug-Produktion in der Rhön hat sich das Projekt Schnitz-Standort Rhön in Sandberg entwickelt", nennt Weidisch als Beispiel. Auf Initiative des Museums Obere Saline sei 2004 auch der Museumsverbund Rhön-Saale entstanden, dem sieben Museen in den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld angehören. Gemeinsam präsentieren sich die Einrichtungen auf Messen und machen Werbung. "Wir sorgen für regionale Vernetzung, die auch die Region voranbringt", zieht Weidisch Bilanz.
Prall gefüllt ist der Terminkalender des Museums Obere Saline. Morgen,
Ostersonntag, etwa plaudert Gästeführerin Regina Steidle als Zofe der Familie von Bismarck aus dem Nähkästchen. Die stimmungsvolle Kostümführung ist bislang die erfolgreichste der neu konzipierten Themenführungen. Beginn ist wie bei allen offenen Sonntagsführungen um 15 Uhr, Anmeldungen sind nicht erforderlich.
Bei der Führung "Bischof - Bismarck - Bunte Sachen" lernen die Gäste am
Sonntag, 23. April, ab 15 Uhr, alle Abteilungen des Museums Obere Saline kennen. Gästeführerin Else Somieski erklärt, wie in Bad Kissingen Salz produziert wurde, zeigt die original erhaltene Bismarck-Wohnung, die Spielzeugwelt und den Bereich "Weltbad".
Das museumspädagogische Programm für Kinder findet immer am zweiten Sonntag im Monat statt: Beim nächsten Termin am
Sonntag, 14. Mai, kreieren die Kinder Badesalz, im Juni lautet das Motto "Pack die Badehose ein".
Zwei Sonderausstellungen
Höhepunkte des Jahres sind die beiden Feste: Am
Sonntag, 21. Mai, steigt das Museumsfest mit Führungen und Kinderspielen im Freien, am
Wochenende, 25. bis 27. August, folgt das Salinenfest mit Ständen, Musik und Führungen. Im Museum sind neben den Dauerausstellungen ständig wechselnde Sonderausstellungen zu sehen: Vor kurzem startete die Schau zum Thema Bademoden im Wandel der Zeit, ab September ist eine Ausstellung mit "Caricatura" in Kassel geplant. Im Dachgeschoss ist noch bis Mitte Mai eine Sonderausstellung über Puppen zu sehen, ab 17. Mai folgt "Spielzeug aus Japan".
Entstehung Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim ließ die Obere Saline im Jahr 1763 zur Salzgewinnung errichten. 1767 richtete er für seine Kuraufenthalte hier die Salinenkirche ein, zwischenzeitlich wurde die Anlage "Friedrichshall" genannt.
Umbau Zwischen 1876 und 1893 absolvierte Reichskanzler Otto von Bismarck in der Oberen Saline mehrere Kuraufenthalte in der eigens für ihn eingerichteten Bismarck-Wohnung.
Ausstellungen 1998 wurde zunächst das Museum in der ehemaligen Bismarck-Wohnung eingerichtet. 2006 folgten die Abteilungen "Salz und Salzgewinnung" sowie "Heilbad Kissingen". 2011 entstand die Spielzeug-Welt mit Exponaten der Sammlerin Hilla Schütze im Dachgeschoss. 2016 kam als Abschluss die Abteilung "Weltbad Kissingen" dazu.
Veranstaltungen Das Museumsfest im Frühjahr und das Salinenfest im Sommer finden rund um das Museum statt. Seit dem Jahr 2000 gibt es das Jazz-Festival in "Bismarck's Basement, seit 2003 ist die Orangerie für Veranstaltungen nutzbar.
rr